verleiten, der Welt einen Trank zusammen zu quirlen, der ihr bitter, aber zuletzt auch ihm gewiß tödlich werden würde.
Nachschrift vom 20sten Octbr. 1815.
Napoleons Ausschlagen der Friedensbedingungen von Chatillon zeigte offenbar, daß Gott, der Welt zum Besten, das Herz dieses europäischen Pharaos verstockt habe, und wer in der Vorrede der Histoire de l'am- bassade de l'archeveque de Pradt dans le Duche de Warsovie en 1812. die Stelle: En France comme daus l'Enrope on n'a jamais parle de sang froid de Napoleon. La domination morale, qu'il a exerce sur l'Europe, a depasse la domination poli- tique. Jamais homme avant lui, n'avoit faisi avec un egal empire l'esprit de ses semblables; jamais Rome ne sit jurer per Genium Caesaris, comme Napoleon a fait jurer l'Europe par le sien, und dieses merkwürdige, obwohl von Gasconnaden nicht freie Buch selbst, gelesen hat, der wird gewiß nicht die Richtigkeit der Aussage des in der cisalpini- schen Republik einst sehr bekannten Grafen Melzi d' Eriles bezweifeln, der von ihm gesagt haben soll, cet homme a le chaos dans la tete et l'enfer dans le coeur, und wohl eben so laut, wie ich es einst that, ausrufen: Gott Lob, daß Napoleon Elba verlassen hat!
Denn seine Waghalsigkeit beförderte das endliche Ende des den deutschen Erwartungen nicht entsprechen- den Wienercongresses, verleitete die Franzosen den unverdient erhaltnen milden Frieden zu brechen -- der neue Krieg verschaffte den Preussen und Britten Gelegenheit zum Zamaschen Siege bey belle alliance, trieb den in seinem Schicksal untergetauchten Kaiser zur zweyten übereilten Thronentsagung und veran- laßte seine Verbannung nach St. Helena.
Unbeschreiblichen Segen könnten diese Erfolge der Welt bringen, wenn man vor dem Abschluß des neuen Friedens recht beherzigte, was in der Schrift über die Rheinsche Mark und die Bundesfestungen und in Butte's nothwendigen Bedingungen
verleiten, der Welt einen Trank zuſammen zu quirlen, der ihr bitter, aber zuletzt auch ihm gewiß toͤdlich werden wuͤrde.
Nachſchrift vom 20ſten Octbr. 1815.
Napoleons Ausſchlagen der Friedensbedingungen von Chatillon zeigte offenbar, daß Gott, der Welt zum Beſten, das Herz dieſes europaͤiſchen Pharaos verſtockt habe, und wer in der Vorrede der Hiſtoire de l’am- baſſade de l’archeveque de Pradt dans le Duché de Warſovie en 1812. die Stelle: En France comme daus l’Enrope on n’a jamais parlé de ſang froid de Napoleon. La domination morale, qu’il a exerce ſur l’Europe, a depaſſé la domination poli- tique. Jamais homme avant lui, n’avoit faiſi avec un egal empire l’esprit de ſes ſemblables; jamais Rome ne ſit jurer per Genium Caeſaris, comme Napoleon a fait jurer l’Europe par le ſien, und dieſes merkwuͤrdige, obwohl von Gasconnaden nicht freie Buch ſelbſt, geleſen hat, der wird gewiß nicht die Richtigkeit der Ausſage des in der cisalpini- ſchen Republik einſt ſehr bekannten Grafen Melzi d’ Eriles bezweifeln, der von ihm geſagt haben ſoll, cet homme a le chaos dans la tête et l’enfer dans le coeur, und wohl eben ſo laut, wie ich es einſt that, ausrufen: Gott Lob, daß Napoleon Elba verlaſſen hat!
Denn ſeine Waghalſigkeit befoͤrderte das endliche Ende des den deutſchen Erwartungen nicht entſprechen- den Wienercongreſſes, verleitete die Franzoſen den unverdient erhaltnen milden Frieden zu brechen — der neue Krieg verſchaffte den Preuſſen und Britten Gelegenheit zum Zamaſchen Siege bey belle alliance, trieb den in ſeinem Schickſal untergetauchten Kaiſer zur zweyten uͤbereilten Thronentſagung und veran- laßte ſeine Verbannung nach St. Helena.
Unbeſchreiblichen Segen koͤnnten dieſe Erfolge der Welt bringen, wenn man vor dem Abſchluß des neuen Friedens recht beherzigte, was in der Schrift uͤber die Rheinſche Mark und die Bundesfeſtungen und in Butte’s nothwendigen Bedingungen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0555"/>
verleiten, der Welt einen Trank zuſammen zu quirlen,<lb/>
der ihr bitter, aber zuletzt auch ihm gewiß toͤdlich<lb/>
werden wuͤrde.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Nachſchrift vom 20ſten Octbr. 1815.</hi></head><lb/><p>Napoleons Ausſchlagen der Friedensbedingungen von<lb/><hirendition="#aq">Chatillon</hi> zeigte offenbar, daß Gott, der Welt zum<lb/>
Beſten, das Herz dieſes europaͤiſchen Pharaos verſtockt<lb/>
habe, und wer in der Vorrede der <hirendition="#aq">Hiſtoire de l’am-<lb/>
baſſade de l’archeveque de Pradt dans le Duché de<lb/>
Warſovie en</hi> 1812. die Stelle: <hirendition="#aq">En France comme<lb/>
daus l’Enrope on n’a jamais parlé de ſang froid<lb/>
de Napoleon. La domination morale, qu’il a<lb/>
exerce ſur l’Europe, a depaſſé la domination poli-<lb/>
tique. Jamais homme avant lui, n’avoit faiſi avec<lb/>
un egal empire l’esprit de ſes ſemblables; jamais<lb/>
Rome ne ſit jurer <hirendition="#g">per Genium Caeſaris,</hi><lb/>
comme Napoleon a fait jurer l’Europe par le ſien,</hi><lb/>
und dieſes merkwuͤrdige, obwohl von Gasconnaden<lb/>
nicht freie Buch ſelbſt, geleſen hat, der wird gewiß<lb/>
nicht die Richtigkeit der Ausſage des in der cisalpini-<lb/>ſchen Republik einſt ſehr bekannten Grafen <hirendition="#aq">Melzi d’<lb/>
Eriles</hi> bezweifeln, der von ihm geſagt haben ſoll,<lb/><hirendition="#aq">cet homme a le chaos dans la tête et l’enfer dans<lb/>
le coeur,</hi> und wohl eben ſo laut, wie ich es einſt that,<lb/>
ausrufen: Gott Lob, daß Napoleon <hirendition="#g">Elba</hi> verlaſſen hat!</p><lb/><p>Denn ſeine Waghalſigkeit befoͤrderte das endliche<lb/>
Ende des den deutſchen Erwartungen nicht entſprechen-<lb/>
den Wienercongreſſes, verleitete die Franzoſen den<lb/>
unverdient erhaltnen milden Frieden zu brechen —<lb/>
der neue Krieg verſchaffte den Preuſſen und Britten<lb/>
Gelegenheit zum Zamaſchen Siege bey <hirendition="#aq">belle alliance,</hi><lb/>
trieb den in ſeinem Schickſal untergetauchten Kaiſer<lb/>
zur zweyten uͤbereilten Thronentſagung und veran-<lb/>
laßte ſeine Verbannung nach St. Helena.</p><lb/><p>Unbeſchreiblichen Segen koͤnnten dieſe Erfolge der<lb/>
Welt bringen, wenn man vor dem Abſchluß des neuen<lb/>
Friedens recht beherzigte, was in der Schrift <hirendition="#g">uͤber<lb/>
die Rheinſche Mark</hi> und die Bundesfeſtungen<lb/>
und in Butte’s <hirendition="#g">nothwendigen Bedingungen<lb/></hi></p></div></div></div></body></text></TEI>
[0555]
verleiten, der Welt einen Trank zuſammen zu quirlen,
der ihr bitter, aber zuletzt auch ihm gewiß toͤdlich
werden wuͤrde.
Nachſchrift vom 20ſten Octbr. 1815.
Napoleons Ausſchlagen der Friedensbedingungen von
Chatillon zeigte offenbar, daß Gott, der Welt zum
Beſten, das Herz dieſes europaͤiſchen Pharaos verſtockt
habe, und wer in der Vorrede der Hiſtoire de l’am-
baſſade de l’archeveque de Pradt dans le Duché de
Warſovie en 1812. die Stelle: En France comme
daus l’Enrope on n’a jamais parlé de ſang froid
de Napoleon. La domination morale, qu’il a
exerce ſur l’Europe, a depaſſé la domination poli-
tique. Jamais homme avant lui, n’avoit faiſi avec
un egal empire l’esprit de ſes ſemblables; jamais
Rome ne ſit jurer per Genium Caeſaris,
comme Napoleon a fait jurer l’Europe par le ſien,
und dieſes merkwuͤrdige, obwohl von Gasconnaden
nicht freie Buch ſelbſt, geleſen hat, der wird gewiß
nicht die Richtigkeit der Ausſage des in der cisalpini-
ſchen Republik einſt ſehr bekannten Grafen Melzi d’
Eriles bezweifeln, der von ihm geſagt haben ſoll,
cet homme a le chaos dans la tête et l’enfer dans
le coeur, und wohl eben ſo laut, wie ich es einſt that,
ausrufen: Gott Lob, daß Napoleon Elba verlaſſen hat!
Denn ſeine Waghalſigkeit befoͤrderte das endliche
Ende des den deutſchen Erwartungen nicht entſprechen-
den Wienercongreſſes, verleitete die Franzoſen den
unverdient erhaltnen milden Frieden zu brechen —
der neue Krieg verſchaffte den Preuſſen und Britten
Gelegenheit zum Zamaſchen Siege bey belle alliance,
trieb den in ſeinem Schickſal untergetauchten Kaiſer
zur zweyten uͤbereilten Thronentſagung und veran-
laßte ſeine Verbannung nach St. Helena.
Unbeſchreiblichen Segen koͤnnten dieſe Erfolge der
Welt bringen, wenn man vor dem Abſchluß des neuen
Friedens recht beherzigte, was in der Schrift uͤber
die Rheinſche Mark und die Bundesfeſtungen
und in Butte’s nothwendigen Bedingungen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/555>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.