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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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so glaubte ich nicht, daß er zurückkommen
würde, und als ich ihn lange nachher ein-
mal fragte, wie er eine solche wirkliche Be-
leidigung habe verzeihen können, versicherte
er mich, seine Liebe zum Dienst und die
Ueberzeugung, daß er manches Gute würde
stiften können, habe ihm keinen Augenblick
die Wiederannahme bedenklich gemacht, er
sey daher mit der größten Freywilligkeit,
und mit den besten Hoffnungen zurückge-
kommen, deren Erfüllung er aber schon an
diesem Gesprächabend im Garten stark be-
zweifelte.

Da ich mit diesem kräftigen Mann einige
Monate nachbarlich umgegangen bin, so
würd' es unrecht seyn, wenn ich nicht auch
über ihn etwas sagte. Jn vielen Stücken
war er ganz anders wie der Minister Har-
denberg, den er in wissenschaftlicher Bildung,
vielleicht aber nicht in der Schreibkunst über-
traf; mit dem Minister Struensee hatte er
manches gemein. Sein Ueberblick und Er-
fassen des Ganzen waren ausgezeichnet, al-
lein die Lebhaftigkeit seines Geistes und eine
gewisse leidenschaftliche Hitze hielten ihn oft
von der, bey der Ausführung bisweilen sehr
nöthigen Scrupulosität ab, so wie von der

ſo glaubte ich nicht, daß er zuruͤckkommen
wuͤrde, und als ich ihn lange nachher ein-
mal fragte, wie er eine ſolche wirkliche Be-
leidigung habe verzeihen koͤnnen, verſicherte
er mich, ſeine Liebe zum Dienſt und die
Ueberzeugung, daß er manches Gute wuͤrde
ſtiften koͤnnen, habe ihm keinen Augenblick
die Wiederannahme bedenklich gemacht, er
ſey daher mit der groͤßten Freywilligkeit,
und mit den beſten Hoffnungen zuruͤckge-
kommen, deren Erfuͤllung er aber ſchon an
dieſem Geſpraͤchabend im Garten ſtark be-
zweifelte.

Da ich mit dieſem kraͤftigen Mann einige
Monate nachbarlich umgegangen bin, ſo
wuͤrd’ es unrecht ſeyn, wenn ich nicht auch
uͤber ihn etwas ſagte. Jn vielen Stuͤcken
war er ganz anders wie der Miniſter Har-
denberg, den er in wiſſenſchaftlicher Bildung,
vielleicht aber nicht in der Schreibkunſt uͤber-
traf; mit dem Miniſter Struenſee hatte er
manches gemein. Sein Ueberblick und Er-
faſſen des Ganzen waren ausgezeichnet, al-
lein die Lebhaftigkeit ſeines Geiſtes und eine
gewiſſe leidenſchaftliche Hitze hielten ihn oft
von der, bey der Ausfuͤhrung bisweilen ſehr
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[280/0297] ſo glaubte ich nicht, daß er zuruͤckkommen wuͤrde, und als ich ihn lange nachher ein- mal fragte, wie er eine ſolche wirkliche Be- leidigung habe verzeihen koͤnnen, verſicherte er mich, ſeine Liebe zum Dienſt und die Ueberzeugung, daß er manches Gute wuͤrde ſtiften koͤnnen, habe ihm keinen Augenblick die Wiederannahme bedenklich gemacht, er ſey daher mit der groͤßten Freywilligkeit, und mit den beſten Hoffnungen zuruͤckge- kommen, deren Erfuͤllung er aber ſchon an dieſem Geſpraͤchabend im Garten ſtark be- zweifelte. Da ich mit dieſem kraͤftigen Mann einige Monate nachbarlich umgegangen bin, ſo wuͤrd’ es unrecht ſeyn, wenn ich nicht auch uͤber ihn etwas ſagte. Jn vielen Stuͤcken war er ganz anders wie der Miniſter Har- denberg, den er in wiſſenſchaftlicher Bildung, vielleicht aber nicht in der Schreibkunſt uͤber- traf; mit dem Miniſter Struenſee hatte er manches gemein. Sein Ueberblick und Er- faſſen des Ganzen waren ausgezeichnet, al- lein die Lebhaftigkeit ſeines Geiſtes und eine gewiſſe leidenſchaftliche Hitze hielten ihn oft von der, bey der Ausfuͤhrung bisweilen ſehr noͤthigen Scrupuloſitaͤt ab, ſo wie von der

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/297>, abgerufen am 26.11.2024.