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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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vornehmen lassen, hat wohl manche poetische
Hoffnung auf ihn herabgestimmt, die Wün-
sche für bess'res Ersinnen und Gedeihen künf-
tiger Vorkehrungen sehr lebhaft gemacht und
die Unpartheyischen in der Meynung bestärkt,
daß ein von Natur oder durch Kunst höchst
liebenswürdiger Mann, wenn er seinen vor-
züglich klugen Kopf den Reizen und Schlauig-
"ernsthaft und nachdenkend aussehen, welches bey-
"des er mir von Natur nicht zu seyn scheint wegen
"seiner Schnellgeistigkeit.
"Sein Kopf ist gewiß ausgezeichnet fürtrefflich,
"daher haben ihn die, welche ihm im Herzen eben
"nicht sonderlich gut seyn mögen, und ihn deshalb
"schon von sich entfernt hatten, immer wieder an
"sich gezogen; denn er soll an Auskünften uner-
"schöpflich, doch in der Wahl der Mittel mitunter
"höchst leichtsinnig seyn, doch ohne auf Schaden
"oder Bösesthun förmlich auszugehen, wie bey vie-
"len, auch nicht zur exgroßen Nation gehörenden,
"der Fall ist. Jn Gesellschaft hab' ich ihn sehr un-
"terhaltend, vielseitig und scharfwitzig gefunden.
"Jn seinen jüngern Jahren soll er allerliebste Hand-
"stückchen gedichtet haben; seine spätern ernsthaften
"sind wohl alle mit Recht unvergleichlich. Jch möch-
"te von ihm sagen, er könne alles und thue alles,
"wie es ihm einfällt; muß aber, wer so allthätig
"und vermögend ist, nicht zuletzt das wahre Gefühl
"für Rechtlichkeit bis zu einer gewissen Durchtrie-
vornehmen laſſen, hat wohl manche poetiſche
Hoffnung auf ihn herabgeſtimmt, die Wuͤn-
ſche fuͤr beſſ’res Erſinnen und Gedeihen kuͤnf-
tiger Vorkehrungen ſehr lebhaft gemacht und
die Unpartheyiſchen in der Meynung beſtaͤrkt,
daß ein von Natur oder durch Kunſt hoͤchſt
liebenswuͤrdiger Mann, wenn er ſeinen vor-
zuͤglich klugen Kopf den Reizen und Schlauig-
„ernſthaft und nachdenkend ausſehen, welches bey-
„des er mir von Natur nicht zu ſeyn ſcheint wegen
„ſeiner Schnellgeiſtigkeit.
„Sein Kopf iſt gewiß ausgezeichnet fuͤrtrefflich,
„daher haben ihn die, welche ihm im Herzen eben
„nicht ſonderlich gut ſeyn moͤgen, und ihn deshalb
„ſchon von ſich entfernt hatten, immer wieder an
„ſich gezogen; denn er ſoll an Auskuͤnften uner-
„ſchoͤpflich, doch in der Wahl der Mittel mitunter
„hoͤchſt leichtſinnig ſeyn, doch ohne auf Schaden
„oder Boͤſesthun foͤrmlich auszugehen, wie bey vie-
„len, auch nicht zur exgroßen Nation gehoͤrenden,
„der Fall iſt. Jn Geſellſchaft hab’ ich ihn ſehr un-
„terhaltend, vielſeitig und ſcharfwitzig gefunden.
„Jn ſeinen juͤngern Jahren ſoll er allerliebſte Hand-
„ſtuͤckchen gedichtet haben; ſeine ſpaͤtern ernſthaften
„ſind wohl alle mit Recht unvergleichlich. Jch moͤch-
„te von ihm ſagen, er koͤnne alles und thue alles,
„wie es ihm einfaͤllt; muß aber, wer ſo allthaͤtig
„und vermoͤgend iſt, nicht zuletzt das wahre Gefuͤhl
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[9/0570] vornehmen laſſen, hat wohl manche poetiſche Hoffnung auf ihn herabgeſtimmt, die Wuͤn- ſche fuͤr beſſ’res Erſinnen und Gedeihen kuͤnf- tiger Vorkehrungen ſehr lebhaft gemacht und die Unpartheyiſchen in der Meynung beſtaͤrkt, daß ein von Natur oder durch Kunſt hoͤchſt liebenswuͤrdiger Mann, wenn er ſeinen vor- zuͤglich klugen Kopf den Reizen und Schlauig- *) *) „ernſthaft und nachdenkend ausſehen, welches bey- „des er mir von Natur nicht zu ſeyn ſcheint wegen „ſeiner Schnellgeiſtigkeit. „Sein Kopf iſt gewiß ausgezeichnet fuͤrtrefflich, „daher haben ihn die, welche ihm im Herzen eben „nicht ſonderlich gut ſeyn moͤgen, und ihn deshalb „ſchon von ſich entfernt hatten, immer wieder an „ſich gezogen; denn er ſoll an Auskuͤnften uner- „ſchoͤpflich, doch in der Wahl der Mittel mitunter „hoͤchſt leichtſinnig ſeyn, doch ohne auf Schaden „oder Boͤſesthun foͤrmlich auszugehen, wie bey vie- „len, auch nicht zur exgroßen Nation gehoͤrenden, „der Fall iſt. Jn Geſellſchaft hab’ ich ihn ſehr un- „terhaltend, vielſeitig und ſcharfwitzig gefunden. „Jn ſeinen juͤngern Jahren ſoll er allerliebſte Hand- „ſtuͤckchen gedichtet haben; ſeine ſpaͤtern ernſthaften „ſind wohl alle mit Recht unvergleichlich. Jch moͤch- „te von ihm ſagen, er koͤnne alles und thue alles, „wie es ihm einfaͤllt; muß aber, wer ſo allthaͤtig „und vermoͤgend iſt, nicht zuletzt das wahre Gefuͤhl „fuͤr Rechtlichkeit bis zu einer gewiſſen Durchtrie-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/570>, abgerufen am 23.11.2024.