legio eine von mir aufgesetzte Antwort vor, in der ich dem Könige in den allerbeschei- densten Ausdrücken sagte, daß, wenn ihm an Einem Dragoner mehr, als an zehn Kriegsräthen gelegen wäre, er letztere ab- schaffen, wenn aber eine ganz unpartheyische Untersuchung ihn von der Unbilligkeit seines Vorurtheils überzeugte, er den Kriegsräthen eine Ehrenerklärung thun möchte, indem Militair- und Civilehre einerley Empfind- lichkeit hätten, und wir versichert wären, daß Se. Königl. Majestät eine ähnliche Krän- kung der Soldatenehre sehr dienstschädlich finden würden. Ob ich nun gleich alles an- wandte, meinen Aufsatz annehmbar zu ma- chen, so wurd' ich doch abgestimmt, und als ich mich erbot, dem Könige alles dieses auf meine eigne Hand zu sagen und ihn zu- gleich um meinen Abschied zu bitten, zu dem ich mich doch schon, auch ohne diesen Vor- fall, entschlossen hätte, so mußt' ich dem Di- rektor im Beyseyn aller Räthe mit Hand und Mund versprechen, es nicht zu thun, sondern es ihm und dem Oberpräsidenten zu überlassen, das nöthige darauf dem Könige zu erwiedern, um das ich mich nun nicht weiter bekümmerte, und worauf von ihnen
legio eine von mir aufgeſetzte Antwort vor, in der ich dem Koͤnige in den allerbeſchei- denſten Ausdruͤcken ſagte, daß, wenn ihm an Einem Dragoner mehr, als an zehn Kriegsraͤthen gelegen waͤre, er letztere ab- ſchaffen, wenn aber eine ganz unpartheyiſche Unterſuchung ihn von der Unbilligkeit ſeines Vorurtheils uͤberzeugte, er den Kriegsraͤthen eine Ehrenerklaͤrung thun moͤchte, indem Militair- und Civilehre einerley Empfind- lichkeit haͤtten, und wir verſichert waͤren, daß Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt eine aͤhnliche Kraͤn- kung der Soldatenehre ſehr dienſtſchaͤdlich finden wuͤrden. Ob ich nun gleich alles an- wandte, meinen Aufſatz annehmbar zu ma- chen, ſo wurd’ ich doch abgeſtimmt, und als ich mich erbot, dem Koͤnige alles dieſes auf meine eigne Hand zu ſagen und ihn zu- gleich um meinen Abſchied zu bitten, zu dem ich mich doch ſchon, auch ohne dieſen Vor- fall, entſchloſſen haͤtte, ſo mußt’ ich dem Di- rektor im Beyſeyn aller Raͤthe mit Hand und Mund verſprechen, es nicht zu thun, ſondern es ihm und dem Oberpraͤſidenten zu uͤberlaſſen, das noͤthige darauf dem Koͤnige zu erwiedern, um das ich mich nun nicht weiter bekuͤmmerte, und worauf von ihnen
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legio eine von mir aufgeſetzte Antwort vor,
in der ich dem Koͤnige in den allerbeſchei-
denſten Ausdruͤcken ſagte, daß, wenn ihm
an Einem Dragoner mehr, als an zehn
Kriegsraͤthen gelegen waͤre, er letztere ab-
ſchaffen, wenn aber eine ganz unpartheyiſche
Unterſuchung ihn von der Unbilligkeit ſeines
Vorurtheils uͤberzeugte, er den Kriegsraͤthen
eine Ehrenerklaͤrung thun moͤchte, indem
Militair- und Civilehre einerley Empfind-
lichkeit haͤtten, und wir verſichert waͤren, daß
Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt eine aͤhnliche Kraͤn-
kung der Soldatenehre ſehr dienſtſchaͤdlich
finden wuͤrden. Ob ich nun gleich alles an-
wandte, meinen Aufſatz annehmbar zu ma-
chen, ſo wurd’ ich doch abgeſtimmt, und als
ich mich erbot, dem Koͤnige alles dieſes auf
meine eigne Hand zu ſagen und ihn zu-
gleich um meinen Abſchied zu bitten, zu dem
ich mich doch ſchon, auch ohne dieſen Vor-
fall, entſchloſſen haͤtte, ſo mußt’ ich dem Di-
rektor im Beyſeyn aller Raͤthe mit Hand
und Mund verſprechen, es nicht zu thun,
ſondern es ihm und dem Oberpraͤſidenten zu
uͤberlaſſen, das noͤthige darauf dem Koͤnige
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/174>, abgerufen am 25.11.2024.
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