Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.Hingebungen sich selbst von der sonstigen *) Obgleich das Namennennen verhaßt ist, so bleibt
doch das eben so alte: Beyspiele erläutern die Sache, nicht minder wahr, und ich erdreuste mich daher den großen, von mir wahrlich als höchst hervorstehenden Geist anerkannten Göthe zu nennen. Würde dieser, alles beynah überflügelnde Kunstmeister nicht allgemein geliebt und geehrt seyn, wenn er die durch seine frühere Bildung bestärkte natürliche Hochsinnigkeit nicht so stark hätte wachsen und in Arroganz ausarten lassen? Vielen Klugen ist er durch letztre widrig und wie vielen ein Gegenstand des Belachens geworden! Diese Arroganz hat ihn auch gewiß gehindert, wenigstens der Wiederholung abgeschmackter Apo- tbeosen durch Unwillensbezeugung vorzubeugen, und ihm erlaubt, manches, wahrlich ganz schlechte, Verslein in die Sammlung seiner herrlichen Ge- dichte mit aufzunehmen. Meine Verehrung des Götheschen Genius ver- anlaßt mich zum Hersetzen einer langen Stelle aus dem sehr lesenswerthen ersten Bande der Memoiren des Freyherrn von S -- a, (Prag, 1815.) eines Thümmels altioris indaginis, die mir von S. 164 -- 171 über Göthe sehr beleh- rend scheint: "Jch hatte Göthe nur einmal gesehen, sagte die Gräfin unter andern, so war ich schon inne geworden, daß beynah Alles, was man ihm für Hingebungen ſich ſelbſt von der ſonſtigen *) Obgleich das Namennennen verhaßt iſt, ſo bleibt
doch das eben ſo alte: Beyſpiele erlaͤutern die Sache, nicht minder wahr, und ich erdreuſte mich daher den großen, von mir wahrlich als hoͤchſt hervorſtehenden Geiſt anerkannten Goͤthe zu nennen. Wuͤrde dieſer, alles beynah uͤberfluͤgelnde Kunſtmeiſter nicht allgemein geliebt und geehrt ſeyn, wenn er die durch ſeine fruͤhere Bildung beſtaͤrkte natuͤrliche Hochſinnigkeit nicht ſo ſtark haͤtte wachſen und in Arroganz ausarten laſſen? Vielen Klugen iſt er durch letztre widrig und wie vielen ein Gegenſtand des Belachens geworden! Dieſe Arroganz hat ihn auch gewiß gehindert, wenigſtens der Wiederholung abgeſchmackter Apo- tbeoſen durch Unwillensbezeugung vorzubeugen, und ihm erlaubt, manches, wahrlich ganz ſchlechte, Verslein in die Sammlung ſeiner herrlichen Ge- dichte mit aufzunehmen. Meine Verehrung des Goͤtheſchen Genius ver- anlaßt mich zum Herſetzen einer langen Stelle aus dem ſehr leſenswerthen erſten Bande der Memoiren des Freyherrn von S — a, (Prag, 1815.) eines Thuͤmmels altioris indaginis, die mir von S. 164 — 171 uͤber Goͤthe ſehr beleh- rend ſcheint: „Jch hatte Goͤthe nur einmal geſehen, ſagte die Graͤfin unter andern, ſo war ich ſchon inne geworden, daß beynah Alles, was man ihm fuͤr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0234" n="217"/> Hingebungen ſich ſelbſt von der ſonſtigen<lb/> ernſten Arroganz erholen und die Schmaus-<lb/> geſellen dafuͤr entſchaͤdigen wollten <note xml:id="seg2pn_18_1" next="#seg2pn_18_2" place="foot" n="*)">Obgleich das Namennennen verhaßt iſt, ſo bleibt<lb/> doch das eben ſo alte: Beyſpiele erlaͤutern die<lb/> Sache, nicht minder wahr, und ich erdreuſte mich<lb/> daher den großen, von mir wahrlich als hoͤchſt<lb/> hervorſtehenden Geiſt anerkannten <hi rendition="#g">Goͤthe</hi> zu<lb/> nennen. Wuͤrde dieſer, alles beynah uͤberfluͤgelnde<lb/> Kunſtmeiſter nicht allgemein geliebt und geehrt<lb/> ſeyn, wenn er die durch ſeine fruͤhere Bildung<lb/> beſtaͤrkte natuͤrliche Hochſinnigkeit nicht ſo ſtark<lb/> haͤtte wachſen und in Arroganz ausarten laſſen?<lb/> Vielen Klugen iſt er durch letztre widrig und wie<lb/> vielen ein Gegenſtand des Belachens geworden!<lb/> Dieſe Arroganz hat ihn auch gewiß gehindert,<lb/> wenigſtens der Wiederholung abgeſchmackter Apo-<lb/> tbeoſen durch Unwillensbezeugung vorzubeugen,<lb/> und ihm erlaubt, manches, wahrlich ganz ſchlechte,<lb/> Verslein in die Sammlung ſeiner herrlichen Ge-<lb/> dichte mit aufzunehmen.<lb/> Meine Verehrung des Goͤtheſchen Genius ver-<lb/> anlaßt mich zum Herſetzen einer langen Stelle<lb/> aus dem ſehr <hi rendition="#g">leſenswerthen erſten</hi> Bande<lb/> der Memoiren des Freyherrn von S — a, (Prag,<lb/> 1815.) eines Thuͤmmels <hi rendition="#aq">altioris indaginis,</hi> die<lb/> mir von S. 164 — 171 uͤber Goͤthe ſehr beleh-<lb/> rend ſcheint:<lb/> „Jch hatte <hi rendition="#g">Goͤthe</hi> nur einmal geſehen, ſagte<lb/> die Graͤfin unter andern, ſo war ich ſchon inne<lb/> geworden, daß beynah Alles, was man ihm fuͤr</note></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [217/0234]
Hingebungen ſich ſelbſt von der ſonſtigen
ernſten Arroganz erholen und die Schmaus-
geſellen dafuͤr entſchaͤdigen wollten *)
*) Obgleich das Namennennen verhaßt iſt, ſo bleibt
doch das eben ſo alte: Beyſpiele erlaͤutern die
Sache, nicht minder wahr, und ich erdreuſte mich
daher den großen, von mir wahrlich als hoͤchſt
hervorſtehenden Geiſt anerkannten Goͤthe zu
nennen. Wuͤrde dieſer, alles beynah uͤberfluͤgelnde
Kunſtmeiſter nicht allgemein geliebt und geehrt
ſeyn, wenn er die durch ſeine fruͤhere Bildung
beſtaͤrkte natuͤrliche Hochſinnigkeit nicht ſo ſtark
haͤtte wachſen und in Arroganz ausarten laſſen?
Vielen Klugen iſt er durch letztre widrig und wie
vielen ein Gegenſtand des Belachens geworden!
Dieſe Arroganz hat ihn auch gewiß gehindert,
wenigſtens der Wiederholung abgeſchmackter Apo-
tbeoſen durch Unwillensbezeugung vorzubeugen,
und ihm erlaubt, manches, wahrlich ganz ſchlechte,
Verslein in die Sammlung ſeiner herrlichen Ge-
dichte mit aufzunehmen.
Meine Verehrung des Goͤtheſchen Genius ver-
anlaßt mich zum Herſetzen einer langen Stelle
aus dem ſehr leſenswerthen erſten Bande
der Memoiren des Freyherrn von S — a, (Prag,
1815.) eines Thuͤmmels altioris indaginis, die
mir von S. 164 — 171 uͤber Goͤthe ſehr beleh-
rend ſcheint:
„Jch hatte Goͤthe nur einmal geſehen, ſagte
die Graͤfin unter andern, ſo war ich ſchon inne
geworden, daß beynah Alles, was man ihm fuͤr
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