der Rhein noch wieder germanisch, und Eu- ropa von der drückenden französischen Umar- mung durch den fränkischen Besitz von Dalmatien und der Nordküste entbunden werden. Möchten dann sich auch die Fran- zosen wieder Egyptens bemächtigen, um den, stets nach Verkehrsmonopolien strebenden Britten entgegen zu stehen und die Han- delsopulenz nicht zu überwiegend in die Hände Einer Nation gerathen zu lassen; die französische kann ihrer Natur nach nie eine so strengcommercirende werden, als die eng- lische es sich seit langer Zeit zur Natur ge- macht hat, und wir würden immer noch ein gutes Mitleben geniessen.
Den 8ten August 1812.
Nach einer unruhigen Nacht, die mir meine Pamina durch ihr mütterliches Su- chen nach den ihr gestern abgenommnen Jungen gemacht, bin ich heut in mein ste- ben und siebzigstes Jahr getreten; der Him- mel gebe, daß es nicht dem vorigen an großen Geldverlusten, Krankheiten meiner Lebensgefährtin und andern Zeitereignissen gleichen möge, denen man nichts als Ge- duld und den Glauben entgegen setzen
der Rhein noch wieder germaniſch, und Eu- ropa von der druͤckenden franzoͤſiſchen Umar- mung durch den fraͤnkiſchen Beſitz von Dalmatien und der Nordkuͤſte entbunden werden. Moͤchten dann ſich auch die Fran- zoſen wieder Egyptens bemaͤchtigen, um den, ſtets nach Verkehrsmonopolien ſtrebenden Britten entgegen zu ſtehen und die Han- delsopulenz nicht zu uͤberwiegend in die Haͤnde Einer Nation gerathen zu laſſen; die franzoͤſiſche kann ihrer Natur nach nie eine ſo ſtrengcommercirende werden, als die eng- liſche es ſich ſeit langer Zeit zur Natur ge- macht hat, und wir wuͤrden immer noch ein gutes Mitleben genieſſen.
Den 8ten Auguſt 1812.
Nach einer unruhigen Nacht, die mir meine Pamina durch ihr muͤtterliches Su- chen nach den ihr geſtern abgenommnen Jungen gemacht, bin ich heut in mein ſte- ben und ſiebzigſtes Jahr getreten; der Him- mel gebe, daß es nicht dem vorigen an großen Geldverluſten, Krankheiten meiner Lebensgefaͤhrtin und andern Zeitereigniſſen gleichen moͤge, denen man nichts als Ge- duld und den Glauben entgegen ſetzen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0456"n="439"/>
der Rhein noch wieder germaniſch, und Eu-<lb/>
ropa von der druͤckenden franzoͤſiſchen Umar-<lb/>
mung durch den fraͤnkiſchen Beſitz von<lb/>
Dalmatien und der Nordkuͤſte entbunden<lb/>
werden. Moͤchten dann ſich auch die Fran-<lb/>
zoſen wieder Egyptens bemaͤchtigen, um den,<lb/>ſtets nach Verkehrsmonopolien ſtrebenden<lb/>
Britten entgegen zu ſtehen und die Han-<lb/>
delsopulenz nicht zu uͤberwiegend in die<lb/>
Haͤnde Einer Nation gerathen zu laſſen; die<lb/>
franzoͤſiſche kann ihrer Natur nach nie eine<lb/>ſo ſtrengcommercirende werden, als die eng-<lb/>
liſche es ſich ſeit langer Zeit zur Natur ge-<lb/>
macht hat, und wir wuͤrden immer noch<lb/>
ein gutes Mitleben genieſſen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head>Den 8ten Auguſt 1812.</head><lb/><p>Nach einer unruhigen Nacht, die mir<lb/>
meine <hirendition="#g">Pamina</hi> durch ihr muͤtterliches Su-<lb/>
chen nach den ihr geſtern abgenommnen<lb/>
Jungen gemacht, bin ich heut in mein ſte-<lb/>
ben und ſiebzigſtes Jahr getreten; der Him-<lb/>
mel gebe, daß es nicht dem vorigen an<lb/>
großen Geldverluſten, Krankheiten meiner<lb/>
Lebensgefaͤhrtin und andern Zeitereigniſſen<lb/>
gleichen moͤge, denen man nichts als Ge-<lb/>
duld und den Glauben entgegen ſetzen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[439/0456]
der Rhein noch wieder germaniſch, und Eu-
ropa von der druͤckenden franzoͤſiſchen Umar-
mung durch den fraͤnkiſchen Beſitz von
Dalmatien und der Nordkuͤſte entbunden
werden. Moͤchten dann ſich auch die Fran-
zoſen wieder Egyptens bemaͤchtigen, um den,
ſtets nach Verkehrsmonopolien ſtrebenden
Britten entgegen zu ſtehen und die Han-
delsopulenz nicht zu uͤberwiegend in die
Haͤnde Einer Nation gerathen zu laſſen; die
franzoͤſiſche kann ihrer Natur nach nie eine
ſo ſtrengcommercirende werden, als die eng-
liſche es ſich ſeit langer Zeit zur Natur ge-
macht hat, und wir wuͤrden immer noch
ein gutes Mitleben genieſſen.
Den 8ten Auguſt 1812.
Nach einer unruhigen Nacht, die mir
meine Pamina durch ihr muͤtterliches Su-
chen nach den ihr geſtern abgenommnen
Jungen gemacht, bin ich heut in mein ſte-
ben und ſiebzigſtes Jahr getreten; der Him-
mel gebe, daß es nicht dem vorigen an
großen Geldverluſten, Krankheiten meiner
Lebensgefaͤhrtin und andern Zeitereigniſſen
gleichen moͤge, denen man nichts als Ge-
duld und den Glauben entgegen ſetzen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/456>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.