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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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nug vom Boden gewesen. Von diesem Fall
wurde im väterlichen Hause so wenig ge-
sprochen, daß ich erst sehr spät einmal da-
von reden hörte, weil mein kluger Vater
des Glaubens war: es tauge gar nicht, an
sonderbare Errettungen zu denken, indem
solche Erinnerungen leicht verführen könn-
ten, zuviel zu erwarten oder zuviel zu wa-
gen. Nicht minder mißbilligte er es, wenn
Eltern ihre Kinder stets nach der neusten
Mode kleideten, und meine Garderobe blieb
daher im Schnitt viele Monate hinter dem
der Tagesfacon. Damals trauerte ich viel-
fältig über diesen mir wunderlich scheinenden
Sinn meines Vaters, vermuthlich verdanke
ich aber ihm meine Abneigung gegen das
Mitmachen aller Kleidermoden, denen ich
immer einen merklichen Vorsprung ließ, wo-
durch ich Zeit gewann ihren Werth und ihre
Nützlichkeit zu prüfen, und wenn sich diese
nicht bewährten, durch ihr Ueberspringen
mir manche Kosten zu ersparen.

Jn der Zeit dieser Verstandstrübsale
traf mich die erste Herzensbetrübniß durch
den Tod meines Vaterbruders, an dem ich
mit ganzer Seele hing, weil er von vor-
trefflicher Laune war, und mir von seinen

Reisen

nug vom Boden geweſen. Von dieſem Fall
wurde im vaͤterlichen Hauſe ſo wenig ge-
ſprochen, daß ich erſt ſehr ſpaͤt einmal da-
von reden hoͤrte, weil mein kluger Vater
des Glaubens war: es tauge gar nicht, an
ſonderbare Errettungen zu denken, indem
ſolche Erinnerungen leicht verfuͤhren koͤnn-
ten, zuviel zu erwarten oder zuviel zu wa-
gen. Nicht minder mißbilligte er es, wenn
Eltern ihre Kinder ſtets nach der neuſten
Mode kleideten, und meine Garderobe blieb
daher im Schnitt viele Monate hinter dem
der Tagesfaçon. Damals trauerte ich viel-
faͤltig uͤber dieſen mir wunderlich ſcheinenden
Sinn meines Vaters, vermuthlich verdanke
ich aber ihm meine Abneigung gegen das
Mitmachen aller Kleidermoden, denen ich
immer einen merklichen Vorſprung ließ, wo-
durch ich Zeit gewann ihren Werth und ihre
Nuͤtzlichkeit zu pruͤfen, und wenn ſich dieſe
nicht bewaͤhrten, durch ihr Ueberſpringen
mir manche Koſten zu erſparen.

Jn der Zeit dieſer Verſtandstruͤbſale
traf mich die erſte Herzensbetruͤbniß durch
den Tod meines Vaterbruders, an dem ich
mit ganzer Seele hing, weil er von vor-
trefflicher Laune war, und mir von ſeinen

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[16/0033] nug vom Boden geweſen. Von dieſem Fall wurde im vaͤterlichen Hauſe ſo wenig ge- ſprochen, daß ich erſt ſehr ſpaͤt einmal da- von reden hoͤrte, weil mein kluger Vater des Glaubens war: es tauge gar nicht, an ſonderbare Errettungen zu denken, indem ſolche Erinnerungen leicht verfuͤhren koͤnn- ten, zuviel zu erwarten oder zuviel zu wa- gen. Nicht minder mißbilligte er es, wenn Eltern ihre Kinder ſtets nach der neuſten Mode kleideten, und meine Garderobe blieb daher im Schnitt viele Monate hinter dem der Tagesfaçon. Damals trauerte ich viel- faͤltig uͤber dieſen mir wunderlich ſcheinenden Sinn meines Vaters, vermuthlich verdanke ich aber ihm meine Abneigung gegen das Mitmachen aller Kleidermoden, denen ich immer einen merklichen Vorſprung ließ, wo- durch ich Zeit gewann ihren Werth und ihre Nuͤtzlichkeit zu pruͤfen, und wenn ſich dieſe nicht bewaͤhrten, durch ihr Ueberſpringen mir manche Koſten zu erſparen. Jn der Zeit dieſer Verſtandstruͤbſale traf mich die erſte Herzensbetruͤbniß durch den Tod meines Vaterbruders, an dem ich mit ganzer Seele hing, weil er von vor- trefflicher Laune war, und mir von ſeinen Reiſen

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/33>, abgerufen am 21.11.2024.