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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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hat, und von ihr nur durch die Bestimmung der Besonderheit oder
der Gegenbildlichkeit noch unterschieden, denn übrigens ist sie die höchste
Potenz der idealen Welt. Nun weiter.

§. 16. Den drei Potenzen der realen und idealen Welt
entsprechen die drei Ideen
(die Idee als Göttliches gehört
gleichfalls weder der realen noch der idealen Welt insbesondere an) --
die Wahrheit, die Güte und die Schönheit: der ersten Potenz
der idealen und realen Welt entspricht die Wahrheit, der zweiten Potenz
die Güte, der dritten die Schönheit -- im Organismus und in
der Kunst.

Ueber das Verhältniß, das wir diesen drei Ideen zueinander geben,
ferner über die Art, wie sich beide in der realen und idealen Welt
differenziiren, uns zu erklären, ist hier nicht der Ort, dieß geschieht in
der allgemeinen Philosophie. Nur über das Verhältniß, das wir der
Schönheit geben, müssen wir uns erklären.

Die Schönheit, kann man sagen, ist überall gesetzt, wo Licht und
Materie, Ideales und Reales sich berühren. Die Schönheit ist weder
bloß das Allgemeine oder Ideale (dieß = Wahrheit) noch das bloß
Reale (dieß im Handeln), also sie ist nur die vollkommene Durchdrin-
gung oder Ineinsbildung beider. Schönheit ist da gesetzt, wo das
Besondere (Reale) seinem Begriff so angemessen ist, daß dieser selbst,
als Unendliches, eintritt in das Endliche und in concreto angeschaut
wird. Hierdurch wird das Reale, in dem er (der Begriff) erscheint,
dem Urbild, der Idee wahrhaft ähnlich und gleich, wo eben dieses All-
gemeine und Besondere in absoluter Identität ist. Das Rationale
wird als Rationales zugleich ein Erscheinendes, Sinnliches.

Anmerkung: 1) Wie Gott über den Ideen der Wahrheit, der
Güte und der Schönheit als ihr Gemeinsames schwebt, so die Philo-
sophie. Die Philosophie behandelt weder allein die Wahrheit, noch bloß
die Sittlichkeit, noch bloß die Schönheit, sondern das Gemeinsame aller,
und leitet sie aus Einem Urquell her. Wollte man die Frage auf-
werfen, woher es komme, daß Philosophie, obgleich auch über der
Wahrheit ebenso wie über der Güte und über der Schönheit schwebend,

hat, und von ihr nur durch die Beſtimmung der Beſonderheit oder
der Gegenbildlichkeit noch unterſchieden, denn übrigens iſt ſie die höchſte
Potenz der idealen Welt. Nun weiter.

§. 16. Den drei Potenzen der realen und idealen Welt
entſprechen die drei Ideen
(die Idee als Göttliches gehört
gleichfalls weder der realen noch der idealen Welt insbeſondere an) —
die Wahrheit, die Güte und die Schönheit: der erſten Potenz
der idealen und realen Welt entſpricht die Wahrheit, der zweiten Potenz
die Güte, der dritten die Schönheit — im Organismus und in
der Kunſt.

Ueber das Verhältniß, das wir dieſen drei Ideen zueinander geben,
ferner über die Art, wie ſich beide in der realen und idealen Welt
differenziiren, uns zu erklären, iſt hier nicht der Ort, dieß geſchieht in
der allgemeinen Philoſophie. Nur über das Verhältniß, das wir der
Schönheit geben, müſſen wir uns erklären.

Die Schönheit, kann man ſagen, iſt überall geſetzt, wo Licht und
Materie, Ideales und Reales ſich berühren. Die Schönheit iſt weder
bloß das Allgemeine oder Ideale (dieß = Wahrheit) noch das bloß
Reale (dieß im Handeln), alſo ſie iſt nur die vollkommene Durchdrin-
gung oder Ineinsbildung beider. Schönheit iſt da geſetzt, wo das
Beſondere (Reale) ſeinem Begriff ſo angemeſſen iſt, daß dieſer ſelbſt,
als Unendliches, eintritt in das Endliche und in concreto angeſchaut
wird. Hierdurch wird das Reale, in dem er (der Begriff) erſcheint,
dem Urbild, der Idee wahrhaft ähnlich und gleich, wo eben dieſes All-
gemeine und Beſondere in abſoluter Identität iſt. Das Rationale
wird als Rationales zugleich ein Erſcheinendes, Sinnliches.

Anmerkung: 1) Wie Gott über den Ideen der Wahrheit, der
Güte und der Schönheit als ihr Gemeinſames ſchwebt, ſo die Philo-
ſophie. Die Philoſophie behandelt weder allein die Wahrheit, noch bloß
die Sittlichkeit, noch bloß die Schönheit, ſondern das Gemeinſame aller,
und leitet ſie aus Einem Urquell her. Wollte man die Frage auf-
werfen, woher es komme, daß Philoſophie, obgleich auch über der
Wahrheit ebenſo wie über der Güte und über der Schönheit ſchwebend,

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[382/0058] hat, und von ihr nur durch die Beſtimmung der Beſonderheit oder der Gegenbildlichkeit noch unterſchieden, denn übrigens iſt ſie die höchſte Potenz der idealen Welt. Nun weiter. §. 16. Den drei Potenzen der realen und idealen Welt entſprechen die drei Ideen (die Idee als Göttliches gehört gleichfalls weder der realen noch der idealen Welt insbeſondere an) — die Wahrheit, die Güte und die Schönheit: der erſten Potenz der idealen und realen Welt entſpricht die Wahrheit, der zweiten Potenz die Güte, der dritten die Schönheit — im Organismus und in der Kunſt. Ueber das Verhältniß, das wir dieſen drei Ideen zueinander geben, ferner über die Art, wie ſich beide in der realen und idealen Welt differenziiren, uns zu erklären, iſt hier nicht der Ort, dieß geſchieht in der allgemeinen Philoſophie. Nur über das Verhältniß, das wir der Schönheit geben, müſſen wir uns erklären. Die Schönheit, kann man ſagen, iſt überall geſetzt, wo Licht und Materie, Ideales und Reales ſich berühren. Die Schönheit iſt weder bloß das Allgemeine oder Ideale (dieß = Wahrheit) noch das bloß Reale (dieß im Handeln), alſo ſie iſt nur die vollkommene Durchdrin- gung oder Ineinsbildung beider. Schönheit iſt da geſetzt, wo das Beſondere (Reale) ſeinem Begriff ſo angemeſſen iſt, daß dieſer ſelbſt, als Unendliches, eintritt in das Endliche und in concreto angeſchaut wird. Hierdurch wird das Reale, in dem er (der Begriff) erſcheint, dem Urbild, der Idee wahrhaft ähnlich und gleich, wo eben dieſes All- gemeine und Beſondere in abſoluter Identität iſt. Das Rationale wird als Rationales zugleich ein Erſcheinendes, Sinnliches. Anmerkung: 1) Wie Gott über den Ideen der Wahrheit, der Güte und der Schönheit als ihr Gemeinſames ſchwebt, ſo die Philo- ſophie. Die Philoſophie behandelt weder allein die Wahrheit, noch bloß die Sittlichkeit, noch bloß die Schönheit, ſondern das Gemeinſame aller, und leitet ſie aus Einem Urquell her. Wollte man die Frage auf- werfen, woher es komme, daß Philoſophie, obgleich auch über der Wahrheit ebenſo wie über der Güte und über der Schönheit ſchwebend,

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/58>, abgerufen am 21.11.2024.