Denn nichts vergeht ja -- drum getrost, Lebt wohl, auf Wiedersehn.
Und giebt's kein wiederkennendes, So giebt das Paradies Gewiß doch reichlichen Ersatz Für das, was man verließ.
Vor einigen Tagen traf ich beim Auf- schlagen des Gesangbuchs auf das wunder- liche Gespräch zwischen einem Verstorbenen, (Gehabt euch wohl ihr meine Freunde) dem Chor der Leichenbegleiter (Nun laßt uns seinen Leib begraben) und einer Stimme, (Aus Erde hat ihn Gott formirt) und da ich in Prosa bisher vergeblich Abschied ge- nommen, so dacht ich, mit einem gereimten werde es vielleicht mehr Erust werden, und schrieb vorstehendes nieder. Möchte es doch den Lesern keine Langeweile machen, viel- mehr sie nach der Lesung bewegen zu einem freundlichen und redlichen: Gehab dich wohl du guter Freund.
Den 9ten May 1814.
Aergerlichkeit über das, was man hätte thun können und sollen und nicht gethan hat, so wie über manches, das geschehen ist
und
Denn nichts vergeht ja — drum getroſt, Lebt wohl, auf Wiederſehn.
Und giebt’s kein wiederkennendes, So giebt das Paradies Gewiß doch reichlichen Erſatz Fuͤr das, was man verließ.
Vor einigen Tagen traf ich beim Auf- ſchlagen des Geſangbuchs auf das wunder- liche Geſpraͤch zwiſchen einem Verſtorbenen, (Gehabt euch wohl ihr meine Freunde) dem Chor der Leichenbegleiter (Nun laßt uns ſeinen Leib begraben) und einer Stimme, (Aus Erde hat ihn Gott formirt) und da ich in Proſa bisher vergeblich Abſchied ge- nommen, ſo dacht ich, mit einem gereimten werde es vielleicht mehr Eruſt werden, und ſchrieb vorſtehendes nieder. Moͤchte es doch den Leſern keine Langeweile machen, viel- mehr ſie nach der Leſung bewegen zu einem freundlichen und redlichen: Gehab dich wohl du guter Freund.
Den 9ten May 1814.
Aergerlichkeit uͤber das, was man haͤtte thun koͤnnen und ſollen und nicht gethan hat, ſo wie uͤber manches, das geſchehen iſt
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="14"><pbfacs="#f0481"n="464"/><l>Denn nichts vergeht ja — drum getroſt,</l><lb/><l>Lebt wohl, auf Wiederſehn.</l></lg><lb/><lgn="15"><l>Und giebt’s kein wiederkennendes,</l><lb/><l>So giebt das Paradies</l><lb/><l>Gewiß doch reichlichen Erſatz</l><lb/><l>Fuͤr das, was man verließ.</l></lg></lg><lb/><p>Vor einigen Tagen traf ich beim Auf-<lb/>ſchlagen des Geſangbuchs auf das wunder-<lb/>
liche Geſpraͤch zwiſchen einem Verſtorbenen,<lb/>
(Gehabt euch wohl ihr meine Freunde) dem<lb/>
Chor der Leichenbegleiter (Nun laßt uns<lb/>ſeinen Leib begraben) und einer Stimme,<lb/>
(Aus Erde hat ihn Gott formirt) und da<lb/>
ich in Proſa bisher vergeblich Abſchied ge-<lb/>
nommen, ſo dacht ich, mit einem gereimten<lb/>
werde es vielleicht mehr Eruſt werden, und<lb/>ſchrieb vorſtehendes nieder. Moͤchte es doch<lb/>
den Leſern keine Langeweile machen, viel-<lb/>
mehr ſie nach der Leſung bewegen zu einem<lb/>
freundlichen und redlichen: <hirendition="#g">Gehab dich<lb/>
wohl du guter Freund.</hi></p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head>Den 9ten May 1814.</head><lb/><p>Aergerlichkeit uͤber das, was man haͤtte<lb/>
thun koͤnnen und ſollen und nicht gethan<lb/>
hat, ſo wie uͤber manches, das geſchehen iſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[464/0481]
Denn nichts vergeht ja — drum getroſt,
Lebt wohl, auf Wiederſehn.
Und giebt’s kein wiederkennendes,
So giebt das Paradies
Gewiß doch reichlichen Erſatz
Fuͤr das, was man verließ.
Vor einigen Tagen traf ich beim Auf-
ſchlagen des Geſangbuchs auf das wunder-
liche Geſpraͤch zwiſchen einem Verſtorbenen,
(Gehabt euch wohl ihr meine Freunde) dem
Chor der Leichenbegleiter (Nun laßt uns
ſeinen Leib begraben) und einer Stimme,
(Aus Erde hat ihn Gott formirt) und da
ich in Proſa bisher vergeblich Abſchied ge-
nommen, ſo dacht ich, mit einem gereimten
werde es vielleicht mehr Eruſt werden, und
ſchrieb vorſtehendes nieder. Moͤchte es doch
den Leſern keine Langeweile machen, viel-
mehr ſie nach der Leſung bewegen zu einem
freundlichen und redlichen: Gehab dich
wohl du guter Freund.
Den 9ten May 1814.
Aergerlichkeit uͤber das, was man haͤtte
thun koͤnnen und ſollen und nicht gethan
hat, ſo wie uͤber manches, das geſchehen iſt
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/481>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.