von Kotzebue, Philibert oder die Verhältnisse S. 87 -- 96.
Außer dem Lager machte mich Freund L'Estocq mit einer Frau von C -- bekannt, die neben einer vorzüglichen Gestalt auch große Liebe zur Dichtkunst und für ländliche Natur besaß. Auf ihrem im schlesischen Ge- bürge gelegenen Guthe hab ich sehr glück- liche Stunden verlebt, unser Briefwechsel, der meistens Ereignisse der Zeit und Be- merkungen über häusliche Leiden und Freu- den zum Gegenstande hatte, wurde viele Jahre fortgesetzt, und der 16te Januar 1806, an dem ihr einziger Sohn, der Land- schaftsdirektor v. C. -- mir schrieb, seine zum Selbstschreiben zu kranke und schwache Mutter habe ihm aufgetragen, förmlich von mir Abschied zu nehmen, war mir ein Tag der aufrichtigsten Herzenstrauer.
Da ich schon in meinem letzten bürger- lichen Winter einige Kriegsbücher gelesen hatte, so nahm ich mir heraus, mit meinen Stabsofficieren über den kleinen und großen Dienst zu sprechen, und diese gewöhnten sich so daran, mich über das Soldatenwesen raisonniren zu hören, daß sie es mir über- sahen, wenn ich unbedachtsam genug war,
von Kotzebue, Philibert oder die Verhaͤltniſſe S. 87 — 96.
Außer dem Lager machte mich Freund L’Eſtocq mit einer Frau von C — bekannt, die neben einer vorzuͤglichen Geſtalt auch große Liebe zur Dichtkunſt und fuͤr laͤndliche Natur beſaß. Auf ihrem im ſchleſiſchen Ge- buͤrge gelegenen Guthe hab ich ſehr gluͤck- liche Stunden verlebt, unſer Briefwechſel, der meiſtens Ereigniſſe der Zeit und Be- merkungen uͤber haͤusliche Leiden und Freu- den zum Gegenſtande hatte, wurde viele Jahre fortgeſetzt, und der 16te Januar 1806, an dem ihr einziger Sohn, der Land- ſchaftsdirektor v. C. — mir ſchrieb, ſeine zum Selbſtſchreiben zu kranke und ſchwache Mutter habe ihm aufgetragen, foͤrmlich von mir Abſchied zu nehmen, war mir ein Tag der aufrichtigſten Herzenstrauer.
Da ich ſchon in meinem letzten buͤrger- lichen Winter einige Kriegsbuͤcher geleſen hatte, ſo nahm ich mir heraus, mit meinen Stabsofficieren uͤber den kleinen und großen Dienſt zu ſprechen, und dieſe gewoͤhnten ſich ſo daran, mich uͤber das Soldatenweſen raiſonniren zu hoͤren, daß ſie es mir uͤber- ſahen, wenn ich unbedachtſam genug war,
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von Kotzebue, Philibert oder die Verhaͤltniſſe
S. 87 — 96.
Außer dem Lager machte mich Freund
L’Eſtocq mit einer Frau von C — bekannt,
die neben einer vorzuͤglichen Geſtalt auch
große Liebe zur Dichtkunſt und fuͤr laͤndliche
Natur beſaß. Auf ihrem im ſchleſiſchen Ge-
buͤrge gelegenen Guthe hab ich ſehr gluͤck-
liche Stunden verlebt, unſer Briefwechſel,
der meiſtens Ereigniſſe der Zeit und Be-
merkungen uͤber haͤusliche Leiden und Freu-
den zum Gegenſtande hatte, wurde viele
Jahre fortgeſetzt, und der 16te Januar
1806, an dem ihr einziger Sohn, der Land-
ſchaftsdirektor v. C. — mir ſchrieb, ſeine
zum Selbſtſchreiben zu kranke und ſchwache
Mutter habe ihm aufgetragen, foͤrmlich von
mir Abſchied zu nehmen, war mir ein Tag
der aufrichtigſten Herzenstrauer.
Da ich ſchon in meinem letzten buͤrger-
lichen Winter einige Kriegsbuͤcher geleſen
hatte, ſo nahm ich mir heraus, mit meinen
Stabsofficieren uͤber den kleinen und großen
Dienſt zu ſprechen, und dieſe gewoͤhnten ſich
ſo daran, mich uͤber das Soldatenweſen
raiſonniren zu hoͤren, daß ſie es mir uͤber-
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/111>, abgerufen am 23.11.2024.
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