Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.treiben verstehe? Wird sie nicht sonst dem, Mehr als ein Jahr hab' ich auf die *) Bey dieser Gelegenheit fällt mir die mühsame
Durchsicht der meistentheils sehr glücklichen kleinen Gedichte des durch seine Genialität und erbärm- liche Wirthschaft in Königsberg sehr bekannt ge- wordnen Kammersecretair John bey. Viele wa- ren mit Bürgerschen und Gersienbergschen Geiste geschrieben, unter andern eine dityrambische Er- gießung über Luthers: Wer nicht liebt Wein, Weiber und Gesang, der bleibt ein Narr sein Lebenlang. Die ganze Samm- lung soll nach seinem Tode von den Erben dem Kriegsrath Müchler zugesandt seyn, was er da- von für Gebrauch gemacht, ist mir unbekannt geblieben. treiben verſtehe? Wird ſie nicht ſonſt dem, Mehr als ein Jahr hab’ ich auf die *) Bey dieſer Gelegenheit faͤllt mir die muͤhſame
Durchſicht der meiſtentheils ſehr gluͤcklichen kleinen Gedichte des durch ſeine Genialitaͤt und erbaͤrm- liche Wirthſchaft in Koͤnigsberg ſehr bekannt ge- wordnen Kammerſecretair John bey. Viele wa- ren mit Buͤrgerſchen und Gerſienbergſchen Geiſte geſchrieben, unter andern eine dityrambiſche Er- gießung uͤber Luthers: Wer nicht liebt Wein, Weiber und Geſang, der bleibt ein Narr ſein Lebenlang. Die ganze Samm- lung ſoll nach ſeinem Tode von den Erben dem Kriegsrath Muͤchler zugeſandt ſeyn, was er da- von fuͤr Gebrauch gemacht, iſt mir unbekannt geblieben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0264" n="247"/> treiben verſtehe? Wird ſie nicht ſonſt dem,<lb/> der durch das ausgehangne Schild getaͤuſcht<lb/> und betrogen wird, fuͤr den Schaden, der<lb/> ihm aus einer Art von <hi rendition="#aq">ignorantia invinci-<lb/> bilis</hi> erwaͤchſt — gut ſtehen ſollen? Mei-<lb/> nes Erachtens leidet hier die Rechtsregel:<lb/><hi rendition="#aq">quilibet ſcire debet conditionem eius, cum<lb/> quo contrahit</hi> große und billige Ausnah-<lb/> men.</p><lb/> <p>Mehr als ein Jahr hab’ ich auf die<lb/> Durchſicht <note place="foot" n="*)">Bey dieſer Gelegenheit faͤllt mir die muͤhſame<lb/> Durchſicht der meiſtentheils ſehr gluͤcklichen kleinen<lb/> Gedichte des durch ſeine Genialitaͤt und erbaͤrm-<lb/> liche Wirthſchaft in Koͤnigsberg ſehr bekannt ge-<lb/> wordnen Kammerſecretair <hi rendition="#g">John</hi> bey. Viele wa-<lb/> ren mit Buͤrgerſchen und Gerſienbergſchen Geiſte<lb/> geſchrieben, unter andern eine dityrambiſche Er-<lb/> gießung uͤber Luthers: <hi rendition="#g">Wer nicht liebt Wein,<lb/> Weiber und Geſang, der bleibt ein<lb/> Narr ſein Lebenlang.</hi> Die ganze Samm-<lb/> lung ſoll nach ſeinem Tode von den Erben dem<lb/> Kriegsrath Muͤchler zugeſandt ſeyn, was er da-<lb/> von fuͤr Gebrauch gemacht, iſt mir unbekannt<lb/> geblieben.</note> der Bodeſchen Ueberſetzung des<lb/><hi rendition="#g">Montaigne</hi> verwandt, nur ein foͤrmli-<lb/> cher Eigenſinn konnte mich bewegen bis ans<lb/> Ende auszuhalten, das Gott Lob Anno 1804.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [247/0264]
treiben verſtehe? Wird ſie nicht ſonſt dem,
der durch das ausgehangne Schild getaͤuſcht
und betrogen wird, fuͤr den Schaden, der
ihm aus einer Art von ignorantia invinci-
bilis erwaͤchſt — gut ſtehen ſollen? Mei-
nes Erachtens leidet hier die Rechtsregel:
quilibet ſcire debet conditionem eius, cum
quo contrahit große und billige Ausnah-
men.
Mehr als ein Jahr hab’ ich auf die
Durchſicht *) der Bodeſchen Ueberſetzung des
Montaigne verwandt, nur ein foͤrmli-
cher Eigenſinn konnte mich bewegen bis ans
Ende auszuhalten, das Gott Lob Anno 1804.
*) Bey dieſer Gelegenheit faͤllt mir die muͤhſame
Durchſicht der meiſtentheils ſehr gluͤcklichen kleinen
Gedichte des durch ſeine Genialitaͤt und erbaͤrm-
liche Wirthſchaft in Koͤnigsberg ſehr bekannt ge-
wordnen Kammerſecretair John bey. Viele wa-
ren mit Buͤrgerſchen und Gerſienbergſchen Geiſte
geſchrieben, unter andern eine dityrambiſche Er-
gießung uͤber Luthers: Wer nicht liebt Wein,
Weiber und Geſang, der bleibt ein
Narr ſein Lebenlang. Die ganze Samm-
lung ſoll nach ſeinem Tode von den Erben dem
Kriegsrath Muͤchler zugeſandt ſeyn, was er da-
von fuͤr Gebrauch gemacht, iſt mir unbekannt
geblieben.
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Zitationshilfe: | Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/264>, abgerufen am 17.07.2024. |