nisonschule in Potsdam bekannt gewordnen Feldprobstes Kletschke, ertheilten Diploms zum Ehrenmitgliede der märkschen ökonomi- schen Gesellschaft, auf immer zu verlassen beschlossen und uns in Königsberg ein Haus kauften, das am aussichtreichsten Ende der Stadt lag und einen nicht kleinen Hof- raum und Garten hatte. Da ich diesen Wohnsitz für meinen letzten hielt, so suchte ich mir bald einen Begräbnißplatz auf dem nahgelegenen neuroßgärtschen Kirchhofe aus, und fand ihn in einer Ecke, die ich mit Pappeln umpflanzte, so daß er die Gestalt bekam, unter der er auf den Spätlingen als Vignette zu sehen ist. Allein die in der Folge von der Polizey ausgeführten Weg- schaffungen sämmtlicher Kirchhofsbefriedigun- gen in der Stadt machte, daß auch hier das Sprichwort eintraf: der Mensch denkt, Gott lenkt. --
Einige Umschaffungen in dieser sehr an- ständigen Wohnung und mancherley andre Einrichtungen in meinem Garten beschäf- tigten mich anfänglich reichlich. Mein Um- gang war auf wenige, aber ziemlich ausge- suchte Menschen *) beschränkt, große und
*) Jm Jahr 1805. war Heinrich von Kleist, der
niſonſchule in Potsdam bekannt gewordnen Feldprobſtes Kletſchke, ertheilten Diploms zum Ehrenmitgliede der maͤrkſchen oͤkonomi- ſchen Geſellſchaft, auf immer zu verlaſſen beſchloſſen und uns in Koͤnigsberg ein Haus kauften, das am ausſichtreichſten Ende der Stadt lag und einen nicht kleinen Hof- raum und Garten hatte. Da ich dieſen Wohnſitz fuͤr meinen letzten hielt, ſo ſuchte ich mir bald einen Begraͤbnißplatz auf dem nahgelegenen neuroßgaͤrtſchen Kirchhofe aus, und fand ihn in einer Ecke, die ich mit Pappeln umpflanzte, ſo daß er die Geſtalt bekam, unter der er auf den Spaͤtlingen als Vignette zu ſehen iſt. Allein die in der Folge von der Polizey ausgefuͤhrten Weg- ſchaffungen ſaͤmmtlicher Kirchhofsbefriedigun- gen in der Stadt machte, daß auch hier das Sprichwort eintraf: der Menſch denkt, Gott lenkt. —
Einige Umſchaffungen in dieſer ſehr an- ſtaͤndigen Wohnung und mancherley andre Einrichtungen in meinem Garten beſchaͤf- tigten mich anfaͤnglich reichlich. Mein Um- gang war auf wenige, aber ziemlich ausge- ſuchte Menſchen *) beſchraͤnkt, große und
*) Jm Jahr 1805. war Heinrich von Kleiſt, der
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niſonſchule in Potsdam bekannt gewordnen
Feldprobſtes Kletſchke, ertheilten Diploms
zum Ehrenmitgliede der maͤrkſchen oͤkonomi-
ſchen Geſellſchaft, auf immer zu verlaſſen
beſchloſſen und uns in Koͤnigsberg ein Haus
kauften, das am ausſichtreichſten Ende der
Stadt lag und einen nicht kleinen Hof-
raum und Garten hatte. Da ich dieſen
Wohnſitz fuͤr meinen letzten hielt, ſo ſuchte
ich mir bald einen Begraͤbnißplatz auf dem
nahgelegenen neuroßgaͤrtſchen Kirchhofe aus,
und fand ihn in einer Ecke, die ich mit
Pappeln umpflanzte, ſo daß er die Geſtalt
bekam, unter der er auf den Spaͤtlingen
als Vignette zu ſehen iſt. Allein die in der
Folge von der Polizey ausgefuͤhrten Weg-
ſchaffungen ſaͤmmtlicher Kirchhofsbefriedigun-
gen in der Stadt machte, daß auch hier das
Sprichwort eintraf: der Menſch denkt,
Gott lenkt. —
Einige Umſchaffungen in dieſer ſehr an-
ſtaͤndigen Wohnung und mancherley andre
Einrichtungen in meinem Garten beſchaͤf-
tigten mich anfaͤnglich reichlich. Mein Um-
gang war auf wenige, aber ziemlich ausge-
ſuchte Menſchen *) beſchraͤnkt, große und
*) Jm Jahr 1805. war Heinrich von Kleiſt, der
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/254>, abgerufen am 22.11.2024.
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