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Scheffner, Johann George: Gedichte im Geschmack des Grecourt. Frankfurt (Main) u. a., 1771.

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"Erbarm Dich, Mädchen, doch, hör' auf zu widerstehn
"Der Zärtlichkeit Genuß macht Dich gedoppelt schön.
"Versuch einmal den Rausch aus Amors Zauberbecher,
"Und findt dein Herz nachher nicht alle Weltlust schwächer
"Als ihn, und schwimmt es nicht in nie empfundner Lust,
"So hüll' in dichten Flor stets deine Marmorbrust.
"O laß mich -- laß mich doch der Wünsche Ziel erreichen,
"Laß mich in deinem Arm beglückt den Göttern gleichen.
"Wie lang, wie lang blieb nicht mein Bitten unerhört!
"Wie lang hat nicht Dein Nein der Hofnung Glück gestöhrt?
"Was hilfts Dir, göttlichs Kind, ein Kleinod zu besitzen,
"Ohn' nach der Schöpfung Zweck es liebevoll zu nützen?

"Umarme

”Erbarm Dich, Maͤdchen, doch, hoͤr’ auf zu widerſtehn
”Der Zaͤrtlichkeit Genuß macht Dich gedoppelt ſchoͤn.
”Verſuch einmal den Rauſch aus Amors Zauberbecher,
”Und findt dein Herz nachher nicht alle Weltluſt ſchwaͤcher
”Als ihn, und ſchwimmt es nicht in nie empfundner Luſt,
”So huͤll’ in dichten Flor ſtets deine Marmorbruſt.
”O laß mich — laß mich doch der Wuͤnſche Ziel erreichen,
”Laß mich in deinem Arm begluͤckt den Goͤttern gleichen.
”Wie lang, wie lang blieb nicht mein Bitten unerhoͤrt!
”Wie lang hat nicht Dein Nein der Hofnung Gluͤck geſtoͤhrt?
”Was hilfts Dir, goͤttlichs Kind, ein Kleinod zu beſitzen,
”Ohn’ nach der Schoͤpfung Zweck es liebevoll zu nuͤtzen?

”Umarme
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[12/0016] ”Erbarm Dich, Maͤdchen, doch, hoͤr’ auf zu widerſtehn ”Der Zaͤrtlichkeit Genuß macht Dich gedoppelt ſchoͤn. ”Verſuch einmal den Rauſch aus Amors Zauberbecher, ”Und findt dein Herz nachher nicht alle Weltluſt ſchwaͤcher ”Als ihn, und ſchwimmt es nicht in nie empfundner Luſt, ”So huͤll’ in dichten Flor ſtets deine Marmorbruſt. ”O laß mich — laß mich doch der Wuͤnſche Ziel erreichen, ”Laß mich in deinem Arm begluͤckt den Goͤttern gleichen. ”Wie lang, wie lang blieb nicht mein Bitten unerhoͤrt! ”Wie lang hat nicht Dein Nein der Hofnung Gluͤck geſtoͤhrt? ”Was hilfts Dir, goͤttlichs Kind, ein Kleinod zu beſitzen, ”Ohn’ nach der Schoͤpfung Zweck es liebevoll zu nuͤtzen? ”Umarme

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Gedichte im Geschmack des Grecourt. Frankfurt (Main) u. a., 1771, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_gedichte_1771/16>, abgerufen am 09.11.2024.