dem Wehrgehenk dort fängt Stich und Hieb so gut wie das feinste Nothhemd, das je eine Jungfrau spann.
Ekkehard dankte. Der Abt stieg mit ihm aus der Rüstkammer hinunter. Der Ringelpanzer behagte ihm, er warf die braune Capuze drüber um; so trat er in den Garten unter die zagenden Brüder wie ein Riese des Herrn:157)
Der heilige Marcus ist heute Nacht vor mein Lager getreten, rief der Abt; nach dem hohen Twiel hat er gedeutet: dorthin wollen meine Gebeine, daß keines Heiden Hand sie entweihe. Auf und rüstet euch! In Gebet und Gottvertrauen hat seither eure Seele den Kampf mit dem bösen Feind gekämpft, jetzt sollen eure Fäuste weisen, daß ihr Kämpfer seid. Denn die da kommen, sind Söhne der Teufel; Alrau- nen und Dämonen in asischer Wüste haben sie erzeugt; Teufelswerk ist ihr Treiben, zur Hölle werden sie zurückfahren, wenn ihre Zeit um!158)
Da ward auch dem Sorglosesten der Brüder deutlich, daß eine Gefahr im Anzug. Beifällig Murmeln ging durch die Reihen, sie waren von Pflege der Wissenschaft noch nicht so weich gemacht, daß ihnen ein Kriegszug nicht als löbliche Abwechslung erschienen wäre.
An einen Apfelbaum gelehnt stand Rudimann der Kellermeister, bedenkliche Falten auf der Stirn. Ekkehard ersah ihn, schritt auf ihn zu und wollte ihn umarmen, als Zeichen, daß gemeinsame Noth alten Zwist ausebne. Rudimann aber winkte ihm ab: Ich weiß was Ihr wollet! -- Aus dem Saum seiner Kutte zog er einen groben härenen Faden, warf ihn auf Erde und trat darauf: So lang ein hunnisch Roß die deutsche Erde stampft, sprach er, soll alle Feindschaft aus meinem Herzen gerissen sein wie dieser Faden aus meinem Gewand;159) überleben wir den Streit, so mag's wieder eingefädelt werden, wie sich's geziemt!
Er wandte sich und schritt nach seinem Keller zu wichtiger Arbeit. In Reih und Glied lagen dort den hochgewölbten Raum entlang die Stückfässer als wie in Schlachtordnung, und keines klang hohl, so man anklopfte. Rudimann hatte etliche Maurer bestellt; jetzt ließ er einen Vorplatz, wo sonst Kraut und Frucht bewahrt lag, herrichten, als wär' das der Klosterkeller; zwei Fäßlein und ein Faß pflanzten sie drin auf. Findet der Feind gar nichts vor, so schöpft er Verdacht, also
dem Wehrgehenk dort fängt Stich und Hieb ſo gut wie das feinſte Nothhemd, das je eine Jungfrau ſpann.
Ekkehard dankte. Der Abt ſtieg mit ihm aus der Rüſtkammer hinunter. Der Ringelpanzer behagte ihm, er warf die braune Capuze drüber um; ſo trat er in den Garten unter die zagenden Brüder wie ein Rieſe des Herrn:157)
Der heilige Marcus iſt heute Nacht vor mein Lager getreten, rief der Abt; nach dem hohen Twiel hat er gedeutet: dorthin wollen meine Gebeine, daß keines Heiden Hand ſie entweihe. Auf und rüſtet euch! In Gebet und Gottvertrauen hat ſeither eure Seele den Kampf mit dem böſen Feind gekämpft, jetzt ſollen eure Fäuſte weiſen, daß ihr Kämpfer ſeid. Denn die da kommen, ſind Söhne der Teufel; Alrau- nen und Dämonen in aſiſcher Wüſte haben ſie erzeugt; Teufelswerk iſt ihr Treiben, zur Hölle werden ſie zurückfahren, wenn ihre Zeit um!158)
Da ward auch dem Sorgloſeſten der Brüder deutlich, daß eine Gefahr im Anzug. Beifällig Murmeln ging durch die Reihen, ſie waren von Pflege der Wiſſenſchaft noch nicht ſo weich gemacht, daß ihnen ein Kriegszug nicht als löbliche Abwechslung erſchienen wäre.
An einen Apfelbaum gelehnt ſtand Rudimann der Kellermeiſter, bedenkliche Falten auf der Stirn. Ekkehard erſah ihn, ſchritt auf ihn zu und wollte ihn umarmen, als Zeichen, daß gemeinſame Noth alten Zwiſt ausebne. Rudimann aber winkte ihm ab: Ich weiß was Ihr wollet! — Aus dem Saum ſeiner Kutte zog er einen groben härenen Faden, warf ihn auf Erde und trat darauf: So lang ein hunniſch Roß die deutſche Erde ſtampft, ſprach er, ſoll alle Feindſchaft aus meinem Herzen geriſſen ſein wie dieſer Faden aus meinem Gewand;159) überleben wir den Streit, ſo mag's wieder eingefädelt werden, wie ſich's geziemt!
Er wandte ſich und ſchritt nach ſeinem Keller zu wichtiger Arbeit. In Reih und Glied lagen dort den hochgewölbten Raum entlang die Stückfäſſer als wie in Schlachtordnung, und keines klang hohl, ſo man anklopfte. Rudimann hatte etliche Maurer beſtellt; jetzt ließ er einen Vorplatz, wo ſonſt Kraut und Frucht bewahrt lag, herrichten, als wär' das der Kloſterkeller; zwei Fäßlein und ein Faß pflanzten ſie drin auf. Findet der Feind gar nichts vor, ſo ſchöpft er Verdacht, alſo
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dem Wehrgehenk dort fängt Stich und Hieb ſo gut wie das feinſte
Nothhemd, das je eine Jungfrau ſpann.
Ekkehard dankte. Der Abt ſtieg mit ihm aus der Rüſtkammer
hinunter. Der Ringelpanzer behagte ihm, er warf die braune Capuze
drüber um; ſo trat er in den Garten unter die zagenden Brüder
wie ein Rieſe des Herrn:
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Der heilige Marcus iſt heute Nacht vor mein Lager getreten, rief
der Abt; nach dem hohen Twiel hat er gedeutet: dorthin wollen meine
Gebeine, daß keines Heiden Hand ſie entweihe. Auf und rüſtet euch!
In Gebet und Gottvertrauen hat ſeither eure Seele den Kampf mit
dem böſen Feind gekämpft, jetzt ſollen eure Fäuſte weiſen, daß ihr
Kämpfer ſeid. Denn die da kommen, ſind Söhne der Teufel; Alrau-
nen und Dämonen in aſiſcher Wüſte haben ſie erzeugt; Teufelswerk
iſt ihr Treiben, zur Hölle werden ſie zurückfahren, wenn ihre Zeit
um!
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Da ward auch dem Sorgloſeſten der Brüder deutlich, daß eine
Gefahr im Anzug. Beifällig Murmeln ging durch die Reihen, ſie
waren von Pflege der Wiſſenſchaft noch nicht ſo weich gemacht, daß
ihnen ein Kriegszug nicht als löbliche Abwechslung erſchienen wäre.
An einen Apfelbaum gelehnt ſtand Rudimann der Kellermeiſter,
bedenkliche Falten auf der Stirn. Ekkehard erſah ihn, ſchritt auf ihn
zu und wollte ihn umarmen, als Zeichen, daß gemeinſame Noth alten
Zwiſt ausebne. Rudimann aber winkte ihm ab: Ich weiß was Ihr
wollet! — Aus dem Saum ſeiner Kutte zog er einen groben härenen
Faden, warf ihn auf Erde und trat darauf: So lang ein hunniſch
Roß die deutſche Erde ſtampft, ſprach er, ſoll alle Feindſchaft aus
meinem Herzen geriſſen ſein wie dieſer Faden aus meinem Gewand;
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überleben wir den Streit, ſo mag's wieder eingefädelt werden, wie
ſich's geziemt!
Er wandte ſich und ſchritt nach ſeinem Keller zu wichtiger Arbeit.
In Reih und Glied lagen dort den hochgewölbten Raum entlang die
Stückfäſſer als wie in Schlachtordnung, und keines klang hohl, ſo man
anklopfte. Rudimann hatte etliche Maurer beſtellt; jetzt ließ er einen
Vorplatz, wo ſonſt Kraut und Frucht bewahrt lag, herrichten, als wär'
das der Kloſterkeller; zwei Fäßlein und ein Faß pflanzten ſie drin
auf. Findet der Feind gar nichts vor, ſo ſchöpft er Verdacht, alſo
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/171>, abgerufen am 24.11.2024.
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