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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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Jm Januar 1808. kam der Hof endlich
aus Memel zurück, wohnte den Winter über
auf dem Schloß und zog im May auf das
Hufenguth des Regierungsrath Busolt, das
einst Hippel besessen und wo er einen eng-
lischen Garten angelegt hatte. Der Name
dieses Mannes, mit dem ich viele Jahre in
genauer Bekanntschaft gelebt, und den ich
sehr oft falsch beurtheilen gehört habe, ver-
anlaßt mich zu einem kleinen Excursus über
die Lob- und Tadelaustheilungen. Meiner
Bemerkung zufolge liegt ihr Grund gewöhn-
lich in unrichtig angesehenen Nebenum-
ständen,
die den Lober und Tadler zu Ver-
urtheilen verleiten, die wie bekannt Passat-
winde sind, welche dem in ihren Strich ge-
rathnen nicht erlauben, da zu landen, wo
er landen wollte, sondern da, wohin sie
blasen.

Hätte man Herrn Busolt nicht oft be-
neidet, daß er als armer Schulmann Gele-
genheit gehabt, reich zu heyrathen, hätten
manche es ihm nicht nachgetragen, daß er
nicht diesem oder jenem seine reiche Schwä-
gerin zugemäkelt, oder es ihm übelgenom-
men, und ihn weniger geachtet, weil er we-
der durch Schüssel- und Flaschenreiche Mahl-

Jm Januar 1808. kam der Hof endlich
aus Memel zuruͤck, wohnte den Winter uͤber
auf dem Schloß und zog im May auf das
Hufenguth des Regierungsrath Buſolt, das
einſt Hippel beſeſſen und wo er einen eng-
liſchen Garten angelegt hatte. Der Name
dieſes Mannes, mit dem ich viele Jahre in
genauer Bekanntſchaft gelebt, und den ich
ſehr oft falſch beurtheilen gehoͤrt habe, ver-
anlaßt mich zu einem kleinen Excurſus uͤber
die Lob- und Tadelaustheilungen. Meiner
Bemerkung zufolge liegt ihr Grund gewoͤhn-
lich in unrichtig angeſehenen Nebenum-
ſtaͤnden,
die den Lober und Tadler zu Ver-
urtheilen verleiten, die wie bekannt Paſſat-
winde ſind, welche dem in ihren Strich ge-
rathnen nicht erlauben, da zu landen, wo
er landen wollte, ſondern da, wohin ſie
blaſen.

Haͤtte man Herrn Buſolt nicht oft be-
neidet, daß er als armer Schulmann Gele-
genheit gehabt, reich zu heyrathen, haͤtten
manche es ihm nicht nachgetragen, daß er
nicht dieſem oder jenem ſeine reiche Schwaͤ-
gerin zugemaͤkelt, oder es ihm uͤbelgenom-
men, und ihn weniger geachtet, weil er we-
der durch Schuͤſſel- und Flaſchenreiche Mahl-

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[287/0304] Jm Januar 1808. kam der Hof endlich aus Memel zuruͤck, wohnte den Winter uͤber auf dem Schloß und zog im May auf das Hufenguth des Regierungsrath Buſolt, das einſt Hippel beſeſſen und wo er einen eng- liſchen Garten angelegt hatte. Der Name dieſes Mannes, mit dem ich viele Jahre in genauer Bekanntſchaft gelebt, und den ich ſehr oft falſch beurtheilen gehoͤrt habe, ver- anlaßt mich zu einem kleinen Excurſus uͤber die Lob- und Tadelaustheilungen. Meiner Bemerkung zufolge liegt ihr Grund gewoͤhn- lich in unrichtig angeſehenen Nebenum- ſtaͤnden, die den Lober und Tadler zu Ver- urtheilen verleiten, die wie bekannt Paſſat- winde ſind, welche dem in ihren Strich ge- rathnen nicht erlauben, da zu landen, wo er landen wollte, ſondern da, wohin ſie blaſen. Haͤtte man Herrn Buſolt nicht oft be- neidet, daß er als armer Schulmann Gele- genheit gehabt, reich zu heyrathen, haͤtten manche es ihm nicht nachgetragen, daß er nicht dieſem oder jenem ſeine reiche Schwaͤ- gerin zugemaͤkelt, oder es ihm uͤbelgenom- men, und ihn weniger geachtet, weil er we- der durch Schuͤſſel- und Flaſchenreiche Mahl-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/304>, abgerufen am 22.11.2024.