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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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und Einfälle mit seinen ihm nicht recht zu Ge-
brauch stehenden drey Sprachen, italienisch,
französisch und deutsch, ringen zu sehen
und zu hören, besonders, wenn er auf seine
Favoritplane zur Umschaffung, Exaltirung
und politischen Anwendung der Maurerey
kam, worüber ich noch einige Briefe von
ihm habe. Jn welchen Eifer gerieth er je-
desmal, wenn er die ganze Masse der Mau-
rerey zu weich geworden fand, um je etwas
reelles aus ihr hervorbringen zu können!

Da man aber mit der Freymaurer Agen-
de überall sagen kann: sic transit gloria
mundi,
so ging auch hier mein kleiner
Glücksstern unter, doch um in andrer Ge-
stalt wieder aufzugehen. Jch kaufte mir
nämlich in der Nachbarschaft meiner innigst-
geliebten Schwester ein kleines, im tiefsten
Verfall liegendes Guth am Deimstrome.
Eh ich in Sprintlack meinen neuen Le-
benswandel begann, kehrt' ich noch einmal
im Herbst zu meinen Freunden in der Ge-
gend von Danzig zurück und machte mir
durch einen über zwey Monat fortgesetzten
Umgang mit vier in jedem Betracht liebens-
würdigen Frauen das Herz beym völligen
Abschiede recht schwer. Die jüngste von ih-

und Einfaͤlle mit ſeinen ihm nicht recht zu Ge-
brauch ſtehenden drey Sprachen, italieniſch,
franzoͤſiſch und deutſch, ringen zu ſehen
und zu hoͤren, beſonders, wenn er auf ſeine
Favoritplane zur Umſchaffung, Exaltirung
und politiſchen Anwendung der Maurerey
kam, woruͤber ich noch einige Briefe von
ihm habe. Jn welchen Eifer gerieth er je-
desmal, wenn er die ganze Maſſe der Mau-
rerey zu weich geworden fand, um je etwas
reelles aus ihr hervorbringen zu koͤnnen!

Da man aber mit der Freymaurer Agen-
de uͤberall ſagen kann: ſic tranſit gloria
mundi,
ſo ging auch hier mein kleiner
Gluͤcksſtern unter, doch um in andrer Ge-
ſtalt wieder aufzugehen. Jch kaufte mir
naͤmlich in der Nachbarſchaft meiner innigſt-
geliebten Schweſter ein kleines, im tiefſten
Verfall liegendes Guth am Deimſtrome.
Eh ich in Sprintlack meinen neuen Le-
benswandel begann, kehrt’ ich noch einmal
im Herbſt zu meinen Freunden in der Ge-
gend von Danzig zuruͤck und machte mir
durch einen uͤber zwey Monat fortgeſetzten
Umgang mit vier in jedem Betracht liebens-
wuͤrdigen Frauen das Herz beym voͤlligen
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[198/0215] und Einfaͤlle mit ſeinen ihm nicht recht zu Ge- brauch ſtehenden drey Sprachen, italieniſch, franzoͤſiſch und deutſch, ringen zu ſehen und zu hoͤren, beſonders, wenn er auf ſeine Favoritplane zur Umſchaffung, Exaltirung und politiſchen Anwendung der Maurerey kam, woruͤber ich noch einige Briefe von ihm habe. Jn welchen Eifer gerieth er je- desmal, wenn er die ganze Maſſe der Mau- rerey zu weich geworden fand, um je etwas reelles aus ihr hervorbringen zu koͤnnen! Da man aber mit der Freymaurer Agen- de uͤberall ſagen kann: ſic tranſit gloria mundi, ſo ging auch hier mein kleiner Gluͤcksſtern unter, doch um in andrer Ge- ſtalt wieder aufzugehen. Jch kaufte mir naͤmlich in der Nachbarſchaft meiner innigſt- geliebten Schweſter ein kleines, im tiefſten Verfall liegendes Guth am Deimſtrome. Eh ich in Sprintlack meinen neuen Le- benswandel begann, kehrt’ ich noch einmal im Herbſt zu meinen Freunden in der Ge- gend von Danzig zuruͤck und machte mir durch einen uͤber zwey Monat fortgeſetzten Umgang mit vier in jedem Betracht liebens- wuͤrdigen Frauen das Herz beym voͤlligen Abſchiede recht ſchwer. Die juͤngſte von ih-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/215>, abgerufen am 21.11.2024.