ler Graf Finkenstein gehörte, ob sich gleich mit ihm nie auf recht freundschaftli- chen Fuß kommen ließ, weil er im Reden und Schreiben eine gewisse Verstecktheit liebte und aus Beysorge, seinem Verstande oder seiner Geburt etwas zu vergeben, im- mer manches von dem zurück behielt, was er ohne allen Nachtheil seiner Verstands-, Geburts- und anderer Verhältnisse öffent- lich hätte vorzeigen und sagen können: von jenen Freunden sind mir nur wenige übrig geblieben -- Hier zur Stelle nur der Ober- consistorialrath Borowsky*) und der Canzler Freyherr v. Schrötter, abwesend der General v. L'Estocq, **) der Kriegsrath Deutsch und der Minister Freyherr von
*) Seit dem 18. Jan. 1816, Bischoff in Preußen.
**) Der auch schon am 5. Jan. 1815. in Berlin gestorben ist. Geboren den 16. Aug. 1738. hat er dem preußischen Staat in mehr als funfzig- jährigem Kriegsdienst manches Gute gethan, das ihm nicht so erkannt und belohnt wurde, wie an- dern, die ihm an Geist und Gemüth nachstanden, aber Belohnungen zu erschmeicheln oder zu for- dern jede Gelegenheit benutzten, wozu er, der alles, was er that, für Dienstpflicht hielt, sich nie entschließen konnte.
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ler Graf Finkenſtein gehoͤrte, ob ſich gleich mit ihm nie auf recht freundſchaftli- chen Fuß kommen ließ, weil er im Reden und Schreiben eine gewiſſe Verſtecktheit liebte und aus Beyſorge, ſeinem Verſtande oder ſeiner Geburt etwas zu vergeben, im- mer manches von dem zuruͤck behielt, was er ohne allen Nachtheil ſeiner Verſtands-, Geburts- und anderer Verhaͤltniſſe oͤffent- lich haͤtte vorzeigen und ſagen koͤnnen: von jenen Freunden ſind mir nur wenige uͤbrig geblieben — Hier zur Stelle nur der Ober- conſiſtorialrath Borowsky*) und der Canzler Freyherr v. Schroͤtter, abweſend der General v. L’Eſtocq, **) der Kriegsrath Deutſch und der Miniſter Freyherr von
*) Seit dem 18. Jan. 1816, Biſchoff in Preußen.
**) Der auch ſchon am 5. Jan. 1815. in Berlin geſtorben iſt. Geboren den 16. Aug. 1738. hat er dem preußiſchen Staat in mehr als funfzig- jaͤhrigem Kriegsdienſt manches Gute gethan, das ihm nicht ſo erkannt und belohnt wurde, wie an- dern, die ihm an Geiſt und Gemuͤth nachſtanden, aber Belohnungen zu erſchmeicheln oder zu for- dern jede Gelegenheit benutzten, wozu er, der alles, was er that, fuͤr Dienſtpflicht hielt, ſich nie entſchließen konnte.
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ler Graf Finkenſtein gehoͤrte, ob ſich
gleich mit ihm nie auf recht freundſchaftli-
chen Fuß kommen ließ, weil er im Reden
und Schreiben eine gewiſſe Verſtecktheit
liebte und aus Beyſorge, ſeinem Verſtande
oder ſeiner Geburt etwas zu vergeben, im-
mer manches von dem zuruͤck behielt, was
er ohne allen Nachtheil ſeiner Verſtands-,
Geburts- und anderer Verhaͤltniſſe oͤffent-
lich haͤtte vorzeigen und ſagen koͤnnen: von
jenen Freunden ſind mir nur wenige uͤbrig
geblieben — Hier zur Stelle nur der Ober-
conſiſtorialrath Borowsky *) und der
Canzler Freyherr v. Schroͤtter, abweſend
der General v. L’Eſtocq, **) der Kriegsrath
Deutſch und der Miniſter Freyherr von
*) Seit dem 18. Jan. 1816, Biſchoff in Preußen.
**) Der auch ſchon am 5. Jan. 1815. in Berlin
geſtorben iſt. Geboren den 16. Aug. 1738. hat
er dem preußiſchen Staat in mehr als funfzig-
jaͤhrigem Kriegsdienſt manches Gute gethan, das
ihm nicht ſo erkannt und belohnt wurde, wie an-
dern, die ihm an Geiſt und Gemuͤth nachſtanden,
aber Belohnungen zu erſchmeicheln oder zu for-
dern jede Gelegenheit benutzten, wozu er, der
alles, was er that, fuͤr Dienſtpflicht hielt, ſich nie
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/340>, abgerufen am 22.11.2024.
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