Am 24sten Januar 1811, den ich als den Geburtstag Friedrich II. zu feyern ge- wohnt bin, begegnete mir einer meiner Freunde auf der Straße mit den Worten: "ich gratulire --" und wozu denn? "zum rothen Adlerchen" den ich am 28sten sauber eingekapselt mir einem Cabinetsschrei- ben erhielt -- so war ich denn auch ein Creuzträger geworden, dem es aber mehr Vergnügen macht, zu sehen und zu hören, wie man ihm diese Staatsbeehrung nicht misgönnt, und sich darüber freut, als er sie sich selbst zu Herzen nehmen kann, doch ohne abzuleugnen, daß mir dieser Beweis des königlichen Andenkens wohl gethan hat, und daß ich Seiner Königlichen Majestät sehr aufrichtig dafür gedankt habe. *) Als ich jenen Neinsager nach seiner Ursache fragte,
*) Da der Staatsrath Nicolovius den Orden in derselben Rittercreation erhalten hatte, so rückte unser Freund, der Gymnasien-Director Haman in Nr. 13. der hiesigen Hartungschen Zeitung nachstehendes Distichon ein! N. et S. equestre decus adeptis. Pectora tanta licet fulgor via ornet equestris, Hisce tamen fulgor nobilis inde redit.
Am 24ſten Januar 1811, den ich als den Geburtstag Friedrich II. zu feyern ge- wohnt bin, begegnete mir einer meiner Freunde auf der Straße mit den Worten: „ich gratulire —“ und wozu denn? „zum rothen Adlerchen“ den ich am 28ſten ſauber eingekapſelt mir einem Cabinetsſchrei- ben erhielt — ſo war ich denn auch ein Creuztraͤger geworden, dem es aber mehr Vergnuͤgen macht, zu ſehen und zu hoͤren, wie man ihm dieſe Staatsbeehrung nicht misgoͤnnt, und ſich daruͤber freut, als er ſie ſich ſelbſt zu Herzen nehmen kann, doch ohne abzuleugnen, daß mir dieſer Beweis des koͤniglichen Andenkens wohl gethan hat, und daß ich Seiner Koͤniglichen Majeſtaͤt ſehr aufrichtig dafuͤr gedankt habe. *) Als ich jenen Neinſager nach ſeiner Urſache fragte,
*) Da der Staatsrath Nicolovius den Orden in derſelben Rittercreation erhalten hatte, ſo ruͤckte unſer Freund, der Gymnaſien-Director Haman in Nr. 13. der hieſigen Hartungſchen Zeitung nachſtehendes Diſtichon ein! N. et S. equestre decus adeptis. Pectora tanta licet fulgor via ornet equestris, Hisce tamen fulgor nobilis inde redit.
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Am 24ſten Januar 1811, den ich als
den Geburtstag Friedrich II. zu feyern ge-
wohnt bin, begegnete mir einer meiner
Freunde auf der Straße mit den Worten:
„ich gratulire —“ und wozu denn? „zum
rothen Adlerchen“ den ich am 28ſten
ſauber eingekapſelt mir einem Cabinetsſchrei-
ben erhielt — ſo war ich denn auch ein
Creuztraͤger geworden, dem es aber mehr
Vergnuͤgen macht, zu ſehen und zu hoͤren,
wie man ihm dieſe Staatsbeehrung nicht
misgoͤnnt, und ſich daruͤber freut, als er ſie
ſich ſelbſt zu Herzen nehmen kann, doch
ohne abzuleugnen, daß mir dieſer Beweis
des koͤniglichen Andenkens wohl gethan hat,
und daß ich Seiner Koͤniglichen Majeſtaͤt
ſehr aufrichtig dafuͤr gedankt habe. *) Als
ich jenen Neinſager nach ſeiner Urſache fragte,
*) Da der Staatsrath Nicolovius den Orden in
derſelben Rittercreation erhalten hatte, ſo ruͤckte
unſer Freund, der Gymnaſien-Director Haman
in Nr. 13. der hieſigen Hartungſchen Zeitung
nachſtehendes Diſtichon ein!
N. et S. equestre decus adeptis.
Pectora tanta licet fulgor via ornet
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/428>, abgerufen am 22.11.2024.
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