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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

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schiedensten und schönsten Scenen in der
Natur; sammt der aufgehenden Sonne,
die nach Osten eilet, um diesen wunderba-
ren Schauplatz zu erleuchten: welche Ge-
genstände!

Die ganze Atmosphäre entzündete sich
nach und nach, und zeigte uns, doch nur
schwach, die gränzenlose Aussicht um uns
her. -- See und Land sahen noch fin-
ster und verworren aus, als ob sie erst
aus ihrem ursprünglichen Choas hervorkä-
men, Licht und Finsterniß schienen noch
nicht geschieden, bis endlich der Morgen
anbrach, und die große Scheidung voll-
brachte. -- Die Sterne verloschen, die
Schatten verschwanden, die Wälder, die
uns zuvor tiefe, finstere Abgründe geschie-
nen hatten, von welchen kein Strahl zu-
rückkam, um uns ihre Gestalt und Farbe
zu zeigen, stellten sich uns als eine neue
Schöpfung dar, die von einem Augen-

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ſchiedenſten und ſchoͤnſten Scenen in der
Natur; ſammt der aufgehenden Sonne,
die nach Oſten eilet, um dieſen wunderba-
ren Schauplatz zu erleuchten: welche Ge-
genſtaͤnde!

Die ganze Atmoſphaͤre entzuͤndete ſich
nach und nach, und zeigte uns, doch nur
ſchwach, die graͤnzenloſe Ausſicht um uns
her. — See und Land ſahen noch fin-
ſter und verworren aus, als ob ſie erſt
aus ihrem urſpruͤnglichen Choas hervorkaͤ-
men, Licht und Finſterniß ſchienen noch
nicht geſchieden, bis endlich der Morgen
anbrach, und die große Scheidung voll-
brachte. — Die Sterne verloſchen, die
Schatten verſchwanden, die Waͤlder, die
uns zuvor tiefe, finſtere Abgruͤnde geſchie-
nen hatten, von welchen kein Strahl zu-
ruͤckkam, um uns ihre Geſtalt und Farbe
zu zeigen, ſtellten ſich uns als eine neue
Schoͤpfung dar, die von einem Augen-

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[259/0263] ſchiedenſten und ſchoͤnſten Scenen in der Natur; ſammt der aufgehenden Sonne, die nach Oſten eilet, um dieſen wunderba- ren Schauplatz zu erleuchten: welche Ge- genſtaͤnde! Die ganze Atmoſphaͤre entzuͤndete ſich nach und nach, und zeigte uns, doch nur ſchwach, die graͤnzenloſe Ausſicht um uns her. — See und Land ſahen noch fin- ſter und verworren aus, als ob ſie erſt aus ihrem urſpruͤnglichen Choas hervorkaͤ- men, Licht und Finſterniß ſchienen noch nicht geſchieden, bis endlich der Morgen anbrach, und die große Scheidung voll- brachte. — Die Sterne verloſchen, die Schatten verſchwanden, die Waͤlder, die uns zuvor tiefe, finſtere Abgruͤnde geſchie- nen hatten, von welchen kein Strahl zu- ruͤckkam, um uns ihre Geſtalt und Farbe zu zeigen, ſtellten ſich uns als eine neue Schoͤpfung dar, die von einem Augen- R 2

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Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/263>, abgerufen am 24.11.2024.