Naturkundiger, der sich gewöhnt hat, die Naturdinge in ihre Bestandtheile zu zerlegen, und in Klassen zu ordnen, das reine Jnteresse des, dem bloßen Anblick derselben hingegebenen, unbefangenen Be- trachters an der Natur zu nehmen ver- mag. Jndeß wäre das Jnteresse, das jemanden zur Betrachtung des wunderba- ren Baues, so wie der schönen Gestalt eines Jnsekts hinzöge, keineswegs bloß intellek- tuell. Nicht der bloße Verstand wäre da- bey beschäftigt, und die, nicht bloß kalter Neugier fröhnende Betrachtung bliebe bey dem äußern Eindruck stehn. Eines solchen Jnteresses an der Natur noch fähig zu seyn, bewiese bey dem Naturforscher für seine bewahrte Menschheit.
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Naturkundiger, der ſich gewoͤhnt hat, die Naturdinge in ihre Beſtandtheile zu zerlegen, und in Klaſſen zu ordnen, das reine Jntereſſe des, dem bloßen Anblick derſelben hingegebenen, unbefangenen Be- trachters an der Natur zu nehmen ver- mag. Jndeß waͤre das Jntereſſe, das jemanden zur Betrachtung des wunderba- ren Baues, ſo wie der ſchoͤnen Geſtalt eines Jnſekts hinzoͤge, keineswegs bloß intellek- tuell. Nicht der bloße Verſtand waͤre da- bey beſchaͤftigt, und die, nicht bloß kalter Neugier froͤhnende Betrachtung bliebe bey dem aͤußern Eindruck ſtehn. Eines ſolchen Jntereſſes an der Natur noch faͤhig zu ſeyn, bewieſe bey dem Naturforſcher fuͤr ſeine bewahrte Menſchheit.
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Naturkundiger, der ſich gewoͤhnt hat,
die Naturdinge in ihre Beſtandtheile zu
zerlegen, und in Klaſſen zu ordnen, das
reine Jntereſſe des, dem bloßen Anblick
derſelben hingegebenen, unbefangenen Be-
trachters an der Natur zu nehmen ver-
mag. Jndeß waͤre das Jntereſſe, das
jemanden zur Betrachtung des wunderba-
ren Baues, ſo wie der ſchoͤnen Geſtalt eines
Jnſekts hinzoͤge, keineswegs bloß intellek-
tuell. Nicht der bloße Verſtand waͤre da-
bey beſchaͤftigt, und die, nicht bloß kalter
Neugier froͤhnende Betrachtung bliebe bey
dem aͤußern Eindruck ſtehn. Eines ſolchen
Jntereſſes an der Natur noch faͤhig zu
ſeyn, bewieſe bey dem Naturforſcher fuͤr
ſeine bewahrte Menſchheit.
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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/55>, abgerufen am 21.11.2024.
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