oder des Selbstbewußtseyns, die Malerei der Subsumtion oder der Empfindung ist, so ist die Plastik vorzugsweise Ausdruck der Vernunft oder Anschauung.
Folgesatz 3. Ueber das Verhältniß der drei Grundformen der Kunst kann ich mich auch so ausdrücken. Die Musik stellt das Wesen in der Form dar, insofern also nimmt sie die reine Form, das Accidens der Dinge als Substanz auf und bildet durch dasselbe. Die Malerei da- gegen stellt die Form in dem Wesen dar und bildet, inwiefern das Ideale auch das Wesen ist, die Dinge in dem Wesen vor. Jene daher ist quantitativ, diese qualitativ. Die Plastik dagegen stellt Substanz und Accidens, Ursache und Wirkung, Möglichkeit und Wirklichkeit als Eines dar. Sie drückt also die Formen der Relation aus (Quantität und Qualität als eins).
Folgesatz 4. Die Plastik ist ihrem Wesen nach symbolisch. -- Dieß folgt unmittelbar daraus, daß sie weder allein die Form darstellt (in welchem Fall schematisch), noch allein das Wesen oder Ideale (in welchem Fall allegorisch), sondern beides in der Indifferenz, so daß weder das Reale das Ideale noch das Ideale das Reale bedeutet, sondern beide absolut eins sind.
§. 106. Die Plastik für sich allein faßt alle andern Kunstformen als besondere in sich, oder: sie ist in sich selbst wieder und in abgesonderten Formen Musik, Ma- lerei und Plastik.
Dieß folgt daraus, daß die Plastik das An-sich der übrigen dar- stellt, dasjenige, aus dem die andern als besondere Formen hervor- gehen. Auch die Musik und die Malerei, jede derselben, faßt wieder alle Einheiten in sich. In der Musik z. B. ist der Rhythmus die Musik, die Harmonie die Malerei, die Melodie der plastische Antheil, aber die Musik faßt diese Formen nicht als abgesonderte Kunstformen, sondern als Einheiten von ihr selbst in sich. Ebenso die Malerei. Die Meinung ist aber, daß in der Plastik als der Totalität aller bildenden Kunstformen diese wieder abgesondert von einander enthalten seyen.
Erläuterung. Die Musik, sagten wir, nimmt die Einbildung
oder des Selbſtbewußtſeyns, die Malerei der Subſumtion oder der Empfindung iſt, ſo iſt die Plaſtik vorzugsweiſe Ausdruck der Vernunft oder Anſchauung.
Folgeſatz 3. Ueber das Verhältniß der drei Grundformen der Kunſt kann ich mich auch ſo ausdrücken. Die Muſik ſtellt das Weſen in der Form dar, inſofern alſo nimmt ſie die reine Form, das Accidens der Dinge als Subſtanz auf und bildet durch daſſelbe. Die Malerei da- gegen ſtellt die Form in dem Weſen dar und bildet, inwiefern das Ideale auch das Weſen iſt, die Dinge in dem Weſen vor. Jene daher iſt quantitativ, dieſe qualitativ. Die Plaſtik dagegen ſtellt Subſtanz und Accidens, Urſache und Wirkung, Möglichkeit und Wirklichkeit als Eines dar. Sie drückt alſo die Formen der Relation aus (Quantität und Qualität als eins).
Folgeſatz 4. Die Plaſtik iſt ihrem Weſen nach ſymboliſch. — Dieß folgt unmittelbar daraus, daß ſie weder allein die Form darſtellt (in welchem Fall ſchematiſch), noch allein das Weſen oder Ideale (in welchem Fall allegoriſch), ſondern beides in der Indifferenz, ſo daß weder das Reale das Ideale noch das Ideale das Reale bedeutet, ſondern beide abſolut eins ſind.
§. 106. Die Plaſtik für ſich allein faßt alle andern Kunſtformen als beſondere in ſich, oder: ſie iſt in ſich ſelbſt wieder und in abgeſonderten Formen Muſik, Ma- lerei und Plaſtik.
Dieß folgt daraus, daß die Plaſtik das An-ſich der übrigen dar- ſtellt, dasjenige, aus dem die andern als beſondere Formen hervor- gehen. Auch die Muſik und die Malerei, jede derſelben, faßt wieder alle Einheiten in ſich. In der Muſik z. B. iſt der Rhythmus die Muſik, die Harmonie die Malerei, die Melodie der plaſtiſche Antheil, aber die Muſik faßt dieſe Formen nicht als abgeſonderte Kunſtformen, ſondern als Einheiten von ihr ſelbſt in ſich. Ebenſo die Malerei. Die Meinung iſt aber, daß in der Plaſtik als der Totalität aller bildenden Kunſtformen dieſe wieder abgeſondert von einander enthalten ſeyen.
Erläuterung. Die Muſik, ſagten wir, nimmt die Einbildung
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oder des Selbſtbewußtſeyns, die Malerei der Subſumtion oder der
Empfindung iſt, ſo iſt die Plaſtik vorzugsweiſe Ausdruck der Vernunft
oder Anſchauung.
Folgeſatz 3. Ueber das Verhältniß der drei Grundformen der
Kunſt kann ich mich auch ſo ausdrücken. Die Muſik ſtellt das Weſen
in der Form dar, inſofern alſo nimmt ſie die reine Form, das Accidens
der Dinge als Subſtanz auf und bildet durch daſſelbe. Die Malerei da-
gegen ſtellt die Form in dem Weſen dar und bildet, inwiefern das
Ideale auch das Weſen iſt, die Dinge in dem Weſen vor. Jene daher
iſt quantitativ, dieſe qualitativ. Die Plaſtik dagegen ſtellt Subſtanz und
Accidens, Urſache und Wirkung, Möglichkeit und Wirklichkeit als Eines
dar. Sie drückt alſo die Formen der Relation aus (Quantität und
Qualität als eins).
Folgeſatz 4. Die Plaſtik iſt ihrem Weſen nach ſymboliſch. —
Dieß folgt unmittelbar daraus, daß ſie weder allein die Form darſtellt
(in welchem Fall ſchematiſch), noch allein das Weſen oder Ideale (in
welchem Fall allegoriſch), ſondern beides in der Indifferenz, ſo daß weder
das Reale das Ideale noch das Ideale das Reale bedeutet, ſondern
beide abſolut eins ſind.
§. 106. Die Plaſtik für ſich allein faßt alle andern
Kunſtformen als beſondere in ſich, oder: ſie iſt in ſich
ſelbſt wieder und in abgeſonderten Formen Muſik, Ma-
lerei und Plaſtik.
Dieß folgt daraus, daß die Plaſtik das An-ſich der übrigen dar-
ſtellt, dasjenige, aus dem die andern als beſondere Formen hervor-
gehen. Auch die Muſik und die Malerei, jede derſelben, faßt wieder
alle Einheiten in ſich. In der Muſik z. B. iſt der Rhythmus die
Muſik, die Harmonie die Malerei, die Melodie der plaſtiſche Antheil,
aber die Muſik faßt dieſe Formen nicht als abgeſonderte Kunſtformen,
ſondern als Einheiten von ihr ſelbſt in ſich. Ebenſo die Malerei. Die
Meinung iſt aber, daß in der Plaſtik als der Totalität aller bildenden
Kunſtformen dieſe wieder abgeſondert von einander enthalten ſeyen.
Erläuterung. Die Muſik, ſagten wir, nimmt die Einbildung
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/247>, abgerufen am 16.07.2024.
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