betreten, hätt' ich nicht, nachdem ich mich von seiner Fürtrefflichkeit überzeugt, obige Maxime befolgt, und bey jeder Gesprächs- gelegenheit sine ira et studio geäußert, daß es ohne gehörigen Jugendunterricht jeder Staatsorganisation an einer dauerhaften Basis fehle, und daß mir in der pestalozzi- schen Methode die leichtesten unter den bis- her erfundenen Mitteln zu liegen schienen, allen Menschen zum eignen höchstnöthigen Verstandsgebrauch zu helfen.
Uebrigens glaub' ich an keine Regeln, nach denen das Vertrauen andrer Menschen zu gewinnen sey, und freue mich daher sehr, daß ich zum vielen Zutrauen anderer zu mir gekommen bin, ich weiß nicht wie. Zu den sichersten Mitteln sich im Besitz sol- ches Zutrauens zu erhalten rechne ich aber Folgendes, daß man die Aeußerungen eines Menschen über den andern ganz bey sich behalte und nicht eher, selbst nützlichen, Ge- brauch davon mache, bis man Zeit und Ge- legenheit getroffen, jene Aeußerungen so an- zubringen, daß der andre sie nicht für auf- gefangnes fremdes Strandgut, sondern für eine über ihn vom Vorbringer selbstgemachte
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betreten, haͤtt’ ich nicht, nachdem ich mich von ſeiner Fuͤrtrefflichkeit uͤberzeugt, obige Maxime befolgt, und bey jeder Geſpraͤchs- gelegenheit ſine ira et ſtudio geaͤußert, daß es ohne gehoͤrigen Jugendunterricht jeder Staatsorganiſation an einer dauerhaften Baſis fehle, und daß mir in der peſtalozzi- ſchen Methode die leichteſten unter den bis- her erfundenen Mitteln zu liegen ſchienen, allen Menſchen zum eignen hoͤchſtnoͤthigen Verſtandsgebrauch zu helfen.
Uebrigens glaub’ ich an keine Regeln, nach denen das Vertrauen andrer Menſchen zu gewinnen ſey, und freue mich daher ſehr, daß ich zum vielen Zutrauen anderer zu mir gekommen bin, ich weiß nicht wie. Zu den ſicherſten Mitteln ſich im Beſitz ſol- ches Zutrauens zu erhalten rechne ich aber Folgendes, daß man die Aeußerungen eines Menſchen uͤber den andern ganz bey ſich behalte und nicht eher, ſelbſt nuͤtzlichen, Ge- brauch davon mache, bis man Zeit und Ge- legenheit getroffen, jene Aeußerungen ſo an- zubringen, daß der andre ſie nicht fuͤr auf- gefangnes fremdes Strandgut, ſondern fuͤr eine uͤber ihn vom Vorbringer ſelbſtgemachte
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betreten, haͤtt’ ich nicht, nachdem ich mich
von ſeiner Fuͤrtrefflichkeit uͤberzeugt, obige
Maxime befolgt, und bey jeder Geſpraͤchs-
gelegenheit ſine ira et ſtudio geaͤußert, daß
es ohne gehoͤrigen Jugendunterricht jeder
Staatsorganiſation an einer dauerhaften
Baſis fehle, und daß mir in der peſtalozzi-
ſchen Methode die leichteſten unter den bis-
her erfundenen Mitteln zu liegen ſchienen,
allen Menſchen zum eignen hoͤchſtnoͤthigen
Verſtandsgebrauch zu helfen.
Uebrigens glaub’ ich an keine Regeln,
nach denen das Vertrauen andrer Menſchen
zu gewinnen ſey, und freue mich daher ſehr,
daß ich zum vielen Zutrauen anderer zu
mir gekommen bin, ich weiß nicht wie.
Zu den ſicherſten Mitteln ſich im Beſitz ſol-
ches Zutrauens zu erhalten rechne ich aber
Folgendes, daß man die Aeußerungen eines
Menſchen uͤber den andern ganz bey ſich
behalte und nicht eher, ſelbſt nuͤtzlichen, Ge-
brauch davon mache, bis man Zeit und Ge-
legenheit getroffen, jene Aeußerungen ſo an-
zubringen, daß der andre ſie nicht fuͤr auf-
gefangnes fremdes Strandgut, ſondern fuͤr
eine uͤber ihn vom Vorbringer ſelbſtgemachte
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/338>, abgerufen am 22.11.2024.
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