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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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Beym genialischen Capellmeister Rei-
chart,
der das Roß der Freymüthigkeit oft
ohne Zaum und Sporen zu reiten pflegte,
in seinen letzten Briefen über Wien es aber
mit vielen buntgestickten Decken behangen
hat, traf ich zum ersten Mal den Grafen
Friedrich von Stollberg, der damals
Dänischer Gesandter in Berlin, ein hoch-
gebildeter, aber nicht minder hochherziger und
gemüthlicher Mann war, und dem ich gar
keine Neigung zur päpstlichen Religion über-
zutreten ansah. Wir wohnten einander ge-
gen über, sahen uns in der Folge täglich,
und auch er schien an mir Geschmack zu
finden, wie es mir wenigstens seine Briefe
aus Jtalien etc. zeigen. Jn sein 1788. ge-
drucktes Werk, die Jnsel, das er mir
damals schenkte, hatte er auf der Rückseite
des Titelblatts eigenhändig geschrieben:

"Froh und leicht sind die Träume der Glücklichen! als
ich beglückt war

"Träumte mir auch, und süß waren die Freuden
des Traums."

Süßer waren die Freuden des Wachenden, als ich
die Eine

Sah, die liebend wie ich Alles in Allem mir
war.

Beym genialiſchen Capellmeiſter Rei-
chart,
der das Roß der Freymuͤthigkeit oft
ohne Zaum und Sporen zu reiten pflegte,
in ſeinen letzten Briefen uͤber Wien es aber
mit vielen buntgeſtickten Decken behangen
hat, traf ich zum erſten Mal den Grafen
Friedrich von Stollberg, der damals
Daͤniſcher Geſandter in Berlin, ein hoch-
gebildeter, aber nicht minder hochherziger und
gemuͤthlicher Mann war, und dem ich gar
keine Neigung zur paͤpſtlichen Religion uͤber-
zutreten anſah. Wir wohnten einander ge-
gen uͤber, ſahen uns in der Folge taͤglich,
und auch er ſchien an mir Geſchmack zu
finden, wie es mir wenigſtens ſeine Briefe
aus Jtalien ꝛc. zeigen. Jn ſein 1788. ge-
drucktes Werk, die Jnſel, das er mir
damals ſchenkte, hatte er auf der Ruͤckſeite
des Titelblatts eigenhaͤndig geſchrieben:

„Froh und leicht ſind die Traͤume der Gluͤcklichen! als
ich begluͤckt war

„Traͤumte mir auch, und ſuͤß waren die Freuden
des Traums.“

Suͤßer waren die Freuden des Wachenden, als ich
die Eine

Sah, die liebend wie ich Alles in Allem mir
war.

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[223/0240] Beym genialiſchen Capellmeiſter Rei- chart, der das Roß der Freymuͤthigkeit oft ohne Zaum und Sporen zu reiten pflegte, in ſeinen letzten Briefen uͤber Wien es aber mit vielen buntgeſtickten Decken behangen hat, traf ich zum erſten Mal den Grafen Friedrich von Stollberg, der damals Daͤniſcher Geſandter in Berlin, ein hoch- gebildeter, aber nicht minder hochherziger und gemuͤthlicher Mann war, und dem ich gar keine Neigung zur paͤpſtlichen Religion uͤber- zutreten anſah. Wir wohnten einander ge- gen uͤber, ſahen uns in der Folge taͤglich, und auch er ſchien an mir Geſchmack zu finden, wie es mir wenigſtens ſeine Briefe aus Jtalien ꝛc. zeigen. Jn ſein 1788. ge- drucktes Werk, die Jnſel, das er mir damals ſchenkte, hatte er auf der Ruͤckſeite des Titelblatts eigenhaͤndig geſchrieben: „Froh und leicht ſind die Traͤume der Gluͤcklichen! als ich begluͤckt war „Traͤumte mir auch, und ſuͤß waren die Freuden des Traums.“ Suͤßer waren die Freuden des Wachenden, als ich die Eine Sah, die liebend wie ich Alles in Allem mir war.

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/240>, abgerufen am 21.11.2024.