und mich antrieb, jedes gute Wort, das zum Besten des Cornelius Nepos, des Cicero und des Julius Cäsar, nebst der Gramma- tik zu mir gesprochen wurde, eine gute Stelle finden zu lassen, kurz ich nahm merk- lich zu, durfte weder am Ohr gezupft noch geschlagen werden, und als ich, weil mein Hofmeister zu einer Pfarre berufen ward, in die öffentliche Schule gebracht wurde, fand mich der damalige altstädtsche Rektor Richter, der mich einen Brief des Cicero übersetzen ließ und mir auch auf den histo- rischen und geographischen Zahn fühlte, ge- lehrt genug zu einer Stelle in Prima, wel- che aber mein Vater meiner Jugend wegen, ich war damals 13 Jahr alt, zu meinem heimlichen Verdruß verbat. Beym nächsten Examen kam ich indessen doch in die ge- wünschte erste Classe, in der die Lehrer we- gen meiner Lernlust sehr viel Vorliebe für mich faßten und meine geographische Kennt- nisse den andern zum Muster vorstellten. Jch hatte mir die Landcharten so fest einge- drückt, daß mir die Lage jedes Ortes gleich- sam vor Augen schwebte, und noch jetzt be- wahrt mich diese Erinnerung vor englischen und französischen Geographieschnitzern. Jn
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und mich antrieb, jedes gute Wort, das zum Beſten des Cornelius Nepos, des Cicero und des Julius Caͤſar, nebſt der Gramma- tik zu mir geſprochen wurde, eine gute Stelle finden zu laſſen, kurz ich nahm merk- lich zu, durfte weder am Ohr gezupft noch geſchlagen werden, und als ich, weil mein Hofmeiſter zu einer Pfarre berufen ward, in die oͤffentliche Schule gebracht wurde, fand mich der damalige altſtaͤdtſche Rektor Richter, der mich einen Brief des Cicero uͤberſetzen ließ und mir auch auf den hiſto- riſchen und geographiſchen Zahn fuͤhlte, ge- lehrt genug zu einer Stelle in Prima, wel- che aber mein Vater meiner Jugend wegen, ich war damals 13 Jahr alt, zu meinem heimlichen Verdruß verbat. Beym naͤchſten Examen kam ich indeſſen doch in die ge- wuͤnſchte erſte Claſſe, in der die Lehrer we- gen meiner Lernluſt ſehr viel Vorliebe fuͤr mich faßten und meine geographiſche Kennt- niſſe den andern zum Muſter vorſtellten. Jch hatte mir die Landcharten ſo feſt einge- druͤckt, daß mir die Lage jedes Ortes gleich- ſam vor Augen ſchwebte, und noch jetzt be- wahrt mich dieſe Erinnerung vor engliſchen und franzoͤſiſchen Geographieſchnitzern. Jn
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und mich antrieb, jedes gute Wort, das zum
Beſten des Cornelius Nepos, des Cicero
und des Julius Caͤſar, nebſt der Gramma-
tik zu mir geſprochen wurde, eine gute
Stelle finden zu laſſen, kurz ich nahm merk-
lich zu, durfte weder am Ohr gezupft noch
geſchlagen werden, und als ich, weil mein
Hofmeiſter zu einer Pfarre berufen ward,
in die oͤffentliche Schule gebracht wurde,
fand mich der damalige altſtaͤdtſche Rektor
Richter, der mich einen Brief des Cicero
uͤberſetzen ließ und mir auch auf den hiſto-
riſchen und geographiſchen Zahn fuͤhlte, ge-
lehrt genug zu einer Stelle in Prima, wel-
che aber mein Vater meiner Jugend wegen,
ich war damals 13 Jahr alt, zu meinem
heimlichen Verdruß verbat. Beym naͤchſten
Examen kam ich indeſſen doch in die ge-
wuͤnſchte erſte Claſſe, in der die Lehrer we-
gen meiner Lernluſt ſehr viel Vorliebe fuͤr
mich faßten und meine geographiſche Kennt-
niſſe den andern zum Muſter vorſtellten.
Jch hatte mir die Landcharten ſo feſt einge-
druͤckt, daß mir die Lage jedes Ortes gleich-
ſam vor Augen ſchwebte, und noch jetzt be-
wahrt mich dieſe Erinnerung vor engliſchen
und franzoͤſiſchen Geographieſchnitzern. Jn
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/36>, abgerufen am 03.12.2024.
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