Weland ich will dir zuschauen. Da sprach der Schmied tückisch: stell' dich an Ambos, so schaust du Alles am besten, -- und zog die glühe Eisenstange aus den Flammen und stieß sie dem Königsknaben durch's Herz. Sein Gebein bleichte er und goß um die Knochen viel Erz und Silber, daß sie zu Säulen der Leuchter wurden, um den Schädel aber fügte er einen Goldrand, da ward der Schädel zum Becher. All' dies aber sandte Weland dem Elberich und wie die Boten geritten kamen, und nach dem Knaben fragten, sprach er: Ich sah ihn nimmer, er ist zu Wald gerannt.
Zu selber Zeit erging sich des Königs Tochter in ihrem Garten, die war so schön, daß sich die Lilien vor ihr neigten. Am Zeigefinger trug sie einen Ring von Gold, gestaltet wie eine Schlange und ein Carfunkel blitzte im Schlangenhaupt, den hatte Elberich selbst eingefügt und hielt den Ring theurer als ein Königreich und schenkte ihn seiner Tochter nur, weil sie in ihrer Schöne ihm über Alles lieb war. Die- weil sie aber eine Rose pflückte, sprang der Ring von der Jungfrau Finger und hüpfte mit hellem Schein über das Gestein und zerbrach; und der Carfunkel fiel aus der güldenen Fassung, daß die Maid die Hände rang und bitterlich wehklagte und sich nicht traute heimzugehen, denn sie fürchtete ihres Vaters Zorn.
Da sprachen die dienenden Frauen: Geh' heimlich zum Schmied Weland, der weiß Rath dafür. So trat die Königstochter in Weland's Schmiede und klagte ihre Noth. Der nahm den Ring und fügte ihn zusammen und schmolz Gold und Erz und der Carfunkel blitzte wieder im Schlangenhaupt. Aber Weland's Stirn war tief gefurcht, und wie die Jungfrau ihm freundlich zulachte und gehen wollt', da sprach er: Hei! wie kommst du mir geschlichen! und warf die feste Thür in's Schloß und legte Riegel vor und griff die Königstochter mit starker Hand und trug sie in die Kammer, wo Moos und Farren- kraut geschichtet lag. Und wie sie von dannen ging, weinte sie und raufte ihr seidenweich Haar ...
Ein Geräusch unterbrach Herrn Spazzo. Praxedis hatte zur Her- zogin aufgeschaut, ob sie nicht etwa erröthend aufspringen und Herrn Spazzo den Mund schließen solle; doch aus dem strengen Antlitz war nichts zu lesen. Darum trommelte sie ungeduldig mit den Fingern auf ihrer Laute.
Weland ich will dir zuſchauen. Da ſprach der Schmied tückiſch: ſtell' dich an Ambos, ſo ſchauſt du Alles am beſten, — und zog die glühe Eiſenſtange aus den Flammen und ſtieß ſie dem Königsknaben durch's Herz. Sein Gebein bleichte er und goß um die Knochen viel Erz und Silber, daß ſie zu Säulen der Leuchter wurden, um den Schädel aber fügte er einen Goldrand, da ward der Schädel zum Becher. All' dies aber ſandte Weland dem Elberich und wie die Boten geritten kamen, und nach dem Knaben fragten, ſprach er: Ich ſah ihn nimmer, er iſt zu Wald gerannt.
Zu ſelber Zeit erging ſich des Königs Tochter in ihrem Garten, die war ſo ſchön, daß ſich die Lilien vor ihr neigten. Am Zeigefinger trug ſie einen Ring von Gold, geſtaltet wie eine Schlange und ein Carfunkel blitzte im Schlangenhaupt, den hatte Elberich ſelbſt eingefügt und hielt den Ring theurer als ein Königreich und ſchenkte ihn ſeiner Tochter nur, weil ſie in ihrer Schöne ihm über Alles lieb war. Die- weil ſie aber eine Roſe pflückte, ſprang der Ring von der Jungfrau Finger und hüpfte mit hellem Schein über das Geſtein und zerbrach; und der Carfunkel fiel aus der güldenen Faſſung, daß die Maid die Hände rang und bitterlich wehklagte und ſich nicht traute heimzugehen, denn ſie fürchtete ihres Vaters Zorn.
Da ſprachen die dienenden Frauen: Geh' heimlich zum Schmied Weland, der weiß Rath dafür. So trat die Königstochter in Weland's Schmiede und klagte ihre Noth. Der nahm den Ring und fügte ihn zuſammen und ſchmolz Gold und Erz und der Carfunkel blitzte wieder im Schlangenhaupt. Aber Weland's Stirn war tief gefurcht, und wie die Jungfrau ihm freundlich zulachte und gehen wollt', da ſprach er: Hei! wie kommſt du mir geſchlichen! und warf die feſte Thür in's Schloß und legte Riegel vor und griff die Königstochter mit ſtarker Hand und trug ſie in die Kammer, wo Moos und Farren- kraut geſchichtet lag. Und wie ſie von dannen ging, weinte ſie und raufte ihr ſeidenweich Haar ...
Ein Geräuſch unterbrach Herrn Spazzo. Praxedis hatte zur Her- zogin aufgeſchaut, ob ſie nicht etwa erröthend aufſpringen und Herrn Spazzo den Mund ſchließen ſolle; doch aus dem ſtrengen Antlitz war nichts zu leſen. Darum trommelte ſie ungeduldig mit den Fingern auf ihrer Laute.
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Weland ich will dir zuſchauen. Da ſprach der Schmied tückiſch: ſtell'
dich an Ambos, ſo ſchauſt du Alles am beſten, — und zog die glühe
Eiſenſtange aus den Flammen und ſtieß ſie dem Königsknaben durch's
Herz. Sein Gebein bleichte er und goß um die Knochen viel Erz
und Silber, daß ſie zu Säulen der Leuchter wurden, um den Schädel
aber fügte er einen Goldrand, da ward der Schädel zum Becher.
All' dies aber ſandte Weland dem Elberich und wie die Boten geritten
kamen, und nach dem Knaben fragten, ſprach er: Ich ſah ihn nimmer,
er iſt zu Wald gerannt.
Zu ſelber Zeit erging ſich des Königs Tochter in ihrem Garten,
die war ſo ſchön, daß ſich die Lilien vor ihr neigten. Am Zeigefinger
trug ſie einen Ring von Gold, geſtaltet wie eine Schlange und ein
Carfunkel blitzte im Schlangenhaupt, den hatte Elberich ſelbſt eingefügt
und hielt den Ring theurer als ein Königreich und ſchenkte ihn ſeiner
Tochter nur, weil ſie in ihrer Schöne ihm über Alles lieb war. Die-
weil ſie aber eine Roſe pflückte, ſprang der Ring von der Jungfrau
Finger und hüpfte mit hellem Schein über das Geſtein und zerbrach;
und der Carfunkel fiel aus der güldenen Faſſung, daß die Maid die
Hände rang und bitterlich wehklagte und ſich nicht traute heimzugehen,
denn ſie fürchtete ihres Vaters Zorn.
Da ſprachen die dienenden Frauen: Geh' heimlich zum Schmied
Weland, der weiß Rath dafür. So trat die Königstochter in Weland's
Schmiede und klagte ihre Noth. Der nahm den Ring und fügte ihn
zuſammen und ſchmolz Gold und Erz und der Carfunkel blitzte wieder
im Schlangenhaupt. Aber Weland's Stirn war tief gefurcht, und
wie die Jungfrau ihm freundlich zulachte und gehen wollt', da ſprach
er: Hei! wie kommſt du mir geſchlichen! und warf die feſte Thür
in's Schloß und legte Riegel vor und griff die Königstochter mit
ſtarker Hand und trug ſie in die Kammer, wo Moos und Farren-
kraut geſchichtet lag. Und wie ſie von dannen ging, weinte ſie und
raufte ihr ſeidenweich Haar ...
Ein Geräuſch unterbrach Herrn Spazzo. Praxedis hatte zur Her-
zogin aufgeſchaut, ob ſie nicht etwa erröthend aufſpringen und Herrn
Spazzo den Mund ſchließen ſolle; doch aus dem ſtrengen Antlitz war
nichts zu leſen. Darum trommelte ſie ungeduldig mit den Fingern
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/312>, abgerufen am 22.11.2024.
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