Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.Die Philosophie ist also die Wissenschaft der Ohne intellectuelle Anschauung keine Philo¬ Ich habe hier nicht von der Philosophie Die Philoſophie iſt alſo die Wiſſenſchaft der Ohne intellectuelle Anſchauung keine Philo¬ Ich habe hier nicht von der Philoſophie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0107" n="98"/> <p>Die Philoſophie iſt alſo die Wiſſenſchaft der<lb/> Ideen oder der ewigen Urbilder der Dinge.</p><lb/> <p>Ohne intellectuelle Anſchauung keine Philo¬<lb/> ſophie! Auch die reine Anſchauung des Raums<lb/> und der Zeit iſt nicht im gemeinen Bewußt¬<lb/> ſeyn, als ſolchem; denn auch ſie iſt die, nur im<lb/> Sinnlichen reflectirte, intellectuelle. Aber der<lb/> Mathematiker hat das Mittel der aͤußern Dar¬<lb/> ſtellung voraus: in der Philoſophie faͤllt auch<lb/> die Anſchauung ganz in die Vernunft zuruͤck.<lb/> Wer ſie nicht hat, verſteht auch nicht, was<lb/> von ihr geſagt wird; ſie kann alſo uͤberhaupt<lb/> nicht gegeben werden. Eine negative Bedin¬<lb/> gung ihres Beſitzes iſt die klare und innige<lb/> Einſicht der Nichtigkeit aller bloß endlichen<lb/> Erkenntniß. Man kann ſie in ſich bilden:<lb/> in dem Philoſophen muß ſie gleichſam zum<lb/> Karakter werden, zum unwandelbaren Organ,<lb/> zur Fertigkeit, alles nur zu ſehen, wie es in<lb/> der Idee ſich darſtellt.</p><lb/> <p>Ich habe hier nicht von der Philoſophie<lb/> uͤberhaupt, ich habe mir ſo weit von ihr zu re¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0107]
Die Philoſophie iſt alſo die Wiſſenſchaft der
Ideen oder der ewigen Urbilder der Dinge.
Ohne intellectuelle Anſchauung keine Philo¬
ſophie! Auch die reine Anſchauung des Raums
und der Zeit iſt nicht im gemeinen Bewußt¬
ſeyn, als ſolchem; denn auch ſie iſt die, nur im
Sinnlichen reflectirte, intellectuelle. Aber der
Mathematiker hat das Mittel der aͤußern Dar¬
ſtellung voraus: in der Philoſophie faͤllt auch
die Anſchauung ganz in die Vernunft zuruͤck.
Wer ſie nicht hat, verſteht auch nicht, was
von ihr geſagt wird; ſie kann alſo uͤberhaupt
nicht gegeben werden. Eine negative Bedin¬
gung ihres Beſitzes iſt die klare und innige
Einſicht der Nichtigkeit aller bloß endlichen
Erkenntniß. Man kann ſie in ſich bilden:
in dem Philoſophen muß ſie gleichſam zum
Karakter werden, zum unwandelbaren Organ,
zur Fertigkeit, alles nur zu ſehen, wie es in
der Idee ſich darſtellt.
Ich habe hier nicht von der Philoſophie
uͤberhaupt, ich habe mir ſo weit von ihr zu re¬
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