Laune spann am Rocken des Traums, an dem Rocken der Freude Spann die Eine, die mir Alles, in Allem mir war. Edler, hättest du Agnes gesehn, du beweintest den Armen, Theiltest den einzigen Wunsch, welcher dem Seh- nenden blickt. Ernster Gedanke des Todes und süßer, im einsamen Herzen Nähret der Wahrheit Oel, schirinet die Hoffnung dein Tocht!
Berlin, 10. Jan. 1789. F. L. Stolberg.
Auf einem Souper bey Engel traf ich den Herrn von Kotzebue, dessen Men- schenhaß und Neue Tages darauf unter gewaltigem Klatschen und Weinen aufge- führt wurde. Auf Engels Frage: wie mir das Stück gefallen habe, erwiederte ich, daß es mein sittliches Gefühl verletze, daß man- che entlehnte Situation darin vorkomme und im Dialog hin und wieder Bücher- sprache sey. Engels Antwort war: Haben wir ein beßres? Werden wir beßre bekom- men? Seitdem habe ich den Herrn von Kotzebue mehrmal gesehen, besonders wäh- rend seines vielmonatlichen Aufenthalts in
Königs-
Laune ſpann am Rocken des Traums, an dem Rocken der Freude Spann die Eine, die mir Alles, in Allem mir war. Edler, haͤtteſt du Agnes geſehn, du beweinteſt den Armen, Theilteſt den einzigen Wunſch, welcher dem Seh- nenden blickt. Ernſter Gedanke des Todes und ſuͤßer, im einſamen Herzen Naͤhret der Wahrheit Oel, ſchirinet die Hoffnung dein Tocht!
Berlin, 10. Jan. 1789. F. L. Stolberg.
Auf einem Souper bey Engel traf ich den Herrn von Kotzebue, deſſen Men- ſchenhaß und Neue Tages darauf unter gewaltigem Klatſchen und Weinen aufge- fuͤhrt wurde. Auf Engels Frage: wie mir das Stuͤck gefallen habe, erwiederte ich, daß es mein ſittliches Gefuͤhl verletze, daß man- che entlehnte Situation darin vorkomme und im Dialog hin und wieder Buͤcher- ſprache ſey. Engels Antwort war: Haben wir ein beßres? Werden wir beßre bekom- men? Seitdem habe ich den Herrn von Kotzebue mehrmal geſehen, beſonders waͤh- rend ſeines vielmonatlichen Aufenthalts in
Koͤnigs-
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Laune ſpann am Rocken des Traums, an dem Rocken
der Freude
Spann die Eine, die mir Alles, in Allem mir
war.
Edler, haͤtteſt du Agnes geſehn, du beweinteſt den
Armen,
Theilteſt den einzigen Wunſch, welcher dem Seh-
nenden blickt.
Ernſter Gedanke des Todes und ſuͤßer, im einſamen
Herzen
Naͤhret der Wahrheit Oel, ſchirinet die Hoffnung
dein Tocht!
Berlin, 10. Jan. 1789.
F. L. Stolberg.
Auf einem Souper bey Engel traf ich
den Herrn von Kotzebue, deſſen Men-
ſchenhaß und Neue Tages darauf unter
gewaltigem Klatſchen und Weinen aufge-
fuͤhrt wurde. Auf Engels Frage: wie mir
das Stuͤck gefallen habe, erwiederte ich, daß
es mein ſittliches Gefuͤhl verletze, daß man-
che entlehnte Situation darin vorkomme
und im Dialog hin und wieder Buͤcher-
ſprache ſey. Engels Antwort war: Haben
wir ein beßres? Werden wir beßre bekom-
men? Seitdem habe ich den Herrn von
Kotzebue mehrmal geſehen, beſonders waͤh-
rend ſeines vielmonatlichen Aufenthalts in
Koͤnigs-
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/241>, abgerufen am 21.11.2024.
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