Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.von mancherley Nachrichten dem Collegio main. Brunswick 1810. chez Vieweg. Tom. II.
pag 277. Demungeachtet hab ich noch am 24, Jan. 1814. wie schon seit vielen Jahren, mit einigen Freun- den seinen Geburtstag gefeyert, und bleibe, ohne Rücksicht auf das, was ich manche über den Zeit- sümpfen flatternde Staatsikarusse über den gro- ßen König sprechen höre, der Meinung, daß, wenn Friedrich durch wackre kluge Männer ge- nöthiget worden wäre, sich von dem in den ersten 50 Lebensjahren durch seichte, kleine und große Umgebungen ihm angewöhnten Glauben an seine Geistesüberlegenheit zu entwöhnen, und für den Rest seines Lebens glauben zu lernen, daß auch andre Menschen Herz und Verstand haben, er ge- wiß von seinem Treibhaussystem abgelassen, und dann bald würde erfahren haben, daß ein Volk auf kürzern und wohlfeilern Wegen stark und glücklich gemacht werden könne, als auf den an- geblichen Richtsteigen staatswirthschaftlicher Spe- culationskünsteleyen. Waren vom Sokrates nicht die Fehler abgelegt, die Zopyrus aus seiner Phy- sionomie gelesen hatte? Jch kann es daher nicht unterlassen eine heut (15. Febr. 1814.) gelesene Stelle aus J. Müllers Briefen an seinen Bruder abzuschreiben. "Du weißt meinen alten Enthu- von mancherley Nachrichten dem Collegio main. Brunswick 1810. chéz Vieweg. Tom. II.
pag 277. Demungeachtet hab ich noch am 24, Jan. 1814. wie ſchon ſeit vielen Jahren, mit einigen Freun- den ſeinen Geburtstag gefeyert, und bleibe, ohne Ruͤckſicht auf das, was ich manche uͤber den Zeit- ſuͤmpfen flatternde Staatsikaruſſe uͤber den gro- ßen Koͤnig ſprechen hoͤre, der Meinung, daß, wenn Friedrich durch wackre kluge Maͤnner ge- noͤthiget worden waͤre, ſich von dem in den erſten 50 Lebensjahren durch ſeichte, kleine und große Umgebungen ihm angewoͤhnten Glauben an ſeine Geiſtesuͤberlegenheit zu entwoͤhnen, und fuͤr den Reſt ſeines Lebens glauben zu lernen, daß auch andre Menſchen Herz und Verſtand haben, er ge- wiß von ſeinem Treibhausſyſtem abgelaſſen, und dann bald wuͤrde erfahren haben, daß ein Volk auf kuͤrzern und wohlfeilern Wegen ſtark und gluͤcklich gemacht werden koͤnne, als auf den an- geblichen Richtſteigen ſtaatswirthſchaftlicher Spe- culationskuͤnſteleyen. Waren vom Sokrates nicht die Fehler abgelegt, die Zopyrus aus ſeiner Phy- ſionomie geleſen hatte? Jch kann es daher nicht unterlaſſen eine heut (15. Febr. 1814.) geleſene Stelle aus J. Muͤllers Briefen an ſeinen Bruder abzuſchreiben. „Du weißt meinen alten Enthu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0179" n="162"/> von mancherley Nachrichten dem Collegio<lb/> ein in der Folge wenig benutztes und zuletzt<lb/> ganz verloren gegangenes Geſchenk gemacht,<lb/> am Aſchermittwoch deſſelben Jahres aus<lb/><note next="#seg2pn_14_4" xml:id="seg2pn_14_3" prev="#seg2pn_14_2" place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">main. Brunswick 1810. chéz Vieweg. Tom. II.<lb/> pag</hi> 277.<lb/> Demungeachtet hab ich noch am 24, Jan. 1814.<lb/> wie ſchon ſeit vielen Jahren, mit einigen Freun-<lb/> den ſeinen Geburtstag gefeyert, und bleibe, ohne<lb/> Ruͤckſicht auf das, was ich manche uͤber den Zeit-<lb/> ſuͤmpfen flatternde Staatsikaruſſe uͤber den gro-<lb/> ßen <hi rendition="#g">Koͤnig</hi> ſprechen hoͤre, der Meinung, daß,<lb/> wenn Friedrich durch wackre kluge Maͤnner ge-<lb/> noͤthiget worden waͤre, ſich von dem in den erſten<lb/> 50 Lebensjahren durch ſeichte, kleine und große<lb/> Umgebungen ihm angewoͤhnten Glauben an ſeine<lb/> Geiſtesuͤberlegenheit zu entwoͤhnen, und fuͤr den<lb/> Reſt ſeines Lebens glauben zu lernen, daß auch<lb/> andre Menſchen Herz und Verſtand haben, er ge-<lb/> wiß von ſeinem Treibhausſyſtem abgelaſſen, und<lb/> dann bald wuͤrde erfahren haben, daß ein Volk<lb/> auf kuͤrzern und wohlfeilern Wegen ſtark und<lb/> gluͤcklich gemacht werden koͤnne, als auf den an-<lb/> geblichen Richtſteigen ſtaatswirthſchaftlicher Spe-<lb/> culationskuͤnſteleyen. Waren vom Sokrates nicht<lb/> die Fehler abgelegt, die Zopyrus aus ſeiner Phy-<lb/> ſionomie geleſen hatte? Jch kann es daher nicht<lb/> unterlaſſen eine heut (15. Febr. 1814.) geleſene<lb/> Stelle aus J. Muͤllers Briefen an ſeinen Bruder<lb/> abzuſchreiben. <cit><quote>„Du weißt meinen alten Enthu-<lb/> „ſiasmus; er iſt nicht erloſchen, und gern hab ich</quote></cit></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0179]
von mancherley Nachrichten dem Collegio
ein in der Folge wenig benutztes und zuletzt
ganz verloren gegangenes Geſchenk gemacht,
am Aſchermittwoch deſſelben Jahres aus
*)
*) main. Brunswick 1810. chéz Vieweg. Tom. II.
pag 277.
Demungeachtet hab ich noch am 24, Jan. 1814.
wie ſchon ſeit vielen Jahren, mit einigen Freun-
den ſeinen Geburtstag gefeyert, und bleibe, ohne
Ruͤckſicht auf das, was ich manche uͤber den Zeit-
ſuͤmpfen flatternde Staatsikaruſſe uͤber den gro-
ßen Koͤnig ſprechen hoͤre, der Meinung, daß,
wenn Friedrich durch wackre kluge Maͤnner ge-
noͤthiget worden waͤre, ſich von dem in den erſten
50 Lebensjahren durch ſeichte, kleine und große
Umgebungen ihm angewoͤhnten Glauben an ſeine
Geiſtesuͤberlegenheit zu entwoͤhnen, und fuͤr den
Reſt ſeines Lebens glauben zu lernen, daß auch
andre Menſchen Herz und Verſtand haben, er ge-
wiß von ſeinem Treibhausſyſtem abgelaſſen, und
dann bald wuͤrde erfahren haben, daß ein Volk
auf kuͤrzern und wohlfeilern Wegen ſtark und
gluͤcklich gemacht werden koͤnne, als auf den an-
geblichen Richtſteigen ſtaatswirthſchaftlicher Spe-
culationskuͤnſteleyen. Waren vom Sokrates nicht
die Fehler abgelegt, die Zopyrus aus ſeiner Phy-
ſionomie geleſen hatte? Jch kann es daher nicht
unterlaſſen eine heut (15. Febr. 1814.) geleſene
Stelle aus J. Muͤllers Briefen an ſeinen Bruder
abzuſchreiben. „Du weißt meinen alten Enthu-
„ſiasmus; er iſt nicht erloſchen, und gern hab ich
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