Griechenlandbereiser beym Lesen des Homer sprechen.
Auch fuhr ich zuweilen nach Marien- werder, wo ich unter Kammer- und Justitz- officianten mich viel über Dienstsachen un- terhielt, und durch ihr Zutrauen zu mir in einer gewissen Dienstverbindung blieb, so daß ich sagen möchte, ich habe erst, nachdem ich den Dienst verlassen, ihn besser verstehen ge- lernt.
Jm Jahr 1778. machte ich dem Groß- kanzler Fürst und Minister Gaudi Vor- schläge zur Abhelfung des in den Westpreußi- schen kleinen Städten in kläglichen Umstän- den sich befindenden Schuldenwesens, die zwar von beyden Excellenzen nicht auf- und angenommen wurden, in der Folge aber von einem andern benutzt und ihm auch be- lohnt sind. Außerdem übersetzt ich für den Buchhändler Flörke für Geld und gute Worte einen französischen Roman les egaremens de l'esprit et du coeur, unter dem Titel: Valmont oder die Verirrungen der Vernunft in 3 Bänden, von denen den dritten der verstorbne Thornsche Pro- fessor Netzker besorgte, der ein im Fach der schönen Wissenschaften sehr geübter, über-
Griechenlandbereiſer beym Leſen des Homer ſprechen.
Auch fuhr ich zuweilen nach Marien- werder, wo ich unter Kammer- und Juſtitz- officianten mich viel uͤber Dienſtſachen un- terhielt, und durch ihr Zutrauen zu mir in einer gewiſſen Dienſtverbindung blieb, ſo daß ich ſagen moͤchte, ich habe erſt, nachdem ich den Dienſt verlaſſen, ihn beſſer verſtehen ge- lernt.
Jm Jahr 1778. machte ich dem Groß- kanzler Fuͤrſt und Miniſter Gaudi Vor- ſchlaͤge zur Abhelfung des in den Weſtpreußi- ſchen kleinen Staͤdten in klaͤglichen Umſtaͤn- den ſich befindenden Schuldenweſens, die zwar von beyden Excellenzen nicht auf- und angenommen wurden, in der Folge aber von einem andern benutzt und ihm auch be- lohnt ſind. Außerdem uͤberſetzt ich fuͤr den Buchhaͤndler Floͤrke fuͤr Geld und gute Worte einen franzoͤſiſchen Roman les egaremens de l’esprit et du coeur, unter dem Titel: Valmont oder die Verirrungen der Vernunft in 3 Baͤnden, von denen den dritten der verſtorbne Thornſche Pro- feſſor Netzker beſorgte, der ein im Fach der ſchoͤnen Wiſſenſchaften ſehr geuͤbter, uͤber-
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Griechenlandbereiſer beym Leſen des Homer
ſprechen.
Auch fuhr ich zuweilen nach Marien-
werder, wo ich unter Kammer- und Juſtitz-
officianten mich viel uͤber Dienſtſachen un-
terhielt, und durch ihr Zutrauen zu mir in
einer gewiſſen Dienſtverbindung blieb, ſo daß
ich ſagen moͤchte, ich habe erſt, nachdem ich
den Dienſt verlaſſen, ihn beſſer verſtehen ge-
lernt.
Jm Jahr 1778. machte ich dem Groß-
kanzler Fuͤrſt und Miniſter Gaudi Vor-
ſchlaͤge zur Abhelfung des in den Weſtpreußi-
ſchen kleinen Staͤdten in klaͤglichen Umſtaͤn-
den ſich befindenden Schuldenweſens, die
zwar von beyden Excellenzen nicht auf- und
angenommen wurden, in der Folge aber
von einem andern benutzt und ihm auch be-
lohnt ſind. Außerdem uͤberſetzt ich fuͤr den
Buchhaͤndler Floͤrke fuͤr Geld und gute Worte
einen franzoͤſiſchen Roman les egaremens
de l’esprit et du coeur, unter dem Titel:
Valmont oder die Verirrungen
der Vernunft in 3 Baͤnden, von denen
den dritten der verſtorbne Thornſche Pro-
feſſor Netzker beſorgte, der ein im Fach
der ſchoͤnen Wiſſenſchaften ſehr geuͤbter, uͤber-
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/189>, abgerufen am 27.11.2024.
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