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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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lehrten Staub- oder Pudermantel zu ge-
brauchen seyn würde, und drauf die Reise
blos in Gesellschaft ihres Bruders unter-
nahm.

Sobald ich in jüngern Jahren an Rei-
sen gedachte, fielen mir gleich Egypten *)
und Griechenland bey, und ich lese noch
jetzt vorzüglich gern Nachrichten von diesen
Ländern, die mir noch lange nicht genug
untersucht zu seyn scheinen, weil die meh-
resten Reifenden über der Untersuchung der
Kunstruinen die Natur des Landes selbst,
und den Genius und Charakter der Ein-
wohner übersehen. Guys Briefe machten
mir einst viel Vergnügen, und ich ärgerte
mich über Pauw, der ihm so oft wider-
sprach; seitdem ich aber hier Herrn Bar-
tholdy
gesprochen, als er den jetzigen
Staatsrath Uhde auf einer Schulbereisung
durch alle damalige vier Preußen begleitete,

*) Die bloßen Jnhaltsanzeigen von den Kunst- und
Prachtwerken der französischen Gelehrten nach der
Bonapartischen Expedition, die ich in den Göt-
tingschen Gelehrten Zeitungen gelesen, haben mich
mehrmals im Stillen das Wort Egypten so
auszusprechen gereizt, wie Petrarce das Wort
Jtalie Jtalia mag ausgesprochen haben.

lehrten Staub- oder Pudermantel zu ge-
brauchen ſeyn wuͤrde, und drauf die Reiſe
blos in Geſellſchaft ihres Bruders unter-
nahm.

Sobald ich in juͤngern Jahren an Rei-
ſen gedachte, fielen mir gleich Egypten *)
und Griechenland bey, und ich leſe noch
jetzt vorzuͤglich gern Nachrichten von dieſen
Laͤndern, die mir noch lange nicht genug
unterſucht zu ſeyn ſcheinen, weil die meh-
reſten Reifenden uͤber der Unterſuchung der
Kunſtruinen die Natur des Landes ſelbſt,
und den Genius und Charakter der Ein-
wohner uͤberſehen. Guys Briefe machten
mir einſt viel Vergnuͤgen, und ich aͤrgerte
mich uͤber Pauw, der ihm ſo oft wider-
ſprach; ſeitdem ich aber hier Herrn Bar-
tholdy
geſprochen, als er den jetzigen
Staatsrath Uhde auf einer Schulbereiſung
durch alle damalige vier Preußen begleitete,

*) Die bloßen Jnhaltsanzeigen von den Kunſt- und
Prachtwerken der franzoͤſiſchen Gelehrten nach der
Bonapartiſchen Expedition, die ich in den Goͤt-
tingſchen Gelehrten Zeitungen geleſen, haben mich
mehrmals im Stillen das Wort Egypten ſo
auszuſprechen gereizt, wie Petrarce das Wort
Jtalie Jtalia mag ausgeſprochen haben.
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[186/0203] lehrten Staub- oder Pudermantel zu ge- brauchen ſeyn wuͤrde, und drauf die Reiſe blos in Geſellſchaft ihres Bruders unter- nahm. Sobald ich in juͤngern Jahren an Rei- ſen gedachte, fielen mir gleich Egypten *) und Griechenland bey, und ich leſe noch jetzt vorzuͤglich gern Nachrichten von dieſen Laͤndern, die mir noch lange nicht genug unterſucht zu ſeyn ſcheinen, weil die meh- reſten Reifenden uͤber der Unterſuchung der Kunſtruinen die Natur des Landes ſelbſt, und den Genius und Charakter der Ein- wohner uͤberſehen. Guys Briefe machten mir einſt viel Vergnuͤgen, und ich aͤrgerte mich uͤber Pauw, der ihm ſo oft wider- ſprach; ſeitdem ich aber hier Herrn Bar- tholdy geſprochen, als er den jetzigen Staatsrath Uhde auf einer Schulbereiſung durch alle damalige vier Preußen begleitete, *) Die bloßen Jnhaltsanzeigen von den Kunſt- und Prachtwerken der franzoͤſiſchen Gelehrten nach der Bonapartiſchen Expedition, die ich in den Goͤt- tingſchen Gelehrten Zeitungen geleſen, haben mich mehrmals im Stillen das Wort Egypten ſo auszuſprechen gereizt, wie Petrarce das Wort Jtalie Jtalia mag ausgeſprochen haben.

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/203>, abgerufen am 21.11.2024.