Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.a) der Ansicht des Universums als Chaos, welches, im Vorbeigehen §. 27. Die besonderen Dinge, sofern sie in ihrer Be- Dieser Satz ist bloße Erklärung, also keines Beweises bedürftig, Erläuterung. Jede Idee ist = Universum in der Gestalt des §. 28. Dieselben Ineinsbildungen des Allgemeinen α) der Anſicht des Univerſums als Chaos, welches, im Vorbeigehen §. 27. Die beſonderen Dinge, ſofern ſie in ihrer Be- Dieſer Satz iſt bloße Erklärung, alſo keines Beweiſes bedürftig, Erläuterung. Jede Idee iſt = Univerſum in der Geſtalt des §. 28. Dieſelben Ineinsbildungen des Allgemeinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0066" n="390"/> α) der Anſicht des Univerſums als <hi rendition="#g">Chaos</hi>, welches, im Vorbeigehen<lb/> geſagt, die Grundanſchauung des Erhabenen iſt, ſofern nämlich in ihm<lb/> in abſoluter Identität alles als eins liegt, β) als der höchſten Schön-<lb/> heit und Form, weil es eben durch die Abſolutheit der <hi rendition="#g">Form</hi>, oder<lb/> dadurch, daß in jedes Beſondere und jede <hi rendition="#g">Form</hi> wieder alle Formen,<lb/> und demnach die abſolute Form gebildet iſt, Chaos iſt. Wir werden<lb/> von dieſen Begriffen in der Folge ſehr beſtimmten Gebrauch machen.<lb/><hi rendition="#aq">b)</hi> Vorzüglich iſt der Begriff der abſoluten Geſchiedenheit des Beſon-<lb/> deren für die Kunſt wichtig, da gerade auf dieſer Abſonderung der<lb/> Formen ihre größte Wirkung beruht. Aber dieſe Abſonderung iſt eben<lb/> nur dadurch, daß jedes für ſich abſolut iſt.</p><lb/> <p>§. 27. <hi rendition="#g">Die beſonderen Dinge, ſofern ſie in ihrer Be-<lb/> ſonderheit abſolut, ſofern ſie alſo als Beſondere zugleich<lb/> Univerſa ſind, heißen <hi rendition="#b">Ideen</hi></hi>.</p><lb/> <p>Dieſer Satz iſt bloße <hi rendition="#g">Erklärung</hi>, alſo keines Beweiſes bedürftig,<lb/> obwohl es ſich zeigen ließe, daß ſchon der erſte Urheber der Lehre von<lb/> den Ideen, wenn er auch dieſe nicht gerade <hi rendition="#g">ſo</hi> erklärt, doch dasſelbe<lb/> darunter verſtanden.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Erläuterung</hi>. Jede Idee iſt = Univerſum in der Geſtalt des<lb/> Beſonderen. Aber eben deßwegen iſt ſie nicht als dieſes Beſondere real.<lb/> Das Reale iſt immer nur das Univerſum. Jede Idee hat zwei Ein-<lb/> heiten, die eine, wodurch ſie <hi rendition="#g">in ſich ſelbſt</hi> und <hi rendition="#g">abſolut</hi> iſt, die<lb/> alſo, wodurch das Abſolute in ihr Beſonderes gebildet iſt, und die,<lb/> wodurch ſie als Beſonderes in das Abſolute als ihr Centrum aufge-<lb/> nommen wird. Dieſe gedoppelte Einheit jeder Idee iſt eigentlich das<lb/> Geheimniß, wodurch das Beſondere im Abſoluten, und gleichwohl<lb/> wieder als Beſonderes begriffen werden kann.</p><lb/> <p>§. 28. <hi rendition="#g">Dieſelben Ineinsbildungen des Allgemeinen<lb/> und Beſonderen, die an ſich ſelbſt betrachtet Ideen, d. h.<lb/> Bilder des Göttlichen ſind, ſind real betrachtet <hi rendition="#b">Götter</hi></hi>.<lb/> Denn das Weſen, das An-ſich von ihnen = <hi rendition="#g">Gott</hi>. Ideen ſind ſie<lb/> nur, inwiefern ſie Gott in beſonderer Form. Jede Idee iſt alſo =<lb/> Gott, aber ein beſonderer Gott.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [390/0066]
α) der Anſicht des Univerſums als Chaos, welches, im Vorbeigehen
geſagt, die Grundanſchauung des Erhabenen iſt, ſofern nämlich in ihm
in abſoluter Identität alles als eins liegt, β) als der höchſten Schön-
heit und Form, weil es eben durch die Abſolutheit der Form, oder
dadurch, daß in jedes Beſondere und jede Form wieder alle Formen,
und demnach die abſolute Form gebildet iſt, Chaos iſt. Wir werden
von dieſen Begriffen in der Folge ſehr beſtimmten Gebrauch machen.
b) Vorzüglich iſt der Begriff der abſoluten Geſchiedenheit des Beſon-
deren für die Kunſt wichtig, da gerade auf dieſer Abſonderung der
Formen ihre größte Wirkung beruht. Aber dieſe Abſonderung iſt eben
nur dadurch, daß jedes für ſich abſolut iſt.
§. 27. Die beſonderen Dinge, ſofern ſie in ihrer Be-
ſonderheit abſolut, ſofern ſie alſo als Beſondere zugleich
Univerſa ſind, heißen Ideen.
Dieſer Satz iſt bloße Erklärung, alſo keines Beweiſes bedürftig,
obwohl es ſich zeigen ließe, daß ſchon der erſte Urheber der Lehre von
den Ideen, wenn er auch dieſe nicht gerade ſo erklärt, doch dasſelbe
darunter verſtanden.
Erläuterung. Jede Idee iſt = Univerſum in der Geſtalt des
Beſonderen. Aber eben deßwegen iſt ſie nicht als dieſes Beſondere real.
Das Reale iſt immer nur das Univerſum. Jede Idee hat zwei Ein-
heiten, die eine, wodurch ſie in ſich ſelbſt und abſolut iſt, die
alſo, wodurch das Abſolute in ihr Beſonderes gebildet iſt, und die,
wodurch ſie als Beſonderes in das Abſolute als ihr Centrum aufge-
nommen wird. Dieſe gedoppelte Einheit jeder Idee iſt eigentlich das
Geheimniß, wodurch das Beſondere im Abſoluten, und gleichwohl
wieder als Beſonderes begriffen werden kann.
§. 28. Dieſelben Ineinsbildungen des Allgemeinen
und Beſonderen, die an ſich ſelbſt betrachtet Ideen, d. h.
Bilder des Göttlichen ſind, ſind real betrachtet Götter.
Denn das Weſen, das An-ſich von ihnen = Gott. Ideen ſind ſie
nur, inwiefern ſie Gott in beſonderer Form. Jede Idee iſt alſo =
Gott, aber ein beſonderer Gott.
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