gehörig benutzt, wird gewiß ein beßrer Dienst- mann werden.
Secretairstellen sind Hofmeistereyen al- tioris indaginis, haben mit ihnen eine gleich- schimmernde Seite, aber auch alle ihre gleich- ungesunden, neblichten. -- Ohne Ausnahme ist keine Regel. --
-- --
Unter allen diesen Gesellschaftern stand in meiner Seele oben an die Nichte des Her- zogs, die etwa ein Jahr jünger als ich und von der Mutter Natur mit einem feinen wetblichen Kopfe und empfindsamen Herzen ausgerüstet war. Jm April jedes Jahres zog der Fürst auf ein kleines Landgut, wo er bis in den November blieb; seine Schwe- ster that etwas später im Jahr ein gleiches mit ihrer Tochter, die die Russen in der Schlacht bey Kunnersdorf zur Wittwe, aber dadurch nicht reicher und von ihrer Mutter unabhängiger machten.
Während solches utopischen Lebens schwand immer mehr meine Liebe zur Juristerey, da- gegen las ich mit der nun verwittweten jun- gen Prinzessin, die in meinen gedruckten Versen Antonie und Aemilie heißt,
gehoͤrig benutzt, wird gewiß ein beßrer Dienſt- mann werden.
Secretairſtellen ſind Hofmeiſtereyen al- tioris indaginis, haben mit ihnen eine gleich- ſchimmernde Seite, aber auch alle ihre gleich- ungeſunden, neblichten. — Ohne Ausnahme iſt keine Regel. —
— —
Unter allen dieſen Geſellſchaftern ſtand in meiner Seele oben an die Nichte des Her- zogs, die etwa ein Jahr juͤnger als ich und von der Mutter Natur mit einem feinen wetblichen Kopfe und empfindſamen Herzen ausgeruͤſtet war. Jm April jedes Jahres zog der Fuͤrſt auf ein kleines Landgut, wo er bis in den November blieb; ſeine Schwe- ſter that etwas ſpaͤter im Jahr ein gleiches mit ihrer Tochter, die die Ruſſen in der Schlacht bey Kunnersdorf zur Wittwe, aber dadurch nicht reicher und von ihrer Mutter unabhaͤngiger machten.
Waͤhrend ſolches utopiſchen Lebens ſchwand immer mehr meine Liebe zur Juriſterey, da- gegen las ich mit der nun verwittweten jun- gen Prinzeſſin, die in meinen gedruckten Verſen Antonie und Aemilie heißt,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0091"n="74"/>
gehoͤrig benutzt, wird gewiß ein beßrer Dienſt-<lb/>
mann werden.</p><lb/><p>Secretairſtellen ſind Hofmeiſtereyen <hirendition="#aq">al-<lb/>
tioris indaginis,</hi> haben mit ihnen eine gleich-<lb/>ſchimmernde Seite, aber auch alle ihre gleich-<lb/>
ungeſunden, neblichten. — Ohne Ausnahme<lb/>
iſt keine Regel. —</p><lb/><p><hirendition="#c">——</hi></p><lb/><p>Unter allen dieſen Geſellſchaftern ſtand in<lb/>
meiner Seele oben an die Nichte des Her-<lb/>
zogs, die etwa ein Jahr juͤnger als ich und<lb/>
von der Mutter Natur mit einem feinen<lb/>
wetblichen Kopfe und empfindſamen Herzen<lb/>
ausgeruͤſtet war. Jm April jedes Jahres<lb/>
zog der Fuͤrſt auf ein kleines Landgut, wo<lb/>
er bis in den November blieb; ſeine Schwe-<lb/>ſter that etwas ſpaͤter im Jahr ein gleiches<lb/>
mit ihrer Tochter, die die Ruſſen in der<lb/>
Schlacht bey Kunnersdorf zur Wittwe, aber<lb/>
dadurch nicht reicher und von ihrer Mutter<lb/>
unabhaͤngiger machten.</p><lb/><p>Waͤhrend ſolches utopiſchen Lebens ſchwand<lb/>
immer mehr meine Liebe zur Juriſterey, da-<lb/>
gegen las ich mit der nun verwittweten jun-<lb/>
gen Prinzeſſin, die in meinen gedruckten<lb/>
Verſen <hirendition="#g">Antonie</hi> und <hirendition="#g">Aemilie</hi> heißt,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[74/0091]
gehoͤrig benutzt, wird gewiß ein beßrer Dienſt-
mann werden.
Secretairſtellen ſind Hofmeiſtereyen al-
tioris indaginis, haben mit ihnen eine gleich-
ſchimmernde Seite, aber auch alle ihre gleich-
ungeſunden, neblichten. — Ohne Ausnahme
iſt keine Regel. —
— —
Unter allen dieſen Geſellſchaftern ſtand in
meiner Seele oben an die Nichte des Her-
zogs, die etwa ein Jahr juͤnger als ich und
von der Mutter Natur mit einem feinen
wetblichen Kopfe und empfindſamen Herzen
ausgeruͤſtet war. Jm April jedes Jahres
zog der Fuͤrſt auf ein kleines Landgut, wo
er bis in den November blieb; ſeine Schwe-
ſter that etwas ſpaͤter im Jahr ein gleiches
mit ihrer Tochter, die die Ruſſen in der
Schlacht bey Kunnersdorf zur Wittwe, aber
dadurch nicht reicher und von ihrer Mutter
unabhaͤngiger machten.
Waͤhrend ſolches utopiſchen Lebens ſchwand
immer mehr meine Liebe zur Juriſterey, da-
gegen las ich mit der nun verwittweten jun-
gen Prinzeſſin, die in meinen gedruckten
Verſen Antonie und Aemilie heißt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/91>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.