Blick vereinigt, ist vielleicht das größte und erhabenste Bild, das unsere Seele fassen kann; aber nichts als Himmel und Meer und Meer und Himmel, ist, we- nigstens in die Länge, keine Sache für deinen Freund Aristipp: und ich glaube wirklich, daß mir ein kleiner Sturm, mit Donner und Blitz und übrigem Zubehör, bloß der Abwechslung wegen, willkom- men gewesen wäre."
Das Physische bey dem Spa- tzierengehn. S. 20. Z. 8. Es ge- hört eine sehr träge Einbildungskraft dazu, sich nicht wenigstens in der Phanta- sie über einer schönen Gegend, frey wie ein Vogel in der Luft schwebend und ver- loren in den Genuß derselben ohne drük- kende physische Abhängigkeit von den Ge- setzen der Schwere denken zu können. Nur wäre dieß, obwohl ein geistiger,
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Blick vereinigt, iſt vielleicht das groͤßte und erhabenſte Bild, das unſere Seele faſſen kann; aber nichts als Himmel und Meer und Meer und Himmel, iſt, we- nigſtens in die Laͤnge, keine Sache fuͤr deinen Freund Ariſtipp: und ich glaube wirklich, daß mir ein kleiner Sturm, mit Donner und Blitz und uͤbrigem Zubehoͤr, bloß der Abwechslung wegen, willkom- men geweſen waͤre.“
Das Phyſiſche bey dem Spa- tzierengehn. S. 20. Z. 8. Es ge- hoͤrt eine ſehr traͤge Einbildungskraft dazu, ſich nicht wenigſtens in der Phanta- ſie uͤber einer ſchoͤnen Gegend, frey wie ein Vogel in der Luft ſchwebend und ver- loren in den Genuß derſelben ohne druͤk- kende phyſiſche Abhaͤngigkeit von den Ge- ſetzen der Schwere denken zu koͤnnen. Nur waͤre dieß, obwohl ein geiſtiger,
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Blick vereinigt, iſt vielleicht das groͤßte
und erhabenſte Bild, das unſere Seele
faſſen kann; aber nichts als Himmel und
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nigſtens in die Laͤnge, keine Sache fuͤr
deinen Freund Ariſtipp: und ich glaube
wirklich, daß mir ein kleiner Sturm, mit
Donner und Blitz und uͤbrigem Zubehoͤr,
bloß der Abwechslung wegen, willkom-
men geweſen waͤre.“
Das Phyſiſche bey dem Spa-
tzierengehn. S. 20. Z. 8. Es ge-
hoͤrt eine ſehr traͤge Einbildungskraft dazu,
ſich nicht wenigſtens in der Phanta-
ſie uͤber einer ſchoͤnen Gegend, frey wie
ein Vogel in der Luft ſchwebend und ver-
loren in den Genuß derſelben ohne druͤk-
kende phyſiſche Abhaͤngigkeit von den Ge-
ſetzen der Schwere denken zu koͤnnen.
Nur waͤre dieß, obwohl ein geiſtiger,
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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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