Bemerkung und für eigne ihm zu Markt gebrachte Waare halten muß.
Wieland hat mich in dieser Meinung be- stätiget, wenn er in einer Anmerkung zu ei- nem Briefe des Cicero an den Attikus, (1 Bd. S. 490.) sagt: "Attikus lebte als "bloßer anspruchloser, aber unabhängiger "und begüterter Privatmann, mit allen be- "deutenden Römern seiner Zeit in gutem "Vernehmen, ohne sich jemals in ihre Hän- "del, Partheyen, geheime oder öffentliche "Fehden verwickeln zu lassen; da seine Grund- "sätze und sein Charakter allgemein bekannt "waren, so muthete ihm auch Niemand et- "was anderes zu. Jm Gegentheil diese "mehr weltbürgerliche als patriotische Art "zu denken, erwarb ihm Achtung und Zu- "trauen bey allen, und setzte ihn in den "Stand, öfters Personen von den entge- "gesetztesten Partheyen, wenn sie in Noth "geriethen, wichtige Dienste zu leisten, ohne "sich dadurch ihren Feinden verdächtig oder "verhaßt zu machen."
Von den Freunden meiner jüngern Jah- re, zu denen auch der längst verstorbne Canz-
Bemerkung und fuͤr eigne ihm zu Markt gebrachte Waare halten muß.
Wieland hat mich in dieſer Meinung be- ſtaͤtiget, wenn er in einer Anmerkung zu ei- nem Briefe des Cicero an den Attikus, (1 Bd. S. 490.) ſagt: „Attikus lebte als „bloßer anſpruchloſer, aber unabhaͤngiger „und beguͤterter Privatmann, mit allen be- „deutenden Roͤmern ſeiner Zeit in gutem „Vernehmen, ohne ſich jemals in ihre Haͤn- „del, Partheyen, geheime oder oͤffentliche „Fehden verwickeln zu laſſen; da ſeine Grund- „ſaͤtze und ſein Charakter allgemein bekannt „waren, ſo muthete ihm auch Niemand et- „was anderes zu. Jm Gegentheil dieſe „mehr weltbuͤrgerliche als patriotiſche Art „zu denken, erwarb ihm Achtung und Zu- „trauen bey allen, und ſetzte ihn in den „Stand, oͤfters Perſonen von den entge- „geſetzteſten Partheyen, wenn ſie in Noth „geriethen, wichtige Dienſte zu leiſten, ohne „ſich dadurch ihren Feinden verdaͤchtig oder „verhaßt zu machen.“
Von den Freunden meiner juͤngern Jah- re, zu denen auch der laͤngſt verſtorbne Canz-
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Bemerkung und fuͤr eigne ihm zu Markt
gebrachte Waare halten muß.
Wieland hat mich in dieſer Meinung be-
ſtaͤtiget, wenn er in einer Anmerkung zu ei-
nem Briefe des Cicero an den Attikus,
(1 Bd. S. 490.) ſagt: „Attikus lebte als
„bloßer anſpruchloſer, aber unabhaͤngiger
„und beguͤterter Privatmann, mit allen be-
„deutenden Roͤmern ſeiner Zeit in gutem
„Vernehmen, ohne ſich jemals in ihre Haͤn-
„del, Partheyen, geheime oder oͤffentliche
„Fehden verwickeln zu laſſen; da ſeine Grund-
„ſaͤtze und ſein Charakter allgemein bekannt
„waren, ſo muthete ihm auch Niemand et-
„was anderes zu. Jm Gegentheil dieſe
„mehr weltbuͤrgerliche als patriotiſche Art
„zu denken, erwarb ihm Achtung und Zu-
„trauen bey allen, und ſetzte ihn in den
„Stand, oͤfters Perſonen von den entge-
„geſetzteſten Partheyen, wenn ſie in Noth
„geriethen, wichtige Dienſte zu leiſten, ohne
„ſich dadurch ihren Feinden verdaͤchtig oder
„verhaßt zu machen.“
Von den Freunden meiner juͤngern Jah-
re, zu denen auch der laͤngſt verſtorbne Canz-
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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