Herzleide des Königs überzeugen. Jch er- innre mich nicht, verständigere, gefühlvollere, die Verlustempfindung inniger aussprechende Briefe gelesen zu haben. Könnte doch ein König einen Freund haben.
Bey der Classisication, die der König den 18. Januar 1810 mit dem rothen Adler- Orden vornahm, wetteten ein Paar bedeu- tende Staatsmänner um Göthe's Wahlver- wandtschaften über die Frage, ob ich den Orden bekommen würde? und der Neinsa- ger gewann. Jch müßte meine ganze Bio- graphie durchgegleisnert, oder man müßte sie mit weniger Achtsamkeit gelesen haben, wenn man bezweifeln wollte, daß mir diese Uebergehung auch im mindesten empfindlich gewesen sey, ob es mich gleich verdroß, un- ter den Bekreuzten Menschen zu finden, die kein, und manche übergangen zu sehen, die ein wahres jus quaesitum auf solches Ehren- zeichen hatten. Jn meinen Zusätzen zu den Gedanken und Meinungen etc., wird man einiges über diese Materie finden, hin- geschrieben zur Zeit, als die Zertheilung des rothen Adler-Ordens in Classen zur Spra- che gekommen war.
Herzleide des Koͤnigs uͤberzeugen. Jch er- innre mich nicht, verſtaͤndigere, gefuͤhlvollere, die Verluſtempfindung inniger ausſprechende Briefe geleſen zu haben. Koͤnnte doch ein Koͤnig einen Freund haben.
Bey der Claſſiſication, die der Koͤnig den 18. Januar 1810 mit dem rothen Adler- Orden vornahm, wetteten ein Paar bedeu- tende Staatsmaͤnner um Goͤthe’s Wahlver- wandtſchaften uͤber die Frage, ob ich den Orden bekommen wuͤrde? und der Neinſa- ger gewann. Jch muͤßte meine ganze Bio- graphie durchgegleiſnert, oder man muͤßte ſie mit weniger Achtſamkeit geleſen haben, wenn man bezweifeln wollte, daß mir dieſe Uebergehung auch im mindeſten empfindlich geweſen ſey, ob es mich gleich verdroß, un- ter den Bekreuzten Menſchen zu finden, die kein, und manche uͤbergangen zu ſehen, die ein wahres jus quaesitum auf ſolches Ehren- zeichen hatten. Jn meinen Zuſaͤtzen zu den Gedanken und Meinungen ꝛc., wird man einiges uͤber dieſe Materie finden, hin- geſchrieben zur Zeit, als die Zertheilung des rothen Adler-Ordens in Claſſen zur Spra- che gekommen war.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0427"n="410"/>
Herzleide des Koͤnigs uͤberzeugen. Jch er-<lb/>
innre mich nicht, verſtaͤndigere, gefuͤhlvollere,<lb/>
die Verluſtempfindung inniger ausſprechende<lb/>
Briefe geleſen zu haben. Koͤnnte doch ein<lb/>
Koͤnig einen <hirendition="#g">Freund</hi> haben.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Bey der Claſſiſication, die der Koͤnig<lb/>
den 18. Januar 1810 mit dem rothen Adler-<lb/>
Orden vornahm, wetteten ein Paar bedeu-<lb/>
tende Staatsmaͤnner um Goͤthe’s Wahlver-<lb/>
wandtſchaften uͤber die Frage, ob ich den<lb/>
Orden bekommen wuͤrde? und der Neinſa-<lb/>
ger gewann. Jch muͤßte meine ganze Bio-<lb/>
graphie durchgegleiſnert, oder man muͤßte<lb/>ſie mit weniger Achtſamkeit geleſen haben,<lb/>
wenn man bezweifeln wollte, daß mir dieſe<lb/>
Uebergehung auch im mindeſten empfindlich<lb/>
geweſen ſey, ob es mich gleich verdroß, un-<lb/>
ter den Bekreuzten Menſchen zu finden, die<lb/>
kein, und manche uͤbergangen zu ſehen, die<lb/>
ein wahres <hirendition="#aq">jus quaesitum</hi> auf ſolches Ehren-<lb/>
zeichen hatten. Jn meinen Zuſaͤtzen zu den<lb/><hirendition="#g">Gedanken</hi> und <hirendition="#g">Meinungen</hi>ꝛc., wird<lb/>
man einiges uͤber dieſe Materie finden, hin-<lb/>
geſchrieben zur Zeit, als die Zertheilung des<lb/>
rothen Adler-Ordens in Claſſen zur Spra-<lb/>
che gekommen war.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[410/0427]
Herzleide des Koͤnigs uͤberzeugen. Jch er-
innre mich nicht, verſtaͤndigere, gefuͤhlvollere,
die Verluſtempfindung inniger ausſprechende
Briefe geleſen zu haben. Koͤnnte doch ein
Koͤnig einen Freund haben.
Bey der Claſſiſication, die der Koͤnig
den 18. Januar 1810 mit dem rothen Adler-
Orden vornahm, wetteten ein Paar bedeu-
tende Staatsmaͤnner um Goͤthe’s Wahlver-
wandtſchaften uͤber die Frage, ob ich den
Orden bekommen wuͤrde? und der Neinſa-
ger gewann. Jch muͤßte meine ganze Bio-
graphie durchgegleiſnert, oder man muͤßte
ſie mit weniger Achtſamkeit geleſen haben,
wenn man bezweifeln wollte, daß mir dieſe
Uebergehung auch im mindeſten empfindlich
geweſen ſey, ob es mich gleich verdroß, un-
ter den Bekreuzten Menſchen zu finden, die
kein, und manche uͤbergangen zu ſehen, die
ein wahres jus quaesitum auf ſolches Ehren-
zeichen hatten. Jn meinen Zuſaͤtzen zu den
Gedanken und Meinungen ꝛc., wird
man einiges uͤber dieſe Materie finden, hin-
geſchrieben zur Zeit, als die Zertheilung des
rothen Adler-Ordens in Claſſen zur Spra-
che gekommen war.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/427>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.