hätte ausrufen mögen; wär ich nicht ein Soldat, so möcht' ich ein Herrnhuter seyn! Was ich über die Brüdergemeinden (mit Ausschluß der Jdeen im Geist des wahren Herrnhutianism, gesam- melt aus den Papieren der Fami- lie von Frankenberg, von H. Fr. v. Bruinings, Leipzig, 1811.) gelesen, dürfte ihnen wohl nicht viel Proselyten, be- sonders nicht aus der gebildeten Menschen- klasse schaffen; wer sie aber in ihren eigent- lichen Wohnsitzen sieht, muß sie lieben und ehren. Fänd ich es nicht unmöglich, das zu glauben, oder jemals glauben zu kön- nen, was sie glauben müssen, um ächte Herrnhüter zu seyn, ich wäre schon längst einer geworden.
Endlich ward Friede. Das Misbehag- liche des Krieges hat das Wort Friede so lieblich tönend gemacht, als ob es im Kriege gar keinen Wohlklang gäbe; wenn man aber die vielen Tuttis und Solo's an- hört, die im Friedensconcert oft ohne Ge- schmack zusammen gespielt werden, so möchte man die Kriegstrommeln und Pfeifen zu- rückwünschen; denn obgleich nach dem alten Sprichwort nur inter arma die leges schwei-
haͤtte ausrufen moͤgen; waͤr ich nicht ein Soldat, ſo moͤcht’ ich ein Herrnhuter ſeyn! Was ich uͤber die Bruͤdergemeinden (mit Ausſchluß der Jdeen im Geiſt des wahren Herrnhutianism, geſam- melt aus den Papieren der Fami- lie von Frankenberg, von H. Fr. v. Bruinings, Leipzig, 1811.) geleſen, duͤrfte ihnen wohl nicht viel Proſelyten, be- ſonders nicht aus der gebildeten Menſchen- klaſſe ſchaffen; wer ſie aber in ihren eigent- lichen Wohnſitzen ſieht, muß ſie lieben und ehren. Faͤnd ich es nicht unmoͤglich, das zu glauben, oder jemals glauben zu koͤn- nen, was ſie glauben muͤſſen, um aͤchte Herrnhuͤter zu ſeyn, ich waͤre ſchon laͤngſt einer geworden.
Endlich ward Friede. Das Misbehag- liche des Krieges hat das Wort Friede ſo lieblich toͤnend gemacht, als ob es im Kriege gar keinen Wohlklang gaͤbe; wenn man aber die vielen Tuttis und Solo’s an- hoͤrt, die im Friedensconcert oft ohne Ge- ſchmack zuſammen geſpielt werden, ſo moͤchte man die Kriegstrommeln und Pfeifen zu- ruͤckwuͤnſchen; denn obgleich nach dem alten Sprichwort nur inter arma die leges ſchwei-
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haͤtte ausrufen moͤgen; waͤr ich nicht ein
Soldat, ſo moͤcht’ ich ein Herrnhuter ſeyn!
Was ich uͤber die Bruͤdergemeinden (mit
Ausſchluß der Jdeen im Geiſt des
wahren Herrnhutianism, geſam-
melt aus den Papieren der Fami-
lie von Frankenberg, von H. Fr. v.
Bruinings, Leipzig, 1811.) geleſen,
duͤrfte ihnen wohl nicht viel Proſelyten, be-
ſonders nicht aus der gebildeten Menſchen-
klaſſe ſchaffen; wer ſie aber in ihren eigent-
lichen Wohnſitzen ſieht, muß ſie lieben
und ehren. Faͤnd ich es nicht unmoͤglich, das
zu glauben, oder jemals glauben zu koͤn-
nen, was ſie glauben muͤſſen, um aͤchte
Herrnhuͤter zu ſeyn, ich waͤre ſchon laͤngſt
einer geworden.
Endlich ward Friede. Das Misbehag-
liche des Krieges hat das Wort Friede
ſo lieblich toͤnend gemacht, als ob es im
Kriege gar keinen Wohlklang gaͤbe; wenn
man aber die vielen Tuttis und Solo’s an-
hoͤrt, die im Friedensconcert oft ohne Ge-
ſchmack zuſammen geſpielt werden, ſo moͤchte
man die Kriegstrommeln und Pfeifen zu-
ruͤckwuͤnſchen; denn obgleich nach dem alten
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/123>, abgerufen am 24.11.2024.
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