Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.keiten seiner Umgebungen beyderley Geschlechts zu gutmüthig Preiß giebt, nicht ein ganz rüchtiger Staatsverwalter seyn und sich vom Verdacht partheyischer oder nicht genug fleißi- ger Haushalterey frey machen könne. Daß ein vornehmer Mann mich je so für sich eingenommen haben sollte, wie Er, erin- nere ich mich nicht; *) auch äußerten die un- "benheit abstumpfen, und zuletzt selbst ein schlech- *) Göthe läßt den Serlo, der als Marinelli den
Hofmann rein ohne Caricatur vorsiellte, zum Withelm Meister, der die Rolle des Prinzen in Emi- lia Galotti spielen sollte, sagen: "der vornehme keiten ſeiner Umgebungen beyderley Geſchlechts zu gutmuͤthig Preiß giebt, nicht ein ganz ruͤchtiger Staatsverwalter ſeyn und ſich vom Verdacht partheyiſcher oder nicht genug fleißi- ger Haushalterey frey machen koͤnne. Daß ein vornehmer Mann mich je ſo fuͤr ſich eingenommen haben ſollte, wie Er, erin- nere ich mich nicht; *) auch aͤußerten die un- „benheit abſtumpfen, und zuletzt ſelbſt ein ſchlech- *) Goͤthe laͤßt den Serlo, der als Marinelli den
Hofmann rein ohne Caricatur vorſiellte, zum Withelm Meiſter, der die Rolle des Prinzen in Emi- lia Galotti ſpielen ſollte, ſagen: „der vornehme <TEI> <text> <body> <div n="1"> <list> <item><pb facs="#f0571" n="10"/> keiten ſeiner Umgebungen beyderley Geſchlechts<lb/> zu gutmuͤthig Preiß giebt, nicht ein ganz<lb/> ruͤchtiger Staatsverwalter ſeyn und ſich vom<lb/> Verdacht partheyiſcher oder nicht genug fleißi-<lb/> ger Haushalterey frey machen koͤnne.</item><lb/> <item>Daß ein vornehmer Mann mich je ſo fuͤr<lb/> ſich eingenommen haben ſollte, wie Er, erin-<lb/> nere ich mich nicht; <note xml:id="seg2pn_46_1" next="#seg2pn_46_2" place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Goͤthe</hi> laͤßt den <hi rendition="#g">Serlo,</hi> der als Marinelli den<lb/> Hofmann <hi rendition="#g">rein</hi> ohne Caricatur vorſiellte, zum<lb/> Withelm Meiſter, der die Rolle des Prinzen in Emi-<lb/> lia Galotti ſpielen ſollte, ſagen: <cit><quote>„der vornehme<lb/> „Mann iſt ſchwer nachzuahmen, weil er eigentlich<lb/> „negativ iſt, und eine langanhaltende Uebung vor-<lb/> „ausſetzt. Denn man ſoll nicht etwa in ſeinem Be-<lb/> „nehmen etwas darſtellen, das Wuͤrde anzeigt,<lb/> „denn leicht faͤllt man dadurch in ein foͤrmliches,</quote></cit></note> auch aͤußerten die un-<lb/><note xml:id="seg2pn_45_3" prev="#seg2pn_45_2" place="foot" n="*)"><cit><quote>„benheit abſtumpfen, und zuletzt ſelbſt ein ſchlech-<lb/> „tes Ende nehmen?<lb/> „Kurz Jhr Freund iſt ein hoͤchſt genialiſches an-<lb/> „genehmes Weltweſen; hat gewiß vielen Einfluß,<lb/> „deſſen er ſich weder beruͤhmt, noch es zu ſeinem<lb/> „perſoͤnlichem Vortheil benutzt, daher ſeine haͤusli-<lb/> „chen Umſtaͤnde nicht vortheilhaft ſeyn ſollen; ob<lb/> „er nun gleich ein herrlicher Kopf und ein gemuͤth-<lb/> „licher Menſch iſt, ſo moͤcht’ ich doch um keinen<lb/> „Preis <hi rendition="#g">Er</hi> ſeyn.“</quote></cit></note><lb/></item> </list> </div> </body> </text> </TEI> [10/0571]
keiten ſeiner Umgebungen beyderley Geſchlechts
zu gutmuͤthig Preiß giebt, nicht ein ganz
ruͤchtiger Staatsverwalter ſeyn und ſich vom
Verdacht partheyiſcher oder nicht genug fleißi-
ger Haushalterey frey machen koͤnne.
Daß ein vornehmer Mann mich je ſo fuͤr
ſich eingenommen haben ſollte, wie Er, erin-
nere ich mich nicht; *) auch aͤußerten die un-
*)
*) Goͤthe laͤßt den Serlo, der als Marinelli den
Hofmann rein ohne Caricatur vorſiellte, zum
Withelm Meiſter, der die Rolle des Prinzen in Emi-
lia Galotti ſpielen ſollte, ſagen: „der vornehme
„Mann iſt ſchwer nachzuahmen, weil er eigentlich
„negativ iſt, und eine langanhaltende Uebung vor-
„ausſetzt. Denn man ſoll nicht etwa in ſeinem Be-
„nehmen etwas darſtellen, das Wuͤrde anzeigt,
„denn leicht faͤllt man dadurch in ein foͤrmliches,
*) „benheit abſtumpfen, und zuletzt ſelbſt ein ſchlech-
„tes Ende nehmen?
„Kurz Jhr Freund iſt ein hoͤchſt genialiſches an-
„genehmes Weltweſen; hat gewiß vielen Einfluß,
„deſſen er ſich weder beruͤhmt, noch es zu ſeinem
„perſoͤnlichem Vortheil benutzt, daher ſeine haͤusli-
„chen Umſtaͤnde nicht vortheilhaft ſeyn ſollen; ob
„er nun gleich ein herrlicher Kopf und ein gemuͤth-
„licher Menſch iſt, ſo moͤcht’ ich doch um keinen
„Preis Er ſeyn.“
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