dieser Anschauung gemäß zuerst nur den rohen Entwurf des Ganzen hervorbringen, dann die einzelnen Theile vollständig ausbilden, bis ihm das Schema allmählich zum völlig concreten Bild wird, und noch mit der vollständig eintretenden Bestimmung des Bildes in seiner Ein- bildungskraft auch das Werk selbst vollendet ist.
Was Schema und Schematismus sey, kann also jeder nur durch eigne innere Anschauung erfahren; da aber unser Denken des Beson- deren eigentlich immer ein Schematisiren desselben ist, so bedarf es eigentlich bloß der Reflexion auf den beständig, selbst in der Sprache geübten Schematismus, um sich der Anschauung davon zu versichern. In der Sprache bedienen wir uns auch zur Bezeichnung des Beson- deren doch immer nur der allgemeinen Bezeichnungen; insofern ist selbst die Sprache nichts anderes als ein fortgesetztes Schematisiren.
Es gibt nun allerdings auch einen Schematismus der Kunst, allein nach der Erklärung selbst, die wir davon gegeben haben, ist offenbar, daß bloßer Schematismus keine vollkommene Darstellung des Absoluten im Besonderen heißen könne, obgleich das Schema als Allgemeines auch wieder ein Besonderes ist, aber nur so, daß das Allgemeine das Besondere bedeutet. Es wäre also unmöglich, Mythologie überhaupt, oder die griechische insbesondere, da sie wahre Symbolik ist, bloß als einen Schematismus der Natur oder des Universums zu begreifen, ob- gleich es allerdings scheinen möchte, daß einzelne Elemente derselben so gedeutet werden können. Man könnte jenes schon bemerkte Zusammen- fassen besonderer, zu einem gewissen beschränkten Kreis gehöriger Er- scheinungen auf ein Individuum als Schematismus begreifen, indem man nun dieses Individuum selbst wieder als das Allgemeine jener Erscheinungen begriffe. Aber ebenso gut könnte man umgekehrt sagen, daß in ihnen vielmehr das Allgemeine (volle Massen von Erscheinungen) durch das Besondere bedeutet werde, welches ebenso viel Wahrheit hätte als das Erste, da in der symbolischen Darstellung eben beides vereinigt ist. Ebenso, wenn man Mythologie nur überhaupt als eine bloß höhere Sprache begreifen wollte, da die Sprache allerdings ganz schematisirend ist.
dieſer Anſchauung gemäß zuerſt nur den rohen Entwurf des Ganzen hervorbringen, dann die einzelnen Theile vollſtändig ausbilden, bis ihm das Schema allmählich zum völlig concreten Bild wird, und noch mit der vollſtändig eintretenden Beſtimmung des Bildes in ſeiner Ein- bildungskraft auch das Werk ſelbſt vollendet iſt.
Was Schema und Schematismus ſey, kann alſo jeder nur durch eigne innere Anſchauung erfahren; da aber unſer Denken des Beſon- deren eigentlich immer ein Schematiſiren deſſelben iſt, ſo bedarf es eigentlich bloß der Reflexion auf den beſtändig, ſelbſt in der Sprache geübten Schematismus, um ſich der Anſchauung davon zu verſichern. In der Sprache bedienen wir uns auch zur Bezeichnung des Beſon- deren doch immer nur der allgemeinen Bezeichnungen; inſofern iſt ſelbſt die Sprache nichts anderes als ein fortgeſetztes Schematiſiren.
Es gibt nun allerdings auch einen Schematismus der Kunſt, allein nach der Erklärung ſelbſt, die wir davon gegeben haben, iſt offenbar, daß bloßer Schematismus keine vollkommene Darſtellung des Abſoluten im Beſonderen heißen könne, obgleich das Schema als Allgemeines auch wieder ein Beſonderes iſt, aber nur ſo, daß das Allgemeine das Beſondere bedeutet. Es wäre alſo unmöglich, Mythologie überhaupt, oder die griechiſche insbeſondere, da ſie wahre Symbolik iſt, bloß als einen Schematismus der Natur oder des Univerſums zu begreifen, ob- gleich es allerdings ſcheinen möchte, daß einzelne Elemente derſelben ſo gedeutet werden können. Man könnte jenes ſchon bemerkte Zuſammen- faſſen beſonderer, zu einem gewiſſen beſchränkten Kreis gehöriger Er- ſcheinungen auf ein Individuum als Schematismus begreifen, indem man nun dieſes Individuum ſelbſt wieder als das Allgemeine jener Erſcheinungen begriffe. Aber ebenſo gut könnte man umgekehrt ſagen, daß in ihnen vielmehr das Allgemeine (volle Maſſen von Erſcheinungen) durch das Beſondere bedeutet werde, welches ebenſo viel Wahrheit hätte als das Erſte, da in der ſymboliſchen Darſtellung eben beides vereinigt iſt. Ebenſo, wenn man Mythologie nur überhaupt als eine bloß höhere Sprache begreifen wollte, da die Sprache allerdings ganz ſchematiſirend iſt.
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dieſer Anſchauung gemäß zuerſt nur den rohen Entwurf des Ganzen
hervorbringen, dann die einzelnen Theile vollſtändig ausbilden, bis
ihm das Schema allmählich zum völlig concreten Bild wird, und noch
mit der vollſtändig eintretenden Beſtimmung des Bildes in ſeiner Ein-
bildungskraft auch das Werk ſelbſt vollendet iſt.
Was Schema und Schematismus ſey, kann alſo jeder nur durch
eigne innere Anſchauung erfahren; da aber unſer Denken des Beſon-
deren eigentlich immer ein Schematiſiren deſſelben iſt, ſo bedarf es
eigentlich bloß der Reflexion auf den beſtändig, ſelbſt in der Sprache
geübten Schematismus, um ſich der Anſchauung davon zu verſichern.
In der Sprache bedienen wir uns auch zur Bezeichnung des Beſon-
deren doch immer nur der allgemeinen Bezeichnungen; inſofern iſt ſelbſt
die Sprache nichts anderes als ein fortgeſetztes Schematiſiren.
Es gibt nun allerdings auch einen Schematismus der Kunſt, allein
nach der Erklärung ſelbſt, die wir davon gegeben haben, iſt offenbar,
daß bloßer Schematismus keine vollkommene Darſtellung des Abſoluten
im Beſonderen heißen könne, obgleich das Schema als Allgemeines
auch wieder ein Beſonderes iſt, aber nur ſo, daß das Allgemeine das
Beſondere bedeutet. Es wäre alſo unmöglich, Mythologie überhaupt,
oder die griechiſche insbeſondere, da ſie wahre Symbolik iſt, bloß als
einen Schematismus der Natur oder des Univerſums zu begreifen, ob-
gleich es allerdings ſcheinen möchte, daß einzelne Elemente derſelben ſo
gedeutet werden können. Man könnte jenes ſchon bemerkte Zuſammen-
faſſen beſonderer, zu einem gewiſſen beſchränkten Kreis gehöriger Er-
ſcheinungen auf ein Individuum als Schematismus begreifen, indem
man nun dieſes Individuum ſelbſt wieder als das Allgemeine jener
Erſcheinungen begriffe. Aber ebenſo gut könnte man umgekehrt ſagen,
daß in ihnen vielmehr das Allgemeine (volle Maſſen von Erſcheinungen)
durch das Beſondere bedeutet werde, welches ebenſo viel Wahrheit
hätte als das Erſte, da in der ſymboliſchen Darſtellung eben beides
vereinigt iſt. Ebenſo, wenn man Mythologie nur überhaupt als eine
bloß höhere Sprache begreifen wollte, da die Sprache allerdings ganz
ſchematiſirend iſt.
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/84>, abgerufen am 18.12.2024.
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