Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht überall einführt, wenn ich nicht wüßte,
daß selbst noch viele, übrigens kluge Leute
im Lande, entfernt sind von der Ueberzeu-
gung der Unschädlichkeit eines allgemeinen
Verstandsgebrauches.

Brandes sagt in seinem Du und Du
zwischen Eltern und Kindern
S.
192. "der Mensch bedarf des Lebens außer
"sich,
damit seine Kräfte ihn nicht ver-
"zehren: Allein von dem Leben in ihm
"muß alles ausgehen, hier ist das erste und
"wichtigste Feld seiner Wirksamkeit. Ein
"jeder kann auf sich wirken, den göttlichen
"Funken in sich erhalten, beleben, erhöhen.
"Zunächst in seinem Hause, in seiner Fami-
"lie, an seinen Freunden seine Thätigkeit äu-
"ßern. Zu einer solchen höchstehrwürdigen
"Thätigkeit bedarf es keines Bestallungs-
"briefes, noch Rangpatentes, und das Viel-
"geschrey der Gemeinnützigkeit bringt oft
"nicht den tausendsten Theil des Guten her-
"vor, was hier zwar in aller Stille ge-
"schieht, aber gewiß nicht ohne große Mühe
"und Anstrengung, und nur vom Vater,
"der ins Verborgne sieht, bemerkt wird."

Demnächst bewog ich den Minister des
Kirchen- und Schuldepartements, der ein

nicht uͤberall einfuͤhrt, wenn ich nicht wuͤßte,
daß ſelbſt noch viele, uͤbrigens kluge Leute
im Lande, entfernt ſind von der Ueberzeu-
gung der Unſchaͤdlichkeit eines allgemeinen
Verſtandsgebrauches.

Brandes ſagt in ſeinem Du und Du
zwiſchen Eltern und Kindern
S.
192. „der Menſch bedarf des Lebens außer
„ſich,
damit ſeine Kraͤfte ihn nicht ver-
„zehren: Allein von dem Leben in ihm
„muß alles ausgehen, hier iſt das erſte und
„wichtigſte Feld ſeiner Wirkſamkeit. Ein
„jeder kann auf ſich wirken, den goͤttlichen
„Funken in ſich erhalten, beleben, erhoͤhen.
„Zunaͤchſt in ſeinem Hauſe, in ſeiner Fami-
„lie, an ſeinen Freunden ſeine Thaͤtigkeit aͤu-
„ßern. Zu einer ſolchen hoͤchſtehrwuͤrdigen
„Thaͤtigkeit bedarf es keines Beſtallungs-
„briefes, noch Rangpatentes, und das Viel-
„geſchrey der Gemeinnuͤtzigkeit bringt oft
„nicht den tauſendſten Theil des Guten her-
„vor, was hier zwar in aller Stille ge-
„ſchieht, aber gewiß nicht ohne große Muͤhe
„und Anſtrengung, und nur vom Vater,
„der ins Verborgne ſieht, bemerkt wird.“

Demnaͤchſt bewog ich den Miniſter des
Kirchen- und Schuldepartements, der ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0220" n="203"/>
nicht u&#x0364;berall einfu&#x0364;hrt, wenn ich nicht wu&#x0364;ßte,<lb/>
daß &#x017F;elb&#x017F;t noch viele, u&#x0364;brigens kluge Leute<lb/>
im Lande, entfernt &#x017F;ind von der Ueberzeu-<lb/>
gung der Un&#x017F;cha&#x0364;dlichkeit eines allgemeinen<lb/>
Ver&#x017F;tandsgebrauches.</p><lb/>
        <p>Brandes &#x017F;agt in &#x017F;einem <hi rendition="#g">Du und Du<lb/>
zwi&#x017F;chen Eltern und Kindern</hi> S.<lb/>
192. <cit><quote>&#x201E;der Men&#x017F;ch bedarf des Lebens <hi rendition="#g">außer<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich,</hi> damit &#x017F;eine Kra&#x0364;fte ihn nicht ver-<lb/>
&#x201E;zehren: Allein von dem Leben in ihm<lb/>
&#x201E;muß alles ausgehen, hier i&#x017F;t das er&#x017F;te und<lb/>
&#x201E;wichtig&#x017F;te Feld &#x017F;einer Wirk&#x017F;amkeit. Ein<lb/>
&#x201E;jeder kann auf &#x017F;ich wirken, den go&#x0364;ttlichen<lb/>
&#x201E;Funken in &#x017F;ich erhalten, beleben, erho&#x0364;hen.<lb/>
&#x201E;Zuna&#x0364;ch&#x017F;t in &#x017F;einem Hau&#x017F;e, in &#x017F;einer Fami-<lb/>
&#x201E;lie, an &#x017F;einen Freunden &#x017F;eine Tha&#x0364;tigkeit a&#x0364;u-<lb/>
&#x201E;ßern. Zu einer &#x017F;olchen ho&#x0364;ch&#x017F;tehrwu&#x0364;rdigen<lb/>
&#x201E;Tha&#x0364;tigkeit bedarf es keines Be&#x017F;tallungs-<lb/>
&#x201E;briefes, noch Rangpatentes, und das Viel-<lb/>
&#x201E;ge&#x017F;chrey der Gemeinnu&#x0364;tzigkeit bringt oft<lb/>
&#x201E;nicht den tau&#x017F;end&#x017F;ten Theil des Guten her-<lb/>
&#x201E;vor, was hier zwar in aller Stille ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chieht, aber gewiß nicht ohne große Mu&#x0364;he<lb/>
&#x201E;und An&#x017F;trengung, und nur vom Vater,<lb/>
&#x201E;der ins Verborgne &#x017F;ieht, bemerkt wird.&#x201C;</quote></cit></p><lb/>
        <p>Demna&#x0364;ch&#x017F;t bewog ich den Mini&#x017F;ter des<lb/>
Kirchen- und Schuldepartements, der ein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0220] nicht uͤberall einfuͤhrt, wenn ich nicht wuͤßte, daß ſelbſt noch viele, uͤbrigens kluge Leute im Lande, entfernt ſind von der Ueberzeu- gung der Unſchaͤdlichkeit eines allgemeinen Verſtandsgebrauches. Brandes ſagt in ſeinem Du und Du zwiſchen Eltern und Kindern S. 192. „der Menſch bedarf des Lebens außer „ſich, damit ſeine Kraͤfte ihn nicht ver- „zehren: Allein von dem Leben in ihm „muß alles ausgehen, hier iſt das erſte und „wichtigſte Feld ſeiner Wirkſamkeit. Ein „jeder kann auf ſich wirken, den goͤttlichen „Funken in ſich erhalten, beleben, erhoͤhen. „Zunaͤchſt in ſeinem Hauſe, in ſeiner Fami- „lie, an ſeinen Freunden ſeine Thaͤtigkeit aͤu- „ßern. Zu einer ſolchen hoͤchſtehrwuͤrdigen „Thaͤtigkeit bedarf es keines Beſtallungs- „briefes, noch Rangpatentes, und das Viel- „geſchrey der Gemeinnuͤtzigkeit bringt oft „nicht den tauſendſten Theil des Guten her- „vor, was hier zwar in aller Stille ge- „ſchieht, aber gewiß nicht ohne große Muͤhe „und Anſtrengung, und nur vom Vater, „der ins Verborgne ſieht, bemerkt wird.“ Demnaͤchſt bewog ich den Miniſter des Kirchen- und Schuldepartements, der ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/220
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/220>, abgerufen am 21.11.2024.