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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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auch auf der Parade ein Wörtchen wider
das ihrige zu sagen, welches damals etwas
unerhörtes war, als es der corporalisiren-
den Stabsofsiciere noch mehr, und der
generalisirenden Fähnriche weniger, als in
unsern Tagen gab, aus welchem umgekehr-
ten Verhältnisse indessen viele Uebel ent-
stehen, die nicht eher aufhören werden, als
bis wahre Bildung die richtigen Grade des
Heraufsteigens und der Herablassung wird
bestimmt haben. Die eingeführten Junker- etc.
Examina können dazu beytragen, nur muß
kein hoher Befehl den für anstellbar erklä-
ren, den die Examinatoren untüchtig gefun-
den haben, weil sonst das Reifen zu ge-
schickter Examinatorschaft aufgehalten wird.

Mein alter grämlicher, subordinations-
eifriger Commandeur warf mir zwar ein
paarmal meine poetische Licenz vor, schickte
mich aber doch nicht, zur großen Befrem-
dung meiner Cameraden, in Arrest, in dem
ich auch nie gewesen bin.

Als das Regiment in die Nähe von
Leipzig kam, besuchte ich einen weitläuftigen
Verwandten, den einst stark berufenen Pro-
fessor Gottsched, dessen steife, finstre,
antipreußisch gesinnte Gattin mir im Ge-

auch auf der Parade ein Woͤrtchen wider
das ihrige zu ſagen, welches damals etwas
unerhoͤrtes war, als es der corporaliſiren-
den Stabsofſiciere noch mehr, und der
generaliſirenden Faͤhnriche weniger, als in
unſern Tagen gab, aus welchem umgekehr-
ten Verhaͤltniſſe indeſſen viele Uebel ent-
ſtehen, die nicht eher aufhoͤren werden, als
bis wahre Bildung die richtigen Grade des
Heraufſteigens und der Herablaſſung wird
beſtimmt haben. Die eingefuͤhrten Junker- ꝛc.
Examina koͤnnen dazu beytragen, nur muß
kein hoher Befehl den fuͤr anſtellbar erklaͤ-
ren, den die Examinatoren untuͤchtig gefun-
den haben, weil ſonſt das Reifen zu ge-
ſchickter Examinatorſchaft aufgehalten wird.

Mein alter graͤmlicher, ſubordinations-
eifriger Commandeur warf mir zwar ein
paarmal meine poetiſche Licenz vor, ſchickte
mich aber doch nicht, zur großen Befrem-
dung meiner Cameraden, in Arreſt, in dem
ich auch nie geweſen bin.

Als das Regiment in die Naͤhe von
Leipzig kam, beſuchte ich einen weitlaͤuftigen
Verwandten, den einſt ſtark berufenen Pro-
feſſor Gottſched, deſſen ſteife, finſtre,
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[95/0112] auch auf der Parade ein Woͤrtchen wider das ihrige zu ſagen, welches damals etwas unerhoͤrtes war, als es der corporaliſiren- den Stabsofſiciere noch mehr, und der generaliſirenden Faͤhnriche weniger, als in unſern Tagen gab, aus welchem umgekehr- ten Verhaͤltniſſe indeſſen viele Uebel ent- ſtehen, die nicht eher aufhoͤren werden, als bis wahre Bildung die richtigen Grade des Heraufſteigens und der Herablaſſung wird beſtimmt haben. Die eingefuͤhrten Junker- ꝛc. Examina koͤnnen dazu beytragen, nur muß kein hoher Befehl den fuͤr anſtellbar erklaͤ- ren, den die Examinatoren untuͤchtig gefun- den haben, weil ſonſt das Reifen zu ge- ſchickter Examinatorſchaft aufgehalten wird. Mein alter graͤmlicher, ſubordinations- eifriger Commandeur warf mir zwar ein paarmal meine poetiſche Licenz vor, ſchickte mich aber doch nicht, zur großen Befrem- dung meiner Cameraden, in Arreſt, in dem ich auch nie geweſen bin. Als das Regiment in die Naͤhe von Leipzig kam, beſuchte ich einen weitlaͤuftigen Verwandten, den einſt ſtark berufenen Pro- feſſor Gottſched, deſſen ſteife, finſtre, antipreußiſch geſinnte Gattin mir im Ge-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/112>, abgerufen am 23.11.2024.