rengehens im Freyen begriffen seyn kann, ohne die Eindrücke der Natur auf das Ge- müth zu verlieren: so muß doch derjenige, der nicht der bloße Wiederhall äußerer Ein- drücke seyn will, der vielmehr aus inne- rem Triebe ein Bedürfniß fühlt, auch sei- nem eigenen Genius sich zu überlassen und mit sich selbst zu leben, bisweilen einsam lustwandeln. Wer gar kein solches Be- dürfniß empfande, wäre ein gemeiner, ge- haltloser Mensch. Die eigene Natur, die eigenen Gedanken eines Menschen ent- wickeln sich nur in Stunden, wo er, von fremden Geistern unberührt, seinen Geist sich selbst wiedergiebt. Kaum gewinnt man, bey dem besten Willen, dazu eine an- dere Zeit, als die des Spatzierengehns. Nur zu selten kommt der Geist bey unse-
rengehens im Freyen begriffen ſeyn kann, ohne die Eindruͤcke der Natur auf das Ge- muͤth zu verlieren: ſo muß doch derjenige, der nicht der bloße Wiederhall aͤußerer Ein- druͤcke ſeyn will, der vielmehr aus inne- rem Triebe ein Beduͤrfniß fuͤhlt, auch ſei- nem eigenen Genius ſich zu uͤberlaſſen und mit ſich ſelbſt zu leben, bisweilen einſam luſtwandeln. Wer gar kein ſolches Be- duͤrfniß empfande, waͤre ein gemeiner, ge- haltloſer Menſch. Die eigene Natur, die eigenen Gedanken eines Menſchen ent- wickeln ſich nur in Stunden, wo er, von fremden Geiſtern unberuͤhrt, ſeinen Geiſt ſich ſelbſt wiedergiebt. Kaum gewinnt man, bey dem beſten Willen, dazu eine an- dere Zeit, als die des Spatzierengehns. Nur zu ſelten kommt der Geiſt bey unſe-
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rengehens im Freyen begriffen ſeyn kann,
ohne die Eindruͤcke der Natur auf das Ge-
muͤth zu verlieren: ſo muß doch derjenige,
der nicht der bloße Wiederhall aͤußerer Ein-
druͤcke ſeyn will, der vielmehr aus inne-
rem Triebe ein Beduͤrfniß fuͤhlt, auch ſei-
nem eigenen Genius ſich zu uͤberlaſſen und
mit ſich ſelbſt zu leben, bisweilen einſam
luſtwandeln. Wer gar kein ſolches Be-
duͤrfniß empfande, waͤre ein gemeiner, ge-
haltloſer Menſch. Die eigene Natur,
die eigenen Gedanken eines Menſchen ent-
wickeln ſich nur in Stunden, wo er, von
fremden Geiſtern unberuͤhrt, ſeinen Geiſt
ſich ſelbſt wiedergiebt. Kaum gewinnt
man, bey dem beſten Willen, dazu eine an-
dere Zeit, als die des Spatzierengehns.
Nur zu ſelten kommt der Geiſt bey unſe-
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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/76>, abgerufen am 24.11.2024.
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