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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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wurde, und mir durch keinen, so wenig wie
Hippel und Fischer ersetzt werden kann
und wird. Kraus war ein vortrefflicher
Mensch, mit sich selbst ganz im Reinen, und
daher auch so klar in allem, was er sagte.
Jn der neusten Zeit wäre vieles anders ge-
gangen, wenn er sie erlebt hätte; durch seine
anspruchlose Weisheit wäre gewiß mancher
vorschnellen Unweisheit vorgebeugt worden.
Als ich ihn etwa 18 Stunden vor seinem
Tode besuchte, glaubte ich nicht an sein
Sterben, aber er schien bereits gewiß da-
von zu seyn. Aus seiner Biographie, die
unser gemeinschaftlicher Freund der Staats-
rath Nicolovius zu schreiben übernommen,
wird man sehen, was der Staat und seine
Freunde an ihm verloren haben.

Der Hof hielt sich noch immer in Me-
mel auf, und aus Ueberzeugung, daß die
Staatsverwaltung eine ganz neue Einrich-
tung erhalten müßte, hatte man zur Aus-
räumung des Augiasstalles endlich keinen
kräftiger gefunden, als den schon einmal,
auf eine wirklich beleidigende Art, des Dien-
stes entlaßnen Minister Freyherrn von
Stein, den man daher zurück rief. Da
ich seine Verabschiedungsakte gelesen hatte,

wurde, und mir durch keinen, ſo wenig wie
Hippel und Fiſcher erſetzt werden kann
und wird. Kraus war ein vortrefflicher
Menſch, mit ſich ſelbſt ganz im Reinen, und
daher auch ſo klar in allem, was er ſagte.
Jn der neuſten Zeit waͤre vieles anders ge-
gangen, wenn er ſie erlebt haͤtte; durch ſeine
anſpruchloſe Weisheit waͤre gewiß mancher
vorſchnellen Unweisheit vorgebeugt worden.
Als ich ihn etwa 18 Stunden vor ſeinem
Tode beſuchte, glaubte ich nicht an ſein
Sterben, aber er ſchien bereits gewiß da-
von zu ſeyn. Aus ſeiner Biographie, die
unſer gemeinſchaftlicher Freund der Staats-
rath Nicolovius zu ſchreiben uͤbernommen,
wird man ſehen, was der Staat und ſeine
Freunde an ihm verloren haben.

Der Hof hielt ſich noch immer in Me-
mel auf, und aus Ueberzeugung, daß die
Staatsverwaltung eine ganz neue Einrich-
tung erhalten muͤßte, hatte man zur Aus-
raͤumung des Augiasſtalles endlich keinen
kraͤftiger gefunden, als den ſchon einmal,
auf eine wirklich beleidigende Art, des Dien-
ſtes entlaßnen Miniſter Freyherrn von
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[279/0296] wurde, und mir durch keinen, ſo wenig wie Hippel und Fiſcher erſetzt werden kann und wird. Kraus war ein vortrefflicher Menſch, mit ſich ſelbſt ganz im Reinen, und daher auch ſo klar in allem, was er ſagte. Jn der neuſten Zeit waͤre vieles anders ge- gangen, wenn er ſie erlebt haͤtte; durch ſeine anſpruchloſe Weisheit waͤre gewiß mancher vorſchnellen Unweisheit vorgebeugt worden. Als ich ihn etwa 18 Stunden vor ſeinem Tode beſuchte, glaubte ich nicht an ſein Sterben, aber er ſchien bereits gewiß da- von zu ſeyn. Aus ſeiner Biographie, die unſer gemeinſchaftlicher Freund der Staats- rath Nicolovius zu ſchreiben uͤbernommen, wird man ſehen, was der Staat und ſeine Freunde an ihm verloren haben. Der Hof hielt ſich noch immer in Me- mel auf, und aus Ueberzeugung, daß die Staatsverwaltung eine ganz neue Einrich- tung erhalten muͤßte, hatte man zur Aus- raͤumung des Augiasſtalles endlich keinen kraͤftiger gefunden, als den ſchon einmal, auf eine wirklich beleidigende Art, des Dien- ſtes entlaßnen Miniſter Freyherrn von Stein, den man daher zuruͤck rief. Da ich ſeine Verabſchiedungsakte geleſen hatte,

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/296>, abgerufen am 26.11.2024.