Stolzenberge dicht bey Danzig, ein, in einem sehr kleinen Hause, aber mit einem großen Herzen, das alle mögliche Ergebung in die Wege der Vorsicht, und bey guter Laune immer gute Hoffnung hatte, wenn es mir gleich bisweilen ein wenig unruhig schlug. Ueber gute Laune geht nichts in der Welt, wie oft wär ich nicht in spätern Jah- ren sehr verdrießlich, vielleicht am Ende gar schwermüthig geworden, hätte sie mich nicht immer über Wasser gehalten. Aus innigster Ueberzeugung behaupt ich daher
Sie sey die herrlichste Tinktur Selbst Kummerbley in Gold zu wandeln: Nur nicht, gab sie uns nicht die gütige Natur, Durch Paracelsus Kunst beliebig zu erhandeln: Sie hebt das Herz, übt den Verstand, Jst unterhaltend, macht gewandt, Kann uns vor Langerweile sichern, Und übertrifft den Weisheitskram aus Büchern An Einfluß und an Schnelligkeit, Macht jede Zeit zu guter Zeit. Und wer aus ihrem Zuckerrohre Den Saft zu rafiniren weiß, Macht, um gar nicht zu hohen Preis, Die schönsten Glacen, blos aus Eis Und singt frisch weg in jedem Chore, Wenn dem, den Grämlichkeit mit ihrem Dämon quält, Es bald am Text, und bald an Noten fehlt.
Stolzenberge dicht bey Danzig, ein, in einem ſehr kleinen Hauſe, aber mit einem großen Herzen, das alle moͤgliche Ergebung in die Wege der Vorſicht, und bey guter Laune immer gute Hoffnung hatte, wenn es mir gleich bisweilen ein wenig unruhig ſchlug. Ueber gute Laune geht nichts in der Welt, wie oft waͤr ich nicht in ſpaͤtern Jah- ren ſehr verdrießlich, vielleicht am Ende gar ſchwermuͤthig geworden, haͤtte ſie mich nicht immer uͤber Waſſer gehalten. Aus innigſter Ueberzeugung behaupt ich daher
Sie ſey die herrlichſte Tinktur Selbſt Kummerbley in Gold zu wandeln: Nur nicht, gab ſie uns nicht die guͤtige Natur, Durch Paracelſus Kunſt beliebig zu erhandeln: Sie hebt das Herz, uͤbt den Verſtand, Jſt unterhaltend, macht gewandt, Kann uns vor Langerweile ſichern, Und uͤbertrifft den Weisheitskram aus Buͤchern An Einfluß und an Schnelligkeit, Macht jede Zeit zu guter Zeit. Und wer aus ihrem Zuckerrohre Den Saft zu rafiniren weiß, Macht, um gar nicht zu hohen Preis, Die ſchoͤnſten Glaçen, blos aus Eis Und ſingt friſch weg in jedem Chore, Wenn dem, den Graͤmlichkeit mit ihrem Daͤmon quaͤlt, Es bald am Text, und bald an Noten fehlt.
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Stolzenberge dicht bey Danzig, ein,
in einem ſehr kleinen Hauſe, aber mit einem
großen Herzen, das alle moͤgliche Ergebung
in die Wege der Vorſicht, und bey guter
Laune immer gute Hoffnung hatte, wenn es
mir gleich bisweilen ein wenig unruhig
ſchlug. Ueber gute Laune geht nichts in der
Welt, wie oft waͤr ich nicht in ſpaͤtern Jah-
ren ſehr verdrießlich, vielleicht am Ende gar
ſchwermuͤthig geworden, haͤtte ſie mich nicht
immer uͤber Waſſer gehalten. Aus innigſter
Ueberzeugung behaupt ich daher
Sie ſey die herrlichſte Tinktur
Selbſt Kummerbley in Gold zu wandeln:
Nur nicht, gab ſie uns nicht die guͤtige Natur,
Durch Paracelſus Kunſt beliebig zu erhandeln:
Sie hebt das Herz, uͤbt den Verſtand,
Jſt unterhaltend, macht gewandt,
Kann uns vor Langerweile ſichern,
Und uͤbertrifft den Weisheitskram aus Buͤchern
An Einfluß und an Schnelligkeit,
Macht jede Zeit zu guter Zeit.
Und wer aus ihrem Zuckerrohre
Den Saft zu rafiniren weiß,
Macht, um gar nicht zu hohen Preis,
Die ſchoͤnſten Glaçen, blos aus Eis
Und ſingt friſch weg in jedem Chore,
Wenn dem, den Graͤmlichkeit mit ihrem Daͤmon quaͤlt,
Es bald am Text, und bald an Noten fehlt.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/186>, abgerufen am 27.11.2024.
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