Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Zwar müd, doch frischen Geists saß itzt beim Wein geeint Hagen der Dornige mit seinem alten Freund. Nach Lärm und Kampfgetös, Schildklang und schweren Hieben Zum Becher dort die Zwei viel Scherz und Kurzweil trieben. Zukünftig, sprach der Franke, magst du den Hirsch erjagen, O Freund! und von dem Fell den Lederhandschuh tragen, Und so du dir mit Wolle ausstopfest deine Rechte So meint noch mancher Mann, die Hand sei eine ächte. O weh, auch mußt fortan du, allem Brauch entgegen Um deine rechte Hüfte das breite Schlachtschwert legen, Und will Hiltgunde einst dir in die Arme sinken, So mußt du sie verkehrt umarmen mit der Linken, Und Alles was du thust, muß schief und linkisch sein .... Waltari ihm erwiedert': O Einaug, halte ein! Noch werd' ich manchen Hirsch als Linker niederstrecken, Doch dir wird nimmermehr des Ebers Braten schmecken. Schon seh' ich queren Auges dich mit den Dienern schelten Und tapfrer Helden Gruß mit scheelem Blick entgelten. Doch alter Treu gedenkend schöpf' ich dir guten Rath: Bist du der Heimath erst und deinem Heerd genaht, Dann laß von Mehl und Milch den Kindleinbrei dir kochen, Der schmeckt zahnlosem Mann und stärkt ihm seine Knochen. So ward der alte Treubund erneut mit Glimpf und Scherz, Dann trugen sie den König, dem schuf die Wunde Schmerz, Und hoben sänftlich ihn auf's Roß und ritten aus, Nach Worms die Franken zogen. Waltari ritt nach Haus. Zwar müd, doch friſchen Geiſts ſaß itzt beim Wein geeint Hagen der Dornige mit ſeinem alten Freund. Nach Lärm und Kampfgetös, Schildklang und ſchweren Hieben Zum Becher dort die Zwei viel Scherz und Kurzweil trieben. Zukünftig, ſprach der Franke, magſt du den Hirſch erjagen, O Freund! und von dem Fell den Lederhandſchuh tragen, Und ſo du dir mit Wolle ausſtopfeſt deine Rechte So meint noch mancher Mann, die Hand ſei eine ächte. O weh, auch mußt fortan du, allem Brauch entgegen Um deine rechte Hüfte das breite Schlachtſchwert legen, Und will Hiltgunde einſt dir in die Arme ſinken, So mußt du ſie verkehrt umarmen mit der Linken, Und Alles was du thuſt, muß ſchief und linkiſch ſein .... Waltari ihm erwiedert': O Einaug, halte ein! Noch werd' ich manchen Hirſch als Linker niederſtrecken, Doch dir wird nimmermehr des Ebers Braten ſchmecken. Schon ſeh' ich queren Auges dich mit den Dienern ſchelten Und tapfrer Helden Gruß mit ſcheelem Blick entgelten. Doch alter Treu gedenkend ſchöpf' ich dir guten Rath: Biſt du der Heimath erſt und deinem Heerd genaht, Dann laß von Mehl und Milch den Kindleinbrei dir kochen, Der ſchmeckt zahnloſem Mann und ſtärkt ihm ſeine Knochen. So ward der alte Treubund erneut mit Glimpf und Scherz, Dann trugen ſie den König, dem ſchuf die Wunde Schmerz, Und hoben ſänftlich ihn auf's Roß und ritten aus, Nach Worms die Franken zogen. Waltari ritt nach Haus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0418" n="396"/> <lg n="3"> <l>Zwar müd, doch friſchen Geiſts ſaß itzt beim Wein geeint</l><lb/> <l>Hagen der Dornige mit ſeinem alten Freund.</l><lb/> <l>Nach Lärm und Kampfgetös, Schildklang und ſchweren Hieben</l><lb/> <l>Zum Becher dort die Zwei viel Scherz und Kurzweil trieben.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zukünftig, ſprach der Franke, magſt du den Hirſch erjagen,</l><lb/> <l>O Freund! und von dem Fell den Lederhandſchuh tragen,</l><lb/> <l>Und ſo du dir mit Wolle ausſtopfeſt deine Rechte</l><lb/> <l>So meint noch mancher Mann, die Hand ſei eine ächte.</l><lb/> <l>O weh, auch mußt fortan du, allem Brauch entgegen</l><lb/> <l>Um deine rechte Hüfte das breite Schlachtſchwert legen,</l><lb/> <l>Und will Hiltgunde einſt dir in die Arme ſinken,</l><lb/> <l>So mußt du ſie verkehrt umarmen mit der Linken,</l><lb/> <l>Und Alles was du thuſt, muß ſchief und linkiſch ſein ....</l><lb/> <l>Waltari ihm erwiedert': O Einaug, halte ein!</l><lb/> <l>Noch werd' ich manchen Hirſch als Linker niederſtrecken,</l><lb/> <l>Doch dir wird nimmermehr des Ebers Braten ſchmecken.</l><lb/> <l>Schon ſeh' ich queren Auges dich mit den Dienern ſchelten</l><lb/> <l>Und tapfrer Helden Gruß mit ſcheelem Blick entgelten.</l><lb/> <l>Doch alter Treu gedenkend ſchöpf' ich dir guten Rath:</l><lb/> <l>Biſt du der Heimath erſt und deinem Heerd genaht,</l><lb/> <l>Dann laß von Mehl und Milch den Kindleinbrei dir kochen,</l><lb/> <l>Der ſchmeckt zahnloſem Mann und ſtärkt ihm ſeine Knochen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>So ward der alte Treubund erneut mit Glimpf und Scherz,</l><lb/> <l>Dann trugen ſie den König, dem ſchuf die Wunde Schmerz,</l><lb/> <l>Und hoben ſänftlich ihn auf's Roß und ritten aus,</l><lb/> <l>Nach Worms die Franken zogen. Waltari ritt nach Haus.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [396/0418]
Zwar müd, doch friſchen Geiſts ſaß itzt beim Wein geeint
Hagen der Dornige mit ſeinem alten Freund.
Nach Lärm und Kampfgetös, Schildklang und ſchweren Hieben
Zum Becher dort die Zwei viel Scherz und Kurzweil trieben.
Zukünftig, ſprach der Franke, magſt du den Hirſch erjagen,
O Freund! und von dem Fell den Lederhandſchuh tragen,
Und ſo du dir mit Wolle ausſtopfeſt deine Rechte
So meint noch mancher Mann, die Hand ſei eine ächte.
O weh, auch mußt fortan du, allem Brauch entgegen
Um deine rechte Hüfte das breite Schlachtſchwert legen,
Und will Hiltgunde einſt dir in die Arme ſinken,
So mußt du ſie verkehrt umarmen mit der Linken,
Und Alles was du thuſt, muß ſchief und linkiſch ſein ....
Waltari ihm erwiedert': O Einaug, halte ein!
Noch werd' ich manchen Hirſch als Linker niederſtrecken,
Doch dir wird nimmermehr des Ebers Braten ſchmecken.
Schon ſeh' ich queren Auges dich mit den Dienern ſchelten
Und tapfrer Helden Gruß mit ſcheelem Blick entgelten.
Doch alter Treu gedenkend ſchöpf' ich dir guten Rath:
Biſt du der Heimath erſt und deinem Heerd genaht,
Dann laß von Mehl und Milch den Kindleinbrei dir kochen,
Der ſchmeckt zahnloſem Mann und ſtärkt ihm ſeine Knochen.
So ward der alte Treubund erneut mit Glimpf und Scherz,
Dann trugen ſie den König, dem ſchuf die Wunde Schmerz,
Und hoben ſänftlich ihn auf's Roß und ritten aus,
Nach Worms die Franken zogen. Waltari ritt nach Haus.
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