Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
110) .. Moengal, postea a nostris Marcellus diminutive a
Marco avunculo sic nominatus, hic erat in divinis et humanis
eruditissimus &c...
Siehe die ganze Geschichte seines Besuchs und Ver-
bleibens im Kloster beiEkkeh. casus S. Galli c. 1. Pertz II.18.
111) .. in campanarium S. Galli per gradus ad hoc quidem
nobis paratos ascendere incipit, uti oculis, quia gressu
non licuit, montes camposque circumspiciens, vel
sic animo suo vago satisfaceret.
Ekkeh. casus S. Galli
c. 3. Pertz Mon. II. 99.
112) Den Haken hatte sie. Kam vor Kurzem ein schriftgelehrter
Sohn der grünen Erin in die Bücherei des heiligen Gall, sich seines
frommen Vorfahren Werk genau zu besehen und abzuschreiben. Da
reichten sie ihm den in schwarzen Sammt gebundenen Codex des Pris-
cianus und er hub die Arbeit an; bald aber tönte ein verhaltenes
Lachen zu den Bücherbewahrern im großen Saal, und wie sie
herüberkamen, verdeutschte ihnen der Rector von Dublin die irischen
Glossen zum Latein wie folgt:
Gottlob es wird schon dunkel!
Heiliger Patrik von Armagh, erlöse mich von der Schreiberei!
O daß mir ein Glas alten Weines zur Seite stünde u. s. w.
Das war Moengal's Uebersetzungswerk!
113) Der Wachtelruf scheint den Ohren mittelalterlicher Waidmänner
etwas anders geklungen zu haben, als heutzutag, denn das Wort quak-
kara,
womit der Mönch von Sanct Gallen (.."quakaras etiam et
alia votatilia" gesta Karoli I.
19 bei Pertz II. 739) anstatt des
classischen coturnix die Wachtel selbst bezeichnet, soll offenbar den
Eindruck des Wachtelschlags wiedergeben. Dieser brave Schriftsteller,
in welchem die Nachwelt einen Mitbegründer des Jägerlateins zu
verehren hat, mag übrigens den Wachteln und "dem andern Geflügel"
auf eigenen Waidmannszügen ebenso oft nachgezogen sein als irgend
ein Autor späterer Tage. In Glossen sanctgallischer Handschriften
wird indeß die Wachtel auch quasquila und quatala benannt. s. Hat-
temer Denkmale etc. I. 246 u. a.
110) .. Moengal, postea a nostris Marcellus diminutive a
Marco avunculo ſic nominatuſ, hic erat in diviniſ et humaniſ
eruditissimus &c...
Siehe die ganze Geſchichte ſeines Beſuchs und Ver-
bleibens im Kloſter beiEkkeh. casus S. Galli c. 1. Pertz II.18.
111) .. in campanarium S. Galli per gradus ad hoc quidem
nobiſ paratoſ aſcendere incipit, uti oculiſ, quia greſſu
non licuit, monteſ campoſque circumſpicienſ, vel
ſic animo ſuo vago ſatiſfaceret.
Ekkeh. caſuſ S. Galli
c. 3. Pertz Mon. II. 99.
112) Den Haken hatte ſie. Kam vor Kurzem ein ſchriftgelehrter
Sohn der grünen Erin in die Bücherei des heiligen Gall, ſich ſeines
frommen Vorfahren Werk genau zu beſehen und abzuſchreiben. Da
reichten ſie ihm den in ſchwarzen Sammt gebundenen Codex des Pris-
cianus und er hub die Arbeit an; bald aber tönte ein verhaltenes
Lachen zu den Bücherbewahrern im großen Saal, und wie ſie
herüberkamen, verdeutſchte ihnen der Rector von Dublin die iriſchen
Gloſſen zum Latein wie folgt:
Gottlob es wird ſchon dunkel!
Heiliger Patrik von Armagh, erlöſe mich von der Schreiberei!
O daß mir ein Glas alten Weines zur Seite ſtünde u. ſ. w.
Das war Moengal's Ueberſetzungswerk!
113) Der Wachtelruf ſcheint den Ohren mittelalterlicher Waidmänner
etwas anders geklungen zu haben, als heutzutag, denn das Wort quak-
kara,
womit der Mönch von Sanct Gallen (..„quakaras etiam et
alia votatilia“ gesta Karoli I.
19 bei Pertz II. 739) anſtatt des
claſſiſchen coturnix die Wachtel ſelbſt bezeichnet, ſoll offenbar den
Eindruck des Wachtelſchlags wiedergeben. Dieſer brave Schriftſteller,
in welchem die Nachwelt einen Mitbegründer des Jägerlateins zu
verehren hat, mag übrigens den Wachteln und „dem andern Geflügel“
auf eigenen Waidmannszügen ebenſo oft nachgezogen ſein als irgend
ein Autor ſpäterer Tage. In Gloſſen ſanctgalliſcher Handſchriften
wird indeß die Wachtel auch quasquila und quatala benannt. ſ. Hat-
temer Denkmale etc. I. 246 u. a.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0454" n="432"/>
        <note xml:id="edt110" prev="#ed110" place="end" n="110)"><hi rendition="#aq">.. Moengal, postea a nostris Marcellus diminutive a<lb/>
Marco avunculo &#x017F;ic nominatu&#x017F;, hic erat in divini&#x017F; et humani&#x017F;<lb/>
eruditissimus &amp;c...</hi> Siehe die ganze Ge&#x017F;chichte &#x017F;eines Be&#x017F;uchs und Ver-<lb/>
bleibens im Klo&#x017F;ter bei<hi rendition="#aq">Ekkeh. casus S. Galli c. 1. Pertz II.18.</hi></note><lb/>
        <note xml:id="edt111" prev="#ed111" place="end" n="111)"> <hi rendition="#aq">.. in campanarium S. Galli per gradus ad hoc quidem<lb/>
nobi&#x017F; parato&#x017F; a&#x017F;cendere incipit,<hi rendition="#g"> uti oculi&#x017F;, quia gre&#x017F;&#x017F;u<lb/>
non licuit, monte&#x017F; campo&#x017F;que circum&#x017F;picien&#x017F;, vel<lb/>
&#x017F;ic animo &#x017F;uo vago &#x017F;ati&#x017F;faceret.</hi> Ekkeh. ca&#x017F;u&#x017F; S. Galli<lb/>
c. 3. Pertz Mon. II. 99.</hi> </note><lb/>
        <note xml:id="edt112" prev="#ed112" place="end" n="112)">Den Haken hatte &#x017F;ie. Kam vor Kurzem ein &#x017F;chriftgelehrter<lb/>
Sohn der grünen Erin in die Bücherei des heiligen Gall, &#x017F;ich &#x017F;eines<lb/>
frommen Vorfahren Werk genau zu be&#x017F;ehen und abzu&#x017F;chreiben. Da<lb/>
reichten &#x017F;ie ihm den in &#x017F;chwarzen Sammt gebundenen Codex des Pris-<lb/>
cianus und er hub die Arbeit an; bald aber tönte ein verhaltenes<lb/>
Lachen zu den Bücherbewahrern im großen Saal, und wie &#x017F;ie<lb/>
herüberkamen, verdeut&#x017F;chte ihnen der Rector von Dublin die iri&#x017F;chen<lb/>
Glo&#x017F;&#x017F;en zum Latein wie folgt:<lb/><lg type="poem"><l>Gottlob es wird &#x017F;chon dunkel!</l><lb/><l>Heiliger Patrik von Armagh, erlö&#x017F;e mich von der Schreiberei!</l><lb/><l>O daß mir ein Glas alten Weines zur Seite &#x017F;tünde u. &#x017F;. w.</l></lg><lb/>
Das war Moengal's Ueber&#x017F;etzungswerk!</note><lb/>
        <note xml:id="edt113" prev="#ed113" place="end" n="113)">Der Wachtelruf &#x017F;cheint den Ohren mittelalterlicher Waidmänner<lb/>
etwas anders geklungen zu haben, als heutzutag, denn das Wort<hi rendition="#aq"> quak-<lb/>
kara,</hi> womit der Mönch von Sanct Gallen <hi rendition="#aq">(..&#x201E;quakaras etiam et<lb/>
alia votatilia&#x201C; gesta Karoli I.</hi> 19 bei <hi rendition="#aq">Pertz II.</hi> 739) an&#x017F;tatt des<lb/>
cla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">coturnix</hi> die Wachtel &#x017F;elb&#x017F;t bezeichnet, &#x017F;oll offenbar den<lb/>
Eindruck des Wachtel&#x017F;chlags wiedergeben. Die&#x017F;er brave Schrift&#x017F;teller,<lb/>
in welchem die Nachwelt einen Mitbegründer des Jägerlateins zu<lb/>
verehren hat, mag übrigens den Wachteln und &#x201E;dem andern Geflügel&#x201C;<lb/>
auf eigenen Waidmannszügen eben&#x017F;o oft nachgezogen &#x017F;ein als irgend<lb/>
ein Autor &#x017F;päterer Tage. In Glo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;anctgalli&#x017F;cher Hand&#x017F;chriften<lb/>
wird indeß die Wachtel auch <hi rendition="#aq">quasquila</hi> und <hi rendition="#aq">quatala</hi> benannt. &#x017F;. Hat-<lb/>
temer Denkmale etc. <hi rendition="#aq">I.</hi> 246 u. a.</note><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432/0454] ¹¹⁰⁾ .. Moengal, postea a nostris Marcellus diminutive a Marco avunculo ſic nominatuſ, hic erat in diviniſ et humaniſ eruditissimus &c... Siehe die ganze Geſchichte ſeines Beſuchs und Ver- bleibens im Kloſter beiEkkeh. casus S. Galli c. 1. Pertz II.18. ¹¹¹⁾ .. in campanarium S. Galli per gradus ad hoc quidem nobiſ paratoſ aſcendere incipit, uti oculiſ, quia greſſu non licuit, monteſ campoſque circumſpicienſ, vel ſic animo ſuo vago ſatiſfaceret. Ekkeh. caſuſ S. Galli c. 3. Pertz Mon. II. 99. ¹¹²⁾ Den Haken hatte ſie. Kam vor Kurzem ein ſchriftgelehrter Sohn der grünen Erin in die Bücherei des heiligen Gall, ſich ſeines frommen Vorfahren Werk genau zu beſehen und abzuſchreiben. Da reichten ſie ihm den in ſchwarzen Sammt gebundenen Codex des Pris- cianus und er hub die Arbeit an; bald aber tönte ein verhaltenes Lachen zu den Bücherbewahrern im großen Saal, und wie ſie herüberkamen, verdeutſchte ihnen der Rector von Dublin die iriſchen Gloſſen zum Latein wie folgt: Gottlob es wird ſchon dunkel! Heiliger Patrik von Armagh, erlöſe mich von der Schreiberei! O daß mir ein Glas alten Weines zur Seite ſtünde u. ſ. w. Das war Moengal's Ueberſetzungswerk! ¹¹³⁾ Der Wachtelruf ſcheint den Ohren mittelalterlicher Waidmänner etwas anders geklungen zu haben, als heutzutag, denn das Wort quak- kara, womit der Mönch von Sanct Gallen (..„quakaras etiam et alia votatilia“ gesta Karoli I. 19 bei Pertz II. 739) anſtatt des claſſiſchen coturnix die Wachtel ſelbſt bezeichnet, ſoll offenbar den Eindruck des Wachtelſchlags wiedergeben. Dieſer brave Schriftſteller, in welchem die Nachwelt einen Mitbegründer des Jägerlateins zu verehren hat, mag übrigens den Wachteln und „dem andern Geflügel“ auf eigenen Waidmannszügen ebenſo oft nachgezogen ſein als irgend ein Autor ſpäterer Tage. In Gloſſen ſanctgalliſcher Handſchriften wird indeß die Wachtel auch quasquila und quatala benannt. ſ. Hat- temer Denkmale etc. I. 246 u. a.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/454
Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/454>, abgerufen am 23.11.2024.