reits ein beliebter Wochenschriftsteller war, und gar viel auf das Druckenlassen hielt, veranlaßte hauptsächlich 1764. die Heraus- gabe der von mir im Rausch väterlicher Liebe Herzenssprache der Kriegs- muse getauften, vom Bischoff Ramler bey der Firmelung aber freundschaftliche Poesien eines Soldaten benannten Gedichte, für die ich vom Verleger Biernstil zehn alte Friedrichd'or ungefodert, zu meiner gewiß nicht kleinen Freude bekam, und die 1793. bey la Garde ziemlich verändert noch- mals aufgelegt sind.
Der Thiergarten befriedigte meinen Na- tur- und der häufige Umgang mit Ramler meinen Kunstgeschmack; die andern Berlini- schen Schöngeister kannt ich nur dem Na- men nach, oder blos von Angesicht, ausge- nommen den am 2. Februar 1805. gestor- benen trefflichen J. W. Meil, den ich un- geachtet seines oft schneidenden Witzes sehr liebte, und bey dem ich immer bedauerte, daß die sorglose Frohsinnigkeit (Jovialität) dieses ächten Kunstgenies ihn zu einem Un- fleiß verleitete, den selbst seine Liebe zum Wohlthun nicht zu überwinden vermochte. An Leichtigkeit der Erfindung und Hand-
reits ein beliebter Wochenſchriftſteller war, und gar viel auf das Druckenlaſſen hielt, veranlaßte hauptſaͤchlich 1764. die Heraus- gabe der von mir im Rauſch vaͤterlicher Liebe Herzensſprache der Kriegs- muſe getauften, vom Biſchoff Ramler bey der Firmelung aber freundſchaftliche Poeſien eines Soldaten benannten Gedichte, fuͤr die ich vom Verleger Biernſtil zehn alte Friedrichd’or ungefodert, zu meiner gewiß nicht kleinen Freude bekam, und die 1793. bey la Garde ziemlich veraͤndert noch- mals aufgelegt ſind.
Der Thiergarten befriedigte meinen Na- tur- und der haͤufige Umgang mit Ramler meinen Kunſtgeſchmack; die andern Berlini- ſchen Schoͤngeiſter kannt ich nur dem Na- men nach, oder blos von Angeſicht, ausge- nommen den am 2. Februar 1805. geſtor- benen trefflichen J. W. Meil, den ich un- geachtet ſeines oft ſchneidenden Witzes ſehr liebte, und bey dem ich immer bedauerte, daß die ſorgloſe Frohſinnigkeit (Jovialitaͤt) dieſes aͤchten Kunſtgenies ihn zu einem Un- fleiß verleitete, den ſelbſt ſeine Liebe zum Wohlthun nicht zu uͤberwinden vermochte. An Leichtigkeit der Erfindung und Hand-
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reits ein beliebter Wochenſchriftſteller war,
und gar viel auf das Druckenlaſſen hielt,
veranlaßte hauptſaͤchlich 1764. die Heraus-
gabe der von mir im Rauſch vaͤterlicher
Liebe Herzensſprache der Kriegs-
muſe getauften, vom Biſchoff Ramler bey
der Firmelung aber freundſchaftliche
Poeſien eines Soldaten benannten
Gedichte, fuͤr die ich vom Verleger Biernſtil
zehn alte Friedrichd’or ungefodert, zu meiner
gewiß nicht kleinen Freude bekam, und die
1793. bey la Garde ziemlich veraͤndert noch-
mals aufgelegt ſind.
Der Thiergarten befriedigte meinen Na-
tur- und der haͤufige Umgang mit Ramler
meinen Kunſtgeſchmack; die andern Berlini-
ſchen Schoͤngeiſter kannt ich nur dem Na-
men nach, oder blos von Angeſicht, ausge-
nommen den am 2. Februar 1805. geſtor-
benen trefflichen J. W. Meil, den ich un-
geachtet ſeines oft ſchneidenden Witzes ſehr
liebte, und bey dem ich immer bedauerte,
daß die ſorgloſe Frohſinnigkeit (Jovialitaͤt)
dieſes aͤchten Kunſtgenies ihn zu einem Un-
fleiß verleitete, den ſelbſt ſeine Liebe zum
Wohlthun nicht zu uͤberwinden vermochte.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/133>, abgerufen am 23.11.2024.
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