Handeln, oder umgekehrt ein ganz zum Handeln gewordenes Wissen, d. h. sie ist Indifferenz beider.
Dieser Beweis genügt uns für den gegenwärtigen Zweck. Es ver- steht sich, daß wir auf diesen Satz zurückkommen. Hier ist unsere Ab- sicht bloß den allgemeinen Typus des Universums zu entwerfen, um nachher die einzelne Potenz herauszuheben aus dem Ganzen und dem Verhältniß zu diesem gemäß zu behandeln. Wir fahren daher in un- serer Darstellung fort.
§. 15. Der vollkommene Ausdruck nicht des Realen noch des Idealen noch selbst der Indifferenz beider (denn diese, wie wir jetzt sehen, hat einen gedoppelten Ausdruck), sondern der absoluten Identität als solcher oder des Göttlichen, sofern es das Auflösende aller Potenzen ist, ist die absolute Vernunft- wissenschaft oder die Philosophie.
Die Philosophie ist also in der erscheinenden idealen Welt ebenso das Auflösende aller Besonderungen, wie es Gott in der urbildlichen Welt ist. (Göttliche Wissenschaft.) Weder die Vernunft noch die Philosophie gehören der realen oder idealen Welt als solcher an, ob- gleich dann wieder -- in dieser Identität -- sich Vernunft und Philo- sophie wie Reales und Ideales verhalten können. Da aber jede für sich absolute Identität ist, so macht dieses Verhältniß keinen wirklichen Unterschied beider. Philosophie ist nur die ihrer selbst bewußte oder sich selbst bewußt werdende Vernunft, die Vernunft dagegen ist der Stoff oder der objektive Typus aller Philosophie.
Bestimmen wir das Verhältniß der Philosophie zu der Kunst vor- läufig, so ist es dieses: die Philosophie ist die unmittelbare Darstellung des Göttlichen, wie die Kunst unmittelbar nur Darstellung der Indif- ferenz als solcher (dieß, daß nur Indifferenz, macht das Gegenbildliche aus. Absolute Identität = Urbild). Da indeß der Grad der Perfek- tion oder Realität eines Dings wächst in dem Verhältniß, als es sich der absoluten Idee, der Fülle der unendlichen Affirmation, annähert, je mehr es also andere Potenzen in sich begreift, so ist von selbst klar, daß die Kunst auch wieder das unmittelbarste Verhältniß zur Philosophie
Handeln, oder umgekehrt ein ganz zum Handeln gewordenes Wiſſen, d. h. ſie iſt Indifferenz beider.
Dieſer Beweis genügt uns für den gegenwärtigen Zweck. Es ver- ſteht ſich, daß wir auf dieſen Satz zurückkommen. Hier iſt unſere Ab- ſicht bloß den allgemeinen Typus des Univerſums zu entwerfen, um nachher die einzelne Potenz herauszuheben aus dem Ganzen und dem Verhältniß zu dieſem gemäß zu behandeln. Wir fahren daher in un- ſerer Darſtellung fort.
§. 15. Der vollkommene Ausdruck nicht des Realen noch des Idealen noch ſelbſt der Indifferenz beider (denn dieſe, wie wir jetzt ſehen, hat einen gedoppelten Ausdruck), ſondern der abſoluten Identität als ſolcher oder des Göttlichen, ſofern es das Auflöſende aller Potenzen iſt, iſt die abſolute Vernunft- wiſſenſchaft oder die Philoſophie.
Die Philoſophie iſt alſo in der erſcheinenden idealen Welt ebenſo das Auflöſende aller Beſonderungen, wie es Gott in der urbildlichen Welt iſt. (Göttliche Wiſſenſchaft.) Weder die Vernunft noch die Philoſophie gehören der realen oder idealen Welt als ſolcher an, ob- gleich dann wieder — in dieſer Identität — ſich Vernunft und Philo- ſophie wie Reales und Ideales verhalten können. Da aber jede für ſich abſolute Identität iſt, ſo macht dieſes Verhältniß keinen wirklichen Unterſchied beider. Philoſophie iſt nur die ihrer ſelbſt bewußte oder ſich ſelbſt bewußt werdende Vernunft, die Vernunft dagegen iſt der Stoff oder der objektive Typus aller Philoſophie.
Beſtimmen wir das Verhältniß der Philoſophie zu der Kunſt vor- läufig, ſo iſt es dieſes: die Philoſophie iſt die unmittelbare Darſtellung des Göttlichen, wie die Kunſt unmittelbar nur Darſtellung der Indif- ferenz als ſolcher (dieß, daß nur Indifferenz, macht das Gegenbildliche aus. Abſolute Identität = Urbild). Da indeß der Grad der Perfek- tion oder Realität eines Dings wächst in dem Verhältniß, als es ſich der abſoluten Idee, der Fülle der unendlichen Affirmation, annähert, je mehr es alſo andere Potenzen in ſich begreift, ſo iſt von ſelbſt klar, daß die Kunſt auch wieder das unmittelbarſte Verhältniß zur Philoſophie
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Handeln, oder umgekehrt ein ganz zum Handeln gewordenes Wiſſen,
d. h. ſie iſt Indifferenz beider.
Dieſer Beweis genügt uns für den gegenwärtigen Zweck. Es ver-
ſteht ſich, daß wir auf dieſen Satz zurückkommen. Hier iſt unſere Ab-
ſicht bloß den allgemeinen Typus des Univerſums zu entwerfen, um
nachher die einzelne Potenz herauszuheben aus dem Ganzen und dem
Verhältniß zu dieſem gemäß zu behandeln. Wir fahren daher in un-
ſerer Darſtellung fort.
§. 15. Der vollkommene Ausdruck nicht des Realen noch
des Idealen noch ſelbſt der Indifferenz beider (denn dieſe, wie wir
jetzt ſehen, hat einen gedoppelten Ausdruck), ſondern der abſoluten
Identität als ſolcher oder des Göttlichen, ſofern es das
Auflöſende aller Potenzen iſt, iſt die abſolute Vernunft-
wiſſenſchaft oder die Philoſophie.
Die Philoſophie iſt alſo in der erſcheinenden idealen Welt ebenſo
das Auflöſende aller Beſonderungen, wie es Gott in der urbildlichen
Welt iſt. (Göttliche Wiſſenſchaft.) Weder die Vernunft noch die
Philoſophie gehören der realen oder idealen Welt als ſolcher an, ob-
gleich dann wieder — in dieſer Identität — ſich Vernunft und Philo-
ſophie wie Reales und Ideales verhalten können. Da aber jede für
ſich abſolute Identität iſt, ſo macht dieſes Verhältniß keinen wirklichen
Unterſchied beider. Philoſophie iſt nur die ihrer ſelbſt bewußte oder
ſich ſelbſt bewußt werdende Vernunft, die Vernunft dagegen iſt der
Stoff oder der objektive Typus aller Philoſophie.
Beſtimmen wir das Verhältniß der Philoſophie zu der Kunſt vor-
läufig, ſo iſt es dieſes: die Philoſophie iſt die unmittelbare Darſtellung
des Göttlichen, wie die Kunſt unmittelbar nur Darſtellung der Indif-
ferenz als ſolcher (dieß, daß nur Indifferenz, macht das Gegenbildliche
aus. Abſolute Identität = Urbild). Da indeß der Grad der Perfek-
tion oder Realität eines Dings wächst in dem Verhältniß, als es ſich
der abſoluten Idee, der Fülle der unendlichen Affirmation, annähert,
je mehr es alſo andere Potenzen in ſich begreift, ſo iſt von ſelbſt klar,
daß die Kunſt auch wieder das unmittelbarſte Verhältniß zur Philoſophie
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/57>, abgerufen am 21.11.2024.
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