Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

so laut aussprechen ließ, ihm gestattet ha-
ben, wenn die Welt im Großen nicht dabey
gewönne, oder noch künftig gewinnen sollte?
Wer weiß, wie lange man in Preußen auf
das Edikt vom 9. Okt. 1807. noch hätte
warten müssen! Die häßlichsten Nachtheile
des Tilsitschen Friedens liegen theils in der
Uebereilung derer, die die erste Hand dazu
boten, theils in der Unfähigkeit der Unter-
händler und derer, die ihn durch Conven-
tionen balhornisirten. *)

*) An dieser den damaligen Zeitumständen gewiß
nicht unangemessenen Stelle werden sich zwar viele
ärgern, nach Lesung der vorangeführten Beylage
E mich indessen hoffentlich gerechtfertigt hinab-
gehen lassen, ohne meine weitern Bekenntnisse
über die bis zum heutigen 29. May 1814. be-
sonders durch aufgeregte Volkskraft möglich ge-
wordue Ereignisse zu verlangen. Brächten doch
Erinnerungen an das herrlich geschehene auch
Muth, Weisheit und Stärke, es künftig für Land
und Leute zu benutzen, wie es selbst mittelmäßi-
gen, aber redlich gesinnten Köpfen als höchst aus-
führbar einleuchtet, und in der Flammenschrift:
über Preußens rheinsche Mark und
über Bundesvestungen
unwiderleglich klar
und dringend gezeigt ist, damit nicht, wie Fürst
Blücher in seinem Toast beym Herzoge Welling-
ton sagt: "die Früchte, welche durch die Schwerd-

ſo laut ausſprechen ließ, ihm geſtattet ha-
ben, wenn die Welt im Großen nicht dabey
gewoͤnne, oder noch kuͤnftig gewinnen ſollte?
Wer weiß, wie lange man in Preußen auf
das Edikt vom 9. Okt. 1807. noch haͤtte
warten muͤſſen! Die haͤßlichſten Nachtheile
des Tilſitſchen Friedens liegen theils in der
Uebereilung derer, die die erſte Hand dazu
boten, theils in der Unfaͤhigkeit der Unter-
haͤndler und derer, die ihn durch Conven-
tionen balhorniſirten. *)

*) An dieſer den damaligen Zeitumſtaͤnden gewiß
nicht unangemeſſenen Stelle werden ſich zwar viele
aͤrgern, nach Leſung der vorangefuͤhrten Beylage
E mich indeſſen hoffentlich gerechtfertigt hinab-
gehen laſſen, ohne meine weitern Bekenntniſſe
uͤber die bis zum heutigen 29. May 1814. be-
ſonders durch aufgeregte Volkskraft moͤglich ge-
wordue Ereigniſſe zu verlangen. Braͤchten doch
Erinnerungen an das herrlich geſchehene auch
Muth, Weisheit und Staͤrke, es kuͤnftig fuͤr Land
und Leute zu benutzen, wie es ſelbſt mittelmaͤßi-
gen, aber redlich geſinnten Koͤpfen als hoͤchſt aus-
fuͤhrbar einleuchtet, und in der Flammenſchrift:
uͤber Preußens rheinſche Mark und
uͤber Bundesveſtungen
unwiderleglich klar
und dringend gezeigt iſt, damit nicht, wie Fuͤrſt
Bluͤcher in ſeinem Toaſt beym Herzoge Welling-
ton ſagt: „die Fruͤchte, welche durch die Schwerd-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0294" n="277"/>
&#x017F;o laut aus&#x017F;prechen ließ, ihm ge&#x017F;tattet ha-<lb/>
ben, wenn die Welt im Großen nicht dabey<lb/>
gewo&#x0364;nne, oder noch ku&#x0364;nftig gewinnen &#x017F;ollte?<lb/>
Wer weiß, wie lange man in Preußen auf<lb/>
das Edikt vom 9. Okt. 1807. noch ha&#x0364;tte<lb/>
warten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en! Die ha&#x0364;ßlich&#x017F;ten Nachtheile<lb/>
des Til&#x017F;it&#x017F;chen Friedens liegen theils in der<lb/>
Uebereilung derer, die die er&#x017F;te Hand dazu<lb/>
boten, theils in der Unfa&#x0364;higkeit der Unter-<lb/>
ha&#x0364;ndler und derer, die ihn durch Conven-<lb/>
tionen balhorni&#x017F;irten. <note xml:id="seg2pn_26_1" next="#seg2pn_26_2" place="foot" n="*)">An die&#x017F;er den damaligen Zeitum&#x017F;ta&#x0364;nden gewiß<lb/>
nicht unangeme&#x017F;&#x017F;enen Stelle werden &#x017F;ich zwar viele<lb/>
a&#x0364;rgern, nach Le&#x017F;ung der vorangefu&#x0364;hrten Beylage<lb/><hi rendition="#aq">E</hi> mich inde&#x017F;&#x017F;en hoffentlich gerechtfertigt hinab-<lb/>
gehen la&#x017F;&#x017F;en, ohne meine weitern Bekenntni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
u&#x0364;ber die bis zum heutigen 29. May 1814. be-<lb/>
&#x017F;onders durch aufgeregte Volkskraft mo&#x0364;glich ge-<lb/>
wordue Ereigni&#x017F;&#x017F;e zu verlangen. Bra&#x0364;chten doch<lb/>
Erinnerungen an das herrlich ge&#x017F;chehene auch<lb/>
Muth, Weisheit und Sta&#x0364;rke, es ku&#x0364;nftig fu&#x0364;r Land<lb/>
und Leute zu benutzen, wie es &#x017F;elb&#x017F;t mittelma&#x0364;ßi-<lb/>
gen, aber redlich ge&#x017F;innten Ko&#x0364;pfen als ho&#x0364;ch&#x017F;t aus-<lb/>
fu&#x0364;hrbar einleuchtet, und in der Flammen&#x017F;chrift:<lb/><hi rendition="#g">u&#x0364;ber Preußens rhein&#x017F;che Mark und<lb/>
u&#x0364;ber Bundesve&#x017F;tungen</hi> unwiderleglich klar<lb/>
und dringend gezeigt i&#x017F;t, damit nicht, wie Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
Blu&#x0364;cher in &#x017F;einem Toa&#x017F;t beym Herzoge Welling-<lb/>
ton &#x017F;agt: <cit><quote>&#x201E;die Fru&#x0364;chte, welche durch die Schwerd-</quote></cit></note></p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0294] ſo laut ausſprechen ließ, ihm geſtattet ha- ben, wenn die Welt im Großen nicht dabey gewoͤnne, oder noch kuͤnftig gewinnen ſollte? Wer weiß, wie lange man in Preußen auf das Edikt vom 9. Okt. 1807. noch haͤtte warten muͤſſen! Die haͤßlichſten Nachtheile des Tilſitſchen Friedens liegen theils in der Uebereilung derer, die die erſte Hand dazu boten, theils in der Unfaͤhigkeit der Unter- haͤndler und derer, die ihn durch Conven- tionen balhorniſirten. *) *) An dieſer den damaligen Zeitumſtaͤnden gewiß nicht unangemeſſenen Stelle werden ſich zwar viele aͤrgern, nach Leſung der vorangefuͤhrten Beylage E mich indeſſen hoffentlich gerechtfertigt hinab- gehen laſſen, ohne meine weitern Bekenntniſſe uͤber die bis zum heutigen 29. May 1814. be- ſonders durch aufgeregte Volkskraft moͤglich ge- wordue Ereigniſſe zu verlangen. Braͤchten doch Erinnerungen an das herrlich geſchehene auch Muth, Weisheit und Staͤrke, es kuͤnftig fuͤr Land und Leute zu benutzen, wie es ſelbſt mittelmaͤßi- gen, aber redlich geſinnten Koͤpfen als hoͤchſt aus- fuͤhrbar einleuchtet, und in der Flammenſchrift: uͤber Preußens rheinſche Mark und uͤber Bundesveſtungen unwiderleglich klar und dringend gezeigt iſt, damit nicht, wie Fuͤrſt Bluͤcher in ſeinem Toaſt beym Herzoge Welling- ton ſagt: „die Fruͤchte, welche durch die Schwerd-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/294
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/294>, abgerufen am 26.11.2024.