am Brenner, und Eisen und Erz und was sonst in des Gebirges Adern verborgen ruht, sollte all' des Weland sein.
Und dem Weland ward's wohl und fröhlich um's Herz in den tiroler Bergen; die Wildwasser rauschten zu ihm heran und trieben das Radwerk, der Sturm blies ihm das Heerdfeuer an und die Sterne sprachen: wir müssen uns anstrengen, sonst glänzen die Funken, die Weland schlägt, heller denn wir.
So gedieh Weland's Arbeit wohl. Schildesrand und Schwert, Messer und Pocal und was an Kleinod eines Königs Hofburg ziert, wirkte der Sinnige und war kein Schmied, so weit die Sonne auf Alpenschnee glänzt, sich mit Weland zu messen. Elberich aber hatte viel böse Feinde, die einten sich und setzten den einäugigen Amilias zu ihrem Führer und brachen in's Land ein. Und Elberich trug großes Herzeleid und sprach: Wer mir des Amilias Haupt brächte, mein einzig Töchterlein sollt ihn dafür küssen als Ehgemahl! Da löschte Weland sein Schmiedfeuer, schnallte sein breites Schwert Mi- mung um und zog aus gegen Elberich's Widersacher. Und das Schwert war brav und schlug dem Amilias das Haupt ab, daß aller Feind über Joch und Klausen heimlief. Weland aber brachte seinem König das Haupt. Da sprach der zürnend: Was ich von meiner Tochter angelobet, das hat der Wind verweht; ein Schmied kann nicht mein Sohn sein, deß würden meine Hände rußig, wenn er den Gruß mir bieten wollt'. Aber als Lohn sollst du drei Goldpfennige haben, dafür kann ein Mann turnieren und stechen, reigen und tanzen, zieren und pflanzen und eine Dirne sich kaufen am Markt. Weland warf ihm die drei Goldpfennige vor die Füße, daß sie unter den Thron rollten, und sprach: Behüt' Euch Gott, auf Nimmerwiedersehen! und wandte sich aus dem Lande zu gehn. Der König aber wollte den Schmied nicht missen, darum ließ er ihn niederwerfen und die Sehnen am Fuß durchschneiden, daß er hinkend ward und ungemuth, und des Fliehens vergessen mußt'.
Und Weland schleppte sich traurig in die Waldschmiede heim und zündete sein Feuer wieder an, aber er pfiff und sang nimmer, wenn er mit schwerem Hammer das Eisen schlug und sein Gemüth ward ingrimmig. Da kam einsmals des Königs Sohn, der war ein roth- wangiger Knab' und war allein in den Wald gezogen und sprach:
D. B. VII. Scheffel, Ekkehard. 19
am Brenner, und Eiſen und Erz und was ſonſt in des Gebirges Adern verborgen ruht, ſollte all' des Weland ſein.
Und dem Weland ward's wohl und fröhlich um's Herz in den tiroler Bergen; die Wildwaſſer rauſchten zu ihm heran und trieben das Radwerk, der Sturm blies ihm das Heerdfeuer an und die Sterne ſprachen: wir müſſen uns anſtrengen, ſonſt glänzen die Funken, die Weland ſchlägt, heller denn wir.
So gedieh Weland's Arbeit wohl. Schildesrand und Schwert, Meſſer und Pocal und was an Kleinod eines Königs Hofburg ziert, wirkte der Sinnige und war kein Schmied, ſo weit die Sonne auf Alpenſchnee glänzt, ſich mit Weland zu meſſen. Elberich aber hatte viel böſe Feinde, die einten ſich und ſetzten den einäugigen Amilias zu ihrem Führer und brachen in's Land ein. Und Elberich trug großes Herzeleid und ſprach: Wer mir des Amilias Haupt brächte, mein einzig Töchterlein ſollt ihn dafür küſſen als Ehgemahl! Da löſchte Weland ſein Schmiedfeuer, ſchnallte ſein breites Schwert Mi- mung um und zog aus gegen Elberich's Widerſacher. Und das Schwert war brav und ſchlug dem Amilias das Haupt ab, daß aller Feind über Joch und Klauſen heimlief. Weland aber brachte ſeinem König das Haupt. Da ſprach der zürnend: Was ich von meiner Tochter angelobet, das hat der Wind verweht; ein Schmied kann nicht mein Sohn ſein, deß würden meine Hände rußig, wenn er den Gruß mir bieten wollt'. Aber als Lohn ſollſt du drei Goldpfennige haben, dafür kann ein Mann turnieren und ſtechen, reigen und tanzen, zieren und pflanzen und eine Dirne ſich kaufen am Markt. Weland warf ihm die drei Goldpfennige vor die Füße, daß ſie unter den Thron rollten, und ſprach: Behüt' Euch Gott, auf Nimmerwiederſehen! und wandte ſich aus dem Lande zu gehn. Der König aber wollte den Schmied nicht miſſen, darum ließ er ihn niederwerfen und die Sehnen am Fuß durchſchneiden, daß er hinkend ward und ungemuth, und des Fliehens vergeſſen mußt'.
Und Weland ſchleppte ſich traurig in die Waldſchmiede heim und zündete ſein Feuer wieder an, aber er pfiff und ſang nimmer, wenn er mit ſchwerem Hammer das Eiſen ſchlug und ſein Gemüth ward ingrimmig. Da kam einsmals des Königs Sohn, der war ein roth- wangiger Knab' und war allein in den Wald gezogen und ſprach:
D. B. VII. Scheffel, Ekkehard. 19
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am Brenner, und Eiſen und Erz und was ſonſt in des Gebirges
Adern verborgen ruht, ſollte all' des Weland ſein.
Und dem Weland ward's wohl und fröhlich um's Herz in den
tiroler Bergen; die Wildwaſſer rauſchten zu ihm heran und trieben
das Radwerk, der Sturm blies ihm das Heerdfeuer an und die Sterne
ſprachen: wir müſſen uns anſtrengen, ſonſt glänzen die Funken, die
Weland ſchlägt, heller denn wir.
So gedieh Weland's Arbeit wohl. Schildesrand und Schwert,
Meſſer und Pocal und was an Kleinod eines Königs Hofburg ziert,
wirkte der Sinnige und war kein Schmied, ſo weit die Sonne auf
Alpenſchnee glänzt, ſich mit Weland zu meſſen. Elberich aber hatte
viel böſe Feinde, die einten ſich und ſetzten den einäugigen Amilias
zu ihrem Führer und brachen in's Land ein. Und Elberich trug
großes Herzeleid und ſprach: Wer mir des Amilias Haupt brächte,
mein einzig Töchterlein ſollt ihn dafür küſſen als Ehgemahl! Da
löſchte Weland ſein Schmiedfeuer, ſchnallte ſein breites Schwert Mi-
mung um und zog aus gegen Elberich's Widerſacher. Und das Schwert
war brav und ſchlug dem Amilias das Haupt ab, daß aller Feind
über Joch und Klauſen heimlief. Weland aber brachte ſeinem König
das Haupt. Da ſprach der zürnend: Was ich von meiner Tochter
angelobet, das hat der Wind verweht; ein Schmied kann nicht mein
Sohn ſein, deß würden meine Hände rußig, wenn er den Gruß mir
bieten wollt'. Aber als Lohn ſollſt du drei Goldpfennige haben, dafür
kann ein Mann turnieren und ſtechen, reigen und tanzen, zieren und
pflanzen und eine Dirne ſich kaufen am Markt. Weland warf ihm
die drei Goldpfennige vor die Füße, daß ſie unter den Thron rollten,
und ſprach: Behüt' Euch Gott, auf Nimmerwiederſehen! und wandte
ſich aus dem Lande zu gehn. Der König aber wollte den Schmied
nicht miſſen, darum ließ er ihn niederwerfen und die Sehnen am Fuß
durchſchneiden, daß er hinkend ward und ungemuth, und des Fliehens
vergeſſen mußt'.
Und Weland ſchleppte ſich traurig in die Waldſchmiede heim und
zündete ſein Feuer wieder an, aber er pfiff und ſang nimmer, wenn
er mit ſchwerem Hammer das Eiſen ſchlug und ſein Gemüth ward
ingrimmig. Da kam einsmals des Königs Sohn, der war ein roth-
wangiger Knab' und war allein in den Wald gezogen und ſprach:
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/311>, abgerufen am 21.11.2024.
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