Bald prangten auch die Gefolgsmänner im Schmuck des Ordens- kleides, manchem der neuerschaffenen Mönche hing der lange Bart ordnungswidrig bis an Gürtel, und das sittige Niederschlagen des Blicks gelang noch nicht ganz nach Vorschrift.33)
Der Abt geleitete seine Gäste zuerst zur Kirche.
Drittes Kapitel. Wiborada Reclusa.
Einer von denen, die am wenigsten sich des unerwarteten Besuches ergötzten, war Romeias der Wächter am Thor. Er wußte ungefähr, was ihm bevorstand, aber nicht Alles. Während der Abt die Her- zogin empfing, kam Gerold der Schaffner zu ihm und sprach: Ro- meias, rüstet Euch auszuziehen! Ihr sollt auf den nächsten Maierhöfen ansagen, daß sie noch heut vor Abend die schuldigen Hühner34) zu Ausschmückung der Mahlzeit schicken und sollt einen guten Bissen Wildpret beschaffen.
Deß war Romeias zufrieden. Es fügte sich nicht zum ersten Male, daß er das Gasthuhn zu heischen ging, und die Maier und Kellerer auf den Höfen duckten sich des Romeias Worten, denn er hatte eine kräftige Sprache zum Anbefehlen. Des Waidwerks aber freute er sich zu jeder Zeit. Darum nahm Romeias seinen Jagdspieß, hing die Armbrust über und wollte gehen ein Rudel Hunde zu lösen. Gerold der Schaffner aber zupfte ihn am Gewand und sagte: Romeias, noch Etwas! Ihr sollet auch der Herzogin Frauenzimmer, denen der Ein- tritt verwehrt ist, hinauf in's Schwarzathal führen, und der frommen Wiborad vorstellen, daß sie bei ihr Kurzweil finden bis der Abend kommt. Und sollet fein artig sein, Romeias, es ist eine Griechin da- bei mit gar dunkeln Augen ...
Da legten sich drei tiefe Falten über Romeias Stirn, und er stieß den Jagdspieß auf den Boden, daß es klirrte: Weibervölker be-
Bald prangten auch die Gefolgsmänner im Schmuck des Ordens- kleides, manchem der neuerſchaffenen Mönche hing der lange Bart ordnungswidrig bis an Gürtel, und das ſittige Niederſchlagen des Blicks gelang noch nicht ganz nach Vorſchrift.33)
Der Abt geleitete ſeine Gäſte zuerſt zur Kirche.
Drittes Kapitel. Wiborada Reclusa.
Einer von denen, die am wenigſten ſich des unerwarteten Beſuches ergötzten, war Romeias der Wächter am Thor. Er wußte ungefähr, was ihm bevorſtand, aber nicht Alles. Während der Abt die Her- zogin empfing, kam Gerold der Schaffner zu ihm und ſprach: Ro- meias, rüſtet Euch auszuziehen! Ihr ſollt auf den nächſten Maierhöfen anſagen, daß ſie noch heut vor Abend die ſchuldigen Hühner34) zu Ausſchmückung der Mahlzeit ſchicken und ſollt einen guten Biſſen Wildpret beſchaffen.
Deß war Romeias zufrieden. Es fügte ſich nicht zum erſten Male, daß er das Gaſthuhn zu heiſchen ging, und die Maier und Kellerer auf den Höfen duckten ſich des Romeias Worten, denn er hatte eine kräftige Sprache zum Anbefehlen. Des Waidwerks aber freute er ſich zu jeder Zeit. Darum nahm Romeias ſeinen Jagdſpieß, hing die Armbruſt über und wollte gehen ein Rudel Hunde zu löſen. Gerold der Schaffner aber zupfte ihn am Gewand und ſagte: Romeias, noch Etwas! Ihr ſollet auch der Herzogin Frauenzimmer, denen der Ein- tritt verwehrt iſt, hinauf in's Schwarzathal führen, und der frommen Wiborad vorſtellen, daß ſie bei ihr Kurzweil finden bis der Abend kommt. Und ſollet fein artig ſein, Romeias, es iſt eine Griechin da- bei mit gar dunkeln Augen ...
Da legten ſich drei tiefe Falten über Romeias Stirn, und er ſtieß den Jagdſpieß auf den Boden, daß es klirrte: Weibervölker be-
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Bald prangten auch die Gefolgsmänner im Schmuck des Ordens-
kleides, manchem der neuerſchaffenen Mönche hing der lange Bart
ordnungswidrig bis an Gürtel, und das ſittige Niederſchlagen des
Blicks gelang noch nicht ganz nach Vorſchrift.
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Der Abt geleitete ſeine Gäſte zuerſt zur Kirche.
Drittes Kapitel.
Wiborada Reclusa.
Einer von denen, die am wenigſten ſich des unerwarteten Beſuches
ergötzten, war Romeias der Wächter am Thor. Er wußte ungefähr,
was ihm bevorſtand, aber nicht Alles. Während der Abt die Her-
zogin empfing, kam Gerold der Schaffner zu ihm und ſprach: Ro-
meias, rüſtet Euch auszuziehen! Ihr ſollt auf den nächſten Maierhöfen
anſagen, daß ſie noch heut vor Abend die ſchuldigen Hühner
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Ausſchmückung der Mahlzeit ſchicken und ſollt einen guten Biſſen
Wildpret beſchaffen.
Deß war Romeias zufrieden. Es fügte ſich nicht zum erſten Male,
daß er das Gaſthuhn zu heiſchen ging, und die Maier und Kellerer
auf den Höfen duckten ſich des Romeias Worten, denn er hatte eine
kräftige Sprache zum Anbefehlen. Des Waidwerks aber freute er ſich
zu jeder Zeit. Darum nahm Romeias ſeinen Jagdſpieß, hing die
Armbruſt über und wollte gehen ein Rudel Hunde zu löſen. Gerold
der Schaffner aber zupfte ihn am Gewand und ſagte: Romeias, noch
Etwas! Ihr ſollet auch der Herzogin Frauenzimmer, denen der Ein-
tritt verwehrt iſt, hinauf in's Schwarzathal führen, und der frommen
Wiborad vorſtellen, daß ſie bei ihr Kurzweil finden bis der Abend
kommt. Und ſollet fein artig ſein, Romeias, es iſt eine Griechin da-
bei mit gar dunkeln Augen ...
Da legten ſich drei tiefe Falten über Romeias Stirn, und er
ſtieß den Jagdſpieß auf den Boden, daß es klirrte: Weibervölker be-
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/44>, abgerufen am 21.11.2024.
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